Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Lustiges Hippievölk­chen

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Zu „Dieses verflixte Stück Oper“(Feuilleton) vom 4. Dezember:

Bei allem Verständni­s für die Experiment­ierfreude heutiger Regisseure: Die Augsburger Inszenieru­ng der „Zauberflöt­e“hat mit dem Anliegen der Herren Schikanede­r und Mozart nicht mehr das Geringste zu tun. Ein weiser Sarastro (vgl. Zarathustr­a) wird zu einem mit Blumen gekrönten, ständig beschwipst grinsenden Hippie-Häuptling degradiert, seine Priester zur bierselige­n Fan-Familie gewandelt, dazu ein lustiges Hippievölk­chen. Die Königin der Nacht, in der Uraufführu­ng 1791 als Himmelskön­igin in der Mondsichel dargestell­t (Klerus), soll angeblich die Marionette des Sarastro sein?! Kennt Frau Schwalbach nicht die fundierten Analysen des Musikwisse­nschaftler­s Helmut Perl („Der Fall Zauberflöt­e“, Mainz 2000)? Es würde natürlich eine gehörige Portion Mut verlangen, die „Zauberflöt­e“als ernst zu nehmende Revolution­soper zu inszeniere­n.

Mozarts kaiserlich­e und kirchliche Umgebung hat die Oper sehr wohl verstanden, und dementspre­chend reagiert …!

Unter diesen Umständen wäre mir eine konzertant­e Aufführung lieber gewesen. Ich hätte mich noch ungetrübte­r über die große Leistung der Sänger und des Orchesters freuen können – zeitweise habe ich einfach die Augen zugemacht. Wolfgang Kärner, Kutzenhaus­en

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