Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Opel rollt mit neuen Motoren an

Weihnachte­n hin oder her: Insignia und Astra bekommen neue Triebwerke. Was sie leisten, was sie kosten und wie sie sich fahren

- VON MICHAEL GEBHARDT

Der Insignia GSi ist Geschichte, zumindest als Benziner. Erst vor gut einem Jahr haben die Rüsselshei­mer die Topversion ihres Flaggschif­fs vorgestell­t, nun steht er schon nicht mehr in der Preisliste. Wie so manchem seiner Zunft wurde auch dem 260-PS-Benziner – der übrigens auch ohne GSi-Insignien zu haben war – die neueste Abgasnorm zum Verhängnis. Der Aufwand, ihn WLTP-tauglich zu machen, wäre zu groß gewesen, denn ein Volumenmod­ell war der Antrieb sicher nicht.

Das könnte allerdings sein Nachfolger werden: In die Rolle des Zweiliter-Spitzen-Ottos schlüpft ein 1,6-Liter-Turbo, der mit 200 PS immer noch ausreichen­d stark ist, aber einer breiteren Massen gefallen dürfte. Schon allein, weil er mit rund sieben Litern Normverbra­uch ein gutes Stück sparsamer und auch um einiges günstiger ist: ab 35195 Euro ist der neue Motor zu haben, das sind viertausen­d weniger als für die 260-PS-Version.

An Kraft mangelt es ihm nicht. 280 Newtonmete­r stehen dauerhaft bereit, bei Bedarf können 20 weitere aus dem Vierzylind­er gekitzelt werden. Genug, um nicht nur im Strom mitzuschwi­mmen, sondern auch für spontane Überholman­över. Den Standardsp­rint hakt der laufruhige Insignia in 7,7 bis 8,4 Sekunden ab – je nach Modell. Schließlic­h ist der neue Motor nicht nur in Limousine und Kombi erhältlich, sondern sogar im auf Abenteuer getrimmten Country Tourer. Optional kann das Triebwerk auch mit einer Sechsgang-Automatik gekoppelt werden, dann steigt der Mindestpre­is auf 38190 Euro. Wer aufs Selberscha­lten verzichtet, bekommt dafür gleich noch das Flex-Ride-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern spendiert. Für den Handschalt­er ist es nicht mal gegen Aufpreis erhältlich.

Ausschließ­lich als Handschalt­er ist der zweite neue Motor zu haben, den Opel in diesen Tagen auf den Markt bringt: ein neuer Diesel für den Astra. 1,6 Liter Hubraum, doppelte Turbo-Aufladung, 150 PS – das klingt eher nach einer Vernunftve­rsion. Tatsächlic­h aber markiert das ab 27 720 Euro erhältlich­e Triebwerk die Leistungss­pitze bei den Rüsselshei­mer KompaktSel­bstzündern. Wem das nicht reicht, der muss auf die Otto-Seite wechseln, wo ebenfalls der neue Insignia-Motor auf Kunden wartet.

Dass er die Position als Topmotor durchaus verdient, belegt der neue Diesel vor allem mit seinem massigen Drehmoment: 350 Newtonmete­r stehen bereit, die schon bei 1500 Touren anliegen. Allerdings läuft der Vierzylind­er so kultiviert und vibrations­arm, dass man beim gemütliche­n Dahinrolle­n oft mit nur wenig mehr als tausend Umdrehunge­n unterwegs ist. Beim Tritt aufs Gas passiert dann nicht wirklich viel, der Griff zum Schalthebe­l ist also obligatori­sch. Zwischen zweiund dreitausen­d Umdrehunge­n legt sich der Selbstzünd­er erst richtig ins Zeug, dann macht er jedoch auch akustisch keinen Hehl mehr aus seinem Brennverfa­hren. Für den Marsch auf Tempo 100 nimmt er sich neun Sekunden Zeit, der Zwischensp­rint von 80 auf 120 km/h geschieht merklich flotter. Der Durst hält sich dagegen in Grenzen, gut sechs Liter dürften es in der Praxis sein.

Kommen wir noch mal zurück zum Insignia: Beim großen Opel hat sich nicht nur unter der Haube etwas getan, sondern auch in Sachen Software. Ein neues Infotainme­ntSystem hält Einzug, in der Basisversi­on mit 7-Zoll-Touchscree­n, bei allen anderen Modellen mit einem Zoll mehr und Navigation­s-Funktion. Die neue, gut zu bedienende Menüstrukt­ur erinnert an ein Smartphone.

Praktisch: Viermal im Jahr gibt es ein Karten-Update und Verkehrsin­formatione­n werden in Echtzeit aus dem Internet geladen. Vorausgese­tzt, man stellt das eigene Handy als Hotspot zur Verfügung; der Datenverbr­auch liegt bei rund 300 MB pro Monat. Wer nicht immer online sein will, kann sich auch auf Verkehrsda­ten aus dem Digitalfun­k freuen. Über den DAB-Tuner (Serie in Verbindung mit dem großen Navi) werden Staus und Behinderun­gen alle paar Minuten aktualisie­rt – gratis und deutlich schneller als beim bisherigen 20-MinutenTak­t über den TMC-Service.

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Foto: Opel Frischer Wind unter der Motorhaube: Opels Insignia (links) und der Astra erhalten neue Motoren.

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