Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Seniorenheim: Gemeinde sucht die Konfrontation
Nach dem geplanten Heim-Aus will der Marktrat Stellungnahmen von Verantwortlichen. Und droht mit Klage
Dinkelscherben Die Lage in der Marktgemeinde spitzt sich weiter zu. Seitdem klar ist, dass das Seniorenheim schließen soll, sind viele Bürger empört. Die Hospitalstiftung begründet die Pläne zum Heim-Ende vor allem mit zu hohen Kosten für eine notwendige Sanierung und Personalnot. Das wirft im Marktrat Fragen auf.
Denn nicht nur in der Pflege, sondern auch in vielen anderen Bereichen brauche man qualifiziertes Personal, sagt Bürgermeister Edgar Kalb. „Wenn die Arbeit Spaß macht, wenn Mitarbeiter motiviert sind, wenn im Team gutes Arbeitsklima herrscht, wenn man gute Leistungen entsprechend bezahlt und honoriert, hat man in der Regel ausreichend Personal.“Wer diese Spielregeln verletze, habe „in der Regel ein Problem“. Vor Jahren habe es im Seniorenheim sogar einen Personalüberschuss gegeben, sagt Kalb. Nun sei von hohen Krankheitsraten und „Widerständen des Personals“die Rede. Auch ein „reger Führungskräftewechsel“sei in Protokollen der Stiftung dokumentiert. In einem Schreiben an die Hospitalstiftung fragt Kalb: „Warum dies alles?“Er fordert eine Stellungnahme der Stiftung und dass „alle beschlussrelevanten Fakten offengelegt werden“.
Einig sind sich die Ratsmitglieder darin, dass sie das Heim unbedingt in Dinkelscherben erhalten wollen. Dafür will die Gemeinde – wenn nötig – auch vor Gericht kämpfen. Einstimmig hat man beschlossen, einen Anwalt einzuschalten, der gegen die Entscheidung der Hospitalstiftung klagen soll. Denn der Beschluss scheint dem Marktrat satzungsund damit rechtswidrig. „Bis zur vollständigen Klärung der Sachverhalte wird ein sofortiger Stopp aller Schließungs- und Verlagerungsaktivitäten gefordert“, heißt es in einem Schreiben des Bürgermeisters Edgar Kalb an die Hospitalstiftung.
Außerdem fordert der Marktrat eine Reihe von Stellungnahmen. So wird der Markt Zusmarshausen aufgefordert, sich zur Heim-Schließung zu äußern. Bislang gibt es von Bürgermeister Uhl keine Stellungnahme zum Beschluss. Auch die beiden Kirchenverwaltungen in Dinkelscherben und Zusmarshausen werden um Stellungnahme gebeten. Schließlich sitzen die Pfarrer der beiden Gemeinden in dem Ausschuss, der das Ende des Seniorenheims beschlossen hat. Außerdem fordert der Marktrat den Bischof von Augsburg als „oberste Führungskraft der kirchlichen Entscheidungsträger“auf, sich zum geplanten Heim-Aus zu äußern.