Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Häuslebauer steigen der Gemeinde aufs Dach
Mal wieder geht es in Bonstetten um Bauvorhaben. Weshalb der Rat einen Wunsch nicht zulässt
Bonstetten Die Bürgerfrageviertelstunde vor der Sitzung des Gemeinderats wird eher selten für Debatten genutzt. Dafür lassen manche Bauwerber in dem stark nachgefragten Holzwinkelort mitunter hinter den Kulissen ihre Muskeln spielen. Dahinter stehen oft großzügige Abweichungen von den Vorgaben in den Bebauungsplänen. So auch bei der jüngsten Zusammenkunft der Bürgervertreter.
Für die Bauprojekte der Bewohner und Zuzügler legen sich die Räte in der Regel mächtig ins Zeug, damit deren Vorstellungen möglichst eins-zu-eins umgesetzt werden können. Allerdings schlagen die Gremiumsmitglieder genau so heftig Alarm, wenn sie den planerischen Rahmen überschritten sehen. Diesen Fall riefen sie jetzt bei dem geplanten Neubau eines Einfamilienhauses mit Doppelgarage im Wohngebiet „Heuberg II“aus, der gleich drei Abweichungen von den Vorschriften enthalten sollte. „Man droht mit rechtlichen Schritten, wenn das von uns nicht genehmigt wird“, teilte Sitzungsleiter und Bürgermeister Anton Gleich mit ernstem Blick mit. Von dem Häuslebauer und dessen Architekt wird auf bestehende Gebäude in der Nachbarschaft verwiesen, in denen etwa ein drittes Geschoss entstehen konnte.
Die Nummer drei stellte für Petra Zinnert-Fassl ein absolutes „No go“dar. „Wenn wir ein weiteres Geschoss ausgerechnet an dieser Stelle zulassen, wäre das fatal“, warnte die Rätin und bezog sich auf andere Eigner, die alle gemeindlichen Vorgaben einhielten. Auch die angedachte Änderung bei der Randbegrünung des Baugebiets sah sie kritisch. Rot sehen wollte sogar Zweiter Bürgermeister Bernd Adam wegen der Ankündigung juristischer Maßnahmen: „Das Drohen mit einer Klage halte ich nicht für den besten taktischen Schachzug“, zürnte er und rügte gleichzeitig das „Anschwärzen“von Nachbarn.
Dass manche Hausinteressenten nicht mehr mitspielen wollen und zu ungewöhnlichen Schritten neigen, ist unterm Stauffersberg nichts Neues. Aus dem Ratsgremium verlautete, dass Architekten in den vergangenen Jahren immer wieder die „Schmerzgrenze“der Mitglieder absichtlich austesteten. Wie berichtet, hatte ein Besitzer nach Ablehnung seiner Einfriedung im Rat für großen Unfrieden gesorgt, weil er kurzerhand das Landratsamt einschaltete und die übergeordnete Behörde gleich mit einer umfangreichen Fotodokumentation von „Bausünden“im Dorf belieferte.
Liefern muss nun wohl auch der Antragsteller, dessen Bauvorhaben der Rat zwar grundsätzlich zustimmte. Allerdings: Den dritten Stock soll es nicht geben dürfen. Der bei der Sitzung anwesende Bauamtsleiter Stefan Scheider gab zu verstehen, dass man sich die maximal zwei Geschosse dort gut überlegt habe und ein Abweichen davon „eine Verletzung des Planungsrechts“darstellen würde.
An dem Sitzungsabend im Rathaus mit winterlichem Ambiente gab es auch positive Nachrichten. Etwa durch Gremiumsmitglied Georg Kaim, der für den Rechnungsprüfungsausschuss den Ausgang des kommunalen Kassensturzes für gut befand. „Ich habe mit meinen Kollegen stichprobenartig die Beträge geprüft, Verträge eingesehen und alle unsere Fragen von der Verwaltung beantwortet bekommen“, zog Kaim Bilanz.
Weniger ums Geld als um ideelle Werte geht es dem Heimat- und Landschaftspflegeverein. Die Bonstetter Organisation hat laut Bürgermeister Gleich „in vorbildlicher Weise“den Wertstoffhof betrieben, sei nun aber personell am Limit angekommen. Im Namen der für die Entsorgung zuständigen Kommune dankte Gleich für das jahrzehntelange Engagement und hoffte auf einen baldigen Nachfolger.
Das „Anschwärzen“von Nachbarn gerügt