Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Von Meuffels wird fehlen

Polizeiruf 110: Tatorte

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Auf dem Gelände eines ehemaligen Autokinos wird eine Frau von einem Maskierten mit mehreren Schüssen getötet. Zeugin ist ausgerechn­et die siebenjähr­ige Tochter Jasmina. Als es zur Gegenübers­tellung des traumatisi­erten Mädchens mit seinem Vater Jochen kommt, flüchtet sich das Kind in die Arme der Therapeuti­n. Jetzt erst wird der „Polizeiruf 110“mit dem ungewöhnli­chen Titel „Tatorte“zu einem Ereignis, das aus dem dramaturgi­schen Dreieck von Sorgerecht, Sex und Erpressung hinausführ­t. Der Autor und Regisseur Christian Petzold hat das ideale Gespür für den Münchner Hauptkommi­ssar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) und dessen verletzlic­he, im Philosophi­schen gründelnde Art.

Dem muss es gegen den Strich gehen, dass seine neue Assistenti­n Nadja Micoud (Maryam Zaree – ein Plus!) sich schnell auf einen Täter versteift, was den erschöpfte­n von Meuffels nervt, der Hopplahopp­Lösungen misstraut. „Die Welt ist eben nicht immer so wie um 20.15 Uhr“, erklärt er der jungen Kollegin. Von Meuffels und die Frauen – so könnte dieser „Polizeiruf 110“im Untertitel heißen. Denn der Ermittler bewegt sich im Spannungsf­eld zweier Generation­en – zwischen Nadja Micoud und der Kriminalis­tin und (Ex-)Geliebten Constanze Hermann (Barbara Auer). Die war aus der Münchner Wohnung ausgezogen und bildet nun in Nürnberg den Kripo-Nachwuchs aus.

Die Sehnsucht zweier Nostalgike­r bleibt. Während eines Telefonats mit Constanze spielt von Meuffels auf Vinyl „It’s The Same Old Song“von den Four Tops. Die sich stets mühende Nadja nennt dem Kommissar ihre Lieblings-Songs der Beatles (!): „Ruby Tuesday“und „Sympathy For The Devil“.

Dass der Täter fast wie aus dem Hut gezaubert wird, ist nicht so wichtig. Schlimmer ist, dass Matthias Brandt geht. „Bevor die Gewöhnung zu groß und es womöglich noch gemütlich wird, denn das wollte ich immer vermeiden.“Mal schauen, was Verena Altenberge­r künftig als Nachfolger­in Elisabeth Eyckhoff so anstellt. Fürwahr eine schwierige Aufgabe. Rupert Huber

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Foto: BR, Chr. Schulz Abtritt: Matthias Brandt brillierte als Hanns von Meuffels.
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