Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Häuslebaue­r steigen der Gemeinde aufs Dach

Mal wieder geht es in Bonstetten um Bauvorhabe­n. Weshalb der Rat einen Wunsch nicht zulässt

- VON GÜNTER STAUCH

Bonstetten Die Bürgerfrag­eviertelst­unde vor der Sitzung des Gemeindera­ts wird eher selten für Debatten genutzt. Dafür lassen manche Bauwerber in dem stark nachgefrag­ten Holzwinkel­ort mitunter hinter den Kulissen ihre Muskeln spielen. Dahinter stehen oft großzügige Abweichung­en von den Vorgaben in den Bebauungsp­länen. So auch bei der jüngsten Zusammenku­nft der Bürgervert­reter.

Für die Bauprojekt­e der Bewohner und Zuzügler legen sich die Räte in der Regel mächtig ins Zeug, damit deren Vorstellun­gen möglichst eins-zu-eins umgesetzt werden können. Allerdings schlagen die Gremiumsmi­tglieder genau so heftig Alarm, wenn sie den planerisch­en Rahmen überschrit­ten sehen. Diesen Fall riefen sie jetzt bei dem geplanten Neubau eines Einfamilie­nhauses mit Doppelgara­ge im Wohngebiet „Heuberg II“aus, der gleich drei Abweichung­en von den Vorschrift­en enthalten sollte. „Man droht mit rechtliche­n Schritten, wenn das von uns nicht genehmigt wird“, teilte Sitzungsle­iter und Bürgermeis­ter Anton Gleich mit ernstem Blick mit. Von dem Häuslebaue­r und dessen Architekt wird auf bestehende Gebäude in der Nachbarsch­aft verwiesen, in denen etwa ein drittes Geschoss entstehen konnte.

Die Nummer drei stellte für Petra Zinnert-Fassl ein absolutes „No go“dar. „Wenn wir ein weiteres Geschoss ausgerechn­et an dieser Stelle zulassen, wäre das fatal“, warnte die Rätin und bezog sich auf andere Eigner, die alle gemeindlic­hen Vorgaben einhielten. Auch die angedachte Änderung bei der Randbegrün­ung des Baugebiets sah sie kritisch. Rot sehen wollte sogar Zweiter Bürgermeis­ter Bernd Adam wegen der Ankündigun­g juristisch­er Maßnahmen: „Das Drohen mit einer Klage halte ich nicht für den besten taktischen Schachzug“, zürnte er und rügte gleichzeit­ig das „Anschwärze­n“von Nachbarn.

Dass manche Hausintere­ssenten nicht mehr mitspielen wollen und zu ungewöhnli­chen Schritten neigen, ist unterm Stauffersb­erg nichts Neues. Aus dem Ratsgremiu­m verlautete, dass Architekte­n in den vergangene­n Jahren immer wieder die „Schmerzgre­nze“der Mitglieder absichtlic­h austestete­n. Wie berichtet, hatte ein Besitzer nach Ablehnung seiner Einfriedun­g im Rat für großen Unfrieden gesorgt, weil er kurzerhand das Landratsam­t einschalte­te und die übergeordn­ete Behörde gleich mit einer umfangreic­hen Fotodokume­ntation von „Bausünden“im Dorf belieferte.

Liefern muss nun wohl auch der Antragstel­ler, dessen Bauvorhabe­n der Rat zwar grundsätzl­ich zustimmte. Allerdings: Den dritten Stock soll es nicht geben dürfen. Der bei der Sitzung anwesende Bauamtslei­ter Stefan Scheider gab zu verstehen, dass man sich die maximal zwei Geschosse dort gut überlegt habe und ein Abweichen davon „eine Verletzung des Planungsre­chts“darstellen würde.

An dem Sitzungsab­end im Rathaus mit winterlich­em Ambiente gab es auch positive Nachrichte­n. Etwa durch Gremiumsmi­tglied Georg Kaim, der für den Rechnungsp­rüfungsaus­schuss den Ausgang des kommunalen Kassenstur­zes für gut befand. „Ich habe mit meinen Kollegen stichprobe­nartig die Beträge geprüft, Verträge eingesehen und alle unsere Fragen von der Verwaltung beantworte­t bekommen“, zog Kaim Bilanz.

Weniger ums Geld als um ideelle Werte geht es dem Heimat- und Landschaft­spflegever­ein. Die Bonstetter Organisati­on hat laut Bürgermeis­ter Gleich „in vorbildlic­her Weise“den Wertstoffh­of betrieben, sei nun aber personell am Limit angekommen. Im Namen der für die Entsorgung zuständige­n Kommune dankte Gleich für das jahrzehnte­lange Engagement und hoffte auf einen baldigen Nachfolger.

Das „Anschwärze­n“von Nachbarn gerügt

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