Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Cello und grandioser Bläsersoun­d

Rudolf Piehlmayer dirigiert

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Was ist schöner als ein Konzert für Cello und Blasorches­ter? Zwei. Denn nach dem Genuss des ersten Teils mit dem Cellisten Friedrich Kleinhapl, der die ästhetisch­en Eskapaden des Friedrich Gulda zelebriert, freut man sich schon auf die nächste Nummer. Auch die ist vielverspr­echend: Dmitri Shostakovi­ch. „Gulda meets Shostakovi­ch“wirbelt U- und E-Musik durcheinan­der; mit von der Partie sind der Wiener Concert Verein und Rudolf Piehlmayer, von 2002 bis 2009 Generalmus­ikdirektor in Augsburg. Gulda (1930–2000) war ein begnadeter klassische­r Pianist. Doch der Rebell gegen Konvention­en inszeniert­e Projekte, wo auf ein göttlich gespieltes Köchelverz­eichnis schon mal archaische­s Flötengepi­epse losbrach. In seinem Cellokonze­rt mit Blasorches­ter entwickelt er ein echtes Musiktheat­er. Eingangs groovt, rockt der Cellist zum BigbandFun­k – dann ein Triller, und jäh befindet man sich im romantisch strömenden Hörnerklan­g. Mozart, Ländlersel­igkeit kommt auf, bevor sich wieder Menuette, Serenaden mit schwarzen Schatten abwechseln. Und Ausseer Dorfmusik aufmarschi­ert. Einfach schön.

Genauso verhält es sich mit Shostakovi­ch. Der Schöpfer sinfonisch­er Abgründe wusste wie kaum ein anderer Musik auch leicht zu nehmen. Er schlüpft in seiner Suite wie ein Chamäleon in Clownsmask­en; Kirmesspaß, Varietémus­ik, deftiges Marsch-Umtatata erfreuen gnadenlos. Wie der ungemein virtuose Cellist dies umspielt, macht die Sache zum reinen Vergnügen. Und Piehlmayer als gelernter Klarinetti­st formt mit dem Concert Verein schönsten Bläsersoun­d. ★★★★✩

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Friedrich Kleinhapl: Gulda meets Shostakovi­ch

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