Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Opel rollt mit neuen Motoren an
Weihnachten hin oder her: Insignia und Astra bekommen neue Triebwerke. Was sie leisten, was sie kosten und wie sie sich fahren
Der Insignia GSi ist Geschichte, zumindest als Benziner. Erst vor gut einem Jahr haben die Rüsselsheimer die Topversion ihres Flaggschiffs vorgestellt, nun steht er schon nicht mehr in der Preisliste. Wie so manchem seiner Zunft wurde auch dem 260-PS-Benziner – der übrigens auch ohne GSi-Insignien zu haben war – die neueste Abgasnorm zum Verhängnis. Der Aufwand, ihn WLTP-tauglich zu machen, wäre zu groß gewesen, denn ein Volumenmodell war der Antrieb sicher nicht.
Das könnte allerdings sein Nachfolger werden: In die Rolle des Zweiliter-Spitzen-Ottos schlüpft ein 1,6-Liter-Turbo, der mit 200 PS immer noch ausreichend stark ist, aber einer breiteren Massen gefallen dürfte. Schon allein, weil er mit rund sieben Litern Normverbrauch ein gutes Stück sparsamer und auch um einiges günstiger ist: ab 35195 Euro ist der neue Motor zu haben, das sind viertausend weniger als für die 260-PS-Version.
An Kraft mangelt es ihm nicht. 280 Newtonmeter stehen dauerhaft bereit, bei Bedarf können 20 weitere aus dem Vierzylinder gekitzelt werden. Genug, um nicht nur im Strom mitzuschwimmen, sondern auch für spontane Überholmanöver. Den Standardsprint hakt der laufruhige Insignia in 7,7 bis 8,4 Sekunden ab – je nach Modell. Schließlich ist der neue Motor nicht nur in Limousine und Kombi erhältlich, sondern sogar im auf Abenteuer getrimmten Country Tourer. Optional kann das Triebwerk auch mit einer Sechsgang-Automatik gekoppelt werden, dann steigt der Mindestpreis auf 38190 Euro. Wer aufs Selberschalten verzichtet, bekommt dafür gleich noch das Flex-Ride-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern spendiert. Für den Handschalter ist es nicht mal gegen Aufpreis erhältlich.
Ausschließlich als Handschalter ist der zweite neue Motor zu haben, den Opel in diesen Tagen auf den Markt bringt: ein neuer Diesel für den Astra. 1,6 Liter Hubraum, doppelte Turbo-Aufladung, 150 PS – das klingt eher nach einer Vernunftversion. Tatsächlich aber markiert das ab 27 720 Euro erhältliche Triebwerk die Leistungsspitze bei den Rüsselsheimer KompaktSelbstzündern. Wem das nicht reicht, der muss auf die Otto-Seite wechseln, wo ebenfalls der neue Insignia-Motor auf Kunden wartet.
Dass er die Position als Topmotor durchaus verdient, belegt der neue Diesel vor allem mit seinem massigen Drehmoment: 350 Newtonmeter stehen bereit, die schon bei 1500 Touren anliegen. Allerdings läuft der Vierzylinder so kultiviert und vibrationsarm, dass man beim gemütlichen Dahinrollen oft mit nur wenig mehr als tausend Umdrehungen unterwegs ist. Beim Tritt aufs Gas passiert dann nicht wirklich viel, der Griff zum Schalthebel ist also obligatorisch. Zwischen zweiund dreitausend Umdrehungen legt sich der Selbstzünder erst richtig ins Zeug, dann macht er jedoch auch akustisch keinen Hehl mehr aus seinem Brennverfahren. Für den Marsch auf Tempo 100 nimmt er sich neun Sekunden Zeit, der Zwischensprint von 80 auf 120 km/h geschieht merklich flotter. Der Durst hält sich dagegen in Grenzen, gut sechs Liter dürften es in der Praxis sein.
Kommen wir noch mal zurück zum Insignia: Beim großen Opel hat sich nicht nur unter der Haube etwas getan, sondern auch in Sachen Software. Ein neues InfotainmentSystem hält Einzug, in der Basisversion mit 7-Zoll-Touchscreen, bei allen anderen Modellen mit einem Zoll mehr und Navigations-Funktion. Die neue, gut zu bedienende Menüstruktur erinnert an ein Smartphone.
Praktisch: Viermal im Jahr gibt es ein Karten-Update und Verkehrsinformationen werden in Echtzeit aus dem Internet geladen. Vorausgesetzt, man stellt das eigene Handy als Hotspot zur Verfügung; der Datenverbrauch liegt bei rund 300 MB pro Monat. Wer nicht immer online sein will, kann sich auch auf Verkehrsdaten aus dem Digitalfunk freuen. Über den DAB-Tuner (Serie in Verbindung mit dem großen Navi) werden Staus und Behinderungen alle paar Minuten aktualisiert – gratis und deutlich schneller als beim bisherigen 20-MinutenTakt über den TMC-Service.