Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was Bienen im kalten Winter guttut
Bienen halten sich auf besondere Weise im Winter warm. Mithilfe eines erfahrenen Imkers funktioniert das recht gut. Doch der Klimawandel macht auch den fleißigen Insekten zu schaffen
Was machen eigentlich Bienen im Winter? Sie kuscheln sich ganz eng aneinander, um warm zu bleiben. Einer, der ihnen dabei hilft, ist der Imker, einer, wie Martin Fraunhofer aus Biberbach. Er erklärt, wie die kleinen Insekten im Winter gesund bleiben. Und womit sie die Pflege lohnen.
Biberbach Im Sommer freuen sich Obstbaumbesitzer und Landwirte über den Besuch fleißiger Bienen, denn dann ist die reiche Ernte im Obstgarten und auf dem Feld schon so gut wie gesichert. Doch was machen die eifrigen Pollensammler und Honigproduzenten eigentlich im Winter, fragt sich der Tee-mit-Honig-Genießer an der Bude auf dem Weihnachtsmarkt.
Nichts anderes als der Mensch, weiß der Biberbacher Imker Martin Fraunhofer. Die Insekten machen es sich im Stock gemütlich und wärmen sich selbst und vor allem die wertvolle Königin an kalten Tagen. Denn von ihrem Überleben hängt das Schicksal des Volkes ab. Nur sie kann Eier legen und für den Nachwuchs sorgen. Zwischen 15 und 30 Grad sind es im Bienenstock, je nachdem, ob man mitten drin in der dichten Bienentraube messen würde oder ganz außen an dem kompakt zusammengerückten Volk, das in ständiger Bewegung ist, um für gutes Klima zu sorgen.
Zehn- bis zwölftausend Bienen leben im Winter eng zusammen, höchstens ein Viertel der sommerlichen „Mannschaftsstärke“. Während die Bienen auf das Frühjahr warten, haben die Imker im Winter viel zu tun. Bei Mar- tin Fraunhofer stapelt sich in der Werkstatt duftendes Holz für neue Wabenrahmen und alles, was für schicke Bienenwohnungen nötig ist. Alle Geräte, die für die Honigproduktion nötig sind, werden instandgehalten und auf Hochglanz poliert. In besonderen, kleinen Holzkästchen überwintern die Lieblinge des passionierten Imkers: junge Königinnen mit einem Hofstaat aus Pflege- bienen, die im nächsten Jahr den Grundstock für neue Völker bilden werden. Sobald die Temperaturen steigen und die ersten Blüten locken, sind die 35 bis 40 Lebenstage der Bienen bis zum Rand mit Aktivität gefüllt. Nach dem Schlüpfen bleiben die Jungbienen erst einmal im Stock. Sie halten die Behausung und die Kinderstube sauber, füttern den Nachwuchs und bauen an den Waben. Danach sieht sie sich als Wächterbiene vor dem Stock um und verteidigt den Staat vor allen Eindringlingen. Ab dem 20. Lebenstag ist sie Sammelbiene, die Pollen und Nektar als Nahrung mit nach Hause bringt.
Anders als ihre wilden Schwestern hat die Honigbiene allerdings nicht viel von ihrer Arbeit. Den Honig holen sich die Menschen und füttern die Bienen in der kalten Jahreszeit mit Zuckersirup oder einem süßen Futterteig. Bei Martin Fraunhofer gibt es nicht nur reinen Zucker, sondern ein Honiggemisch. Er findet, dass die kleinen Brummer etwas von ihrer Arbeit haben sollen und es ihnen auch guttut, mit den vielen gesunden Inhaltsstoffen des Honigs über den Winter zu kommen.
Der Klimawandel ist auch bei den Bienen angekommen, beobachten Fraunhofer und seine Kollegen. „Normalerweise kehrt ab November Winterruhe ein im Stock.“Doch bei Temperaturen über acht Grad schwärmen sie wieder aus in der Hoffnung, Nahrung zu finden. Die erfolglosen Flüge sind zwar nicht lebensbedrohend für die Insekten, kosten aber Kraft.
In besonders heißen Sommern mit langen Trockenperioden fallen matte, ausgetrocknete Pflanzen als Pollen- und Nektarquelle aus und die Bienen müssen sich in der Hitze doppelt anstrengen, um Weidegründe zu finden.
Viel Arbeit und so ein kurzes Bienenleben. Vielleicht bietet sich beim nächsten Schluck aus dem mit Honig lecker gesüßten Tee ein kleines „Prost“an die Lieferantinnen an. Und ein paar Pflanzen, die Bienen besonders lieben, könnten im nächsten Sommer ihren Weg auf Balkon oder Terrasse finden. Ein brummendes Dankeschön ist den rücksichtsvollen Hobbygärtnern dafür sicher.