Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Weitere Bischöfe sollten folgen
Am Umgang der katholischen Kirche mit dem Missbrauchsskandal hängt nichts weniger als ihre Glaubwürdigkeit. Das scheinen hochrangige Kirchenvertreter inzwischen verstanden zu haben. Sie scheinen allmählich auch einzusehen, dass allgemein gehaltene Schuldbekenntnisse nicht ausreichen – Opfer wie Öffentlichkeit erwarten zu Recht Taten. Taten wie die des Würzburger Bischofs Franz Jung. Der stellte sich nun während eines Podiumsgesprächs der Diskussion, auch mit einem Missbrauchsopfer. Er sollte nicht der letzte Bischof bleiben, der das tut. Gespräche wie jenes müssten die Regel sein, nicht die Ausnahme.
Der Würzburger Bischof zählt zu einer jungen, neuen Generation deutscher Oberhirten, die beginnen, sich von Stil und Versäumnissen ihrer Vorgänger abzusetzen. Indem sie Namen nennen und Versagen benennen. So warf der Freiburger Erzbischof Stephan Burger seinem Vorgänger Robert Zollitsch vor, Missbrauchsfälle vertuscht zu haben. Bischof Heiner Wilmer aus Hildesheim lässt Missbrauchsvorwürfe gegen seinen 1988 gestorbenen Vorgänger Bischof Heinrich Maria Janssen von einem unabhängigen Institut untersuchen. Es sind überfällige Schritte – die, wie so viele, erst auf öffentlichen Druck hin vollzogen wurden. Ihnen müssen viele weitere folgen. Denn die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals steht nach wie vor am Anfang.