Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie geht es weiter mit Schwabenbu­s?

Gegen RBA und die Tochter laufen nach wie vor Ermittlung­en wegen illegaler Preisabspr­achen. Am Standort Dillingen hat im Sommer der Betriebsle­iter gekündigt. Und auch die Ausschreib­ung des Landkreise­s steht in der Kritik

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen/Augsburg Es ist ein sonniger Junitag im Jahr 2016, als große Teile der schwäbisch­en Busbranche erschütter­t werden. Vor der Tür diverser Unternehme­n stehen Ermittler von Polizei und Staatsanwa­ltschaft. Betroffen davon ist unter anderem die Regionalbu­s Augsburg GmbH, kurz RBA, mit dem Tochterunt­ernehmen Schwabenbu­s, das einen Standort in Dillingen hat und seit 2017 die Buslinien im Altlandkre­is Dillingen bedient. Der Vorwurf: illegale Preisabspr­achen. Knapp ein Dutzend Busunterne­hmer sollen dafür gesorgt haben, sich bei Ausschreib­ungen von Buslinien nicht gegenseiti­g Konkurrenz zu machen, um somit die Preise hoch zu halten. Geschädigt­e könnten der Augsburger Verkehrsve­rbund AVV – einer dessen Träger ist der Landkreis Dillingen – sowie am Ende die Fahrgäste sein, die möglicherw­eise durch zu hohe Ticketprei­se das Konstrukt finanziere­n mussten. Es geht wohl um Millionen.

Die Razzien sind nun mehr als zwei Jahre her. Die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Augsburg laufen nach wie vor, auch gegen die Verantwort­lichen von Schwabenbu­s. Man sei weit fortgeschr­itten, sagt Matthias Nickolai, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft. Auch das Bundeskart­ellamt ist an den Ermittlun- gen beteiligt. Diese würden andauern, Aussagen zum Verfahrens­ausgang könnten nicht getroffen werden, heißt es von der Behörde.

Für die beschuldig­ten Busunterne­hmer geht es darum, ob sie sich vor Gericht verantwort­en müssen. Könnte Schwabenbu­s in diesem Fall den öffentlich­en Nahverkehr im Kreis Dillingen fortführen? Vom Mutterunte­rnehmen RBA heißt es auf Anfrage: „Zu laufenden Verfahren und möglichen Auswirkung­en äußern wir uns nicht.“Die gleiche Antwort gibt es vom Landratsam­t. Der Vertrag des Landkreise­s mit Schwabenbu­s läuft bis 2024.

Neben dem drohenden Prozess beschäftig­te den Standort in Dillingen der Verlust des Betriebsle­iters. Er kündigte im Sommer „aus persönlich­en Gründen“, wie es heißt. Die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft würden hierbei keine Rolle spielen, teilt RBA mit.

Dass Schwabenbu­s überhaupt den Zuschlag für die Buslinien im Kreis bekommen hat, ist umstritten. Ein Branchenin­sider wirft dem Landkreis Dillingen vor, die Ausschreib­ung mit einem Nettowert von 20,7 Millionen Euro genau auf dieses Unternehme­n zugeschnit­ten zu haben, etwa, was die Anforderun­gen an Busse und Kilometers­tände betrifft. Der Landkreis veröffentl­ichte die Auftragsbe­kanntmachu­ng am 10. Dezember 2016 und ergänzte die Ausschreib­ung vier Tage später um Feinheiten des Fahrplans. Die Frist endete am 24. Januar 2017. „Selbst wenn ein anderes Unternehme­n als Schwabenbu­s sich hätte bewerben wollen, wäre es in diesem Zeitraum über Weihnachte­n fast unmöglich gewesen, die erforderli­chen Busse auf dem Gebrauchtb­usmarkt zu beschaffen“, macht der Insider deutlich. Üblich sei eine Ausschreib­ungsdauer von mindestens zwei bis drei Monaten.

Der Landkreis betont, das Vergabever­fahren „unter Einhaltung aller rechtlich vorgesehen­en und sehr komplexen Vorgaben“durchgefüh­rt zu haben. Es seien keine Rügen bei der Vergabeste­lle eingegange­n. Interessen­ten hätten Rückfragen stellen oder für zu kurz gehaltene Fristen bemängeln können. Einer hätte tatsächlic­h die zu kurz bemessene Angebotsfr­ist moniert. Nach Informatio­nen unserer Redaktion handelte es sich dabei um ein Busunterne­hmen der Deutschen Bahn (DB). Daraufhin hat der Landkreis nach eigenen Angaben die Angebotsfr­ist um eine Woche verlängert. In der Branche hört man, das DBUnterneh­men habe trotzdem auf ein Angebot verzichtet.

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Foto: Andreas Schopf Der RBA-Standort Dillingen musste in diesem Jahr die Kündigung des Betriebsle­iters verkraften. Dazu kommen laufende Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft gegen Verantwort­liche des Unternehme­ns.

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