Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wolfsburg im Aufwind
VfL besiegt Nürnberg mit 2:0
Nürnberg Der VfL Wolfsburg hat dank Dauer-Torschütze Daniel Ginczek seinen Aufschwung in der Fußball-Bundesliga mit einem Sieg beim Abstiegskandidaten 1. FC Nürnberg fortgesetzt. Der 27-jährige Ginczek brachte die Niedersachsen am Freitagabend beim 2:0 (0:0) gegen seinen Ex-Klub in der 58. Minute mit seinem fünften Saisontreffer in Führung. Josip Brekalo sorgte in der Nachspielzeit für den Endstand (90.+2). Die Niedersachsen verbesserten sich zum Auftakt des 15. Spieltags mit 22 Punkten auf Tabellenplatz acht.
Dem nun schon seit neun Partien sieglosen „Club“fehlte vor 29604 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion in der Offensive ein Erfolgsgarant wie Ginczek. Der Angreifer traf im dritten Spiel in Serie. Pech hatten die Nürnberger in der Schlussphase, als ein Treffer von Adam Zrelak wegen einer Abseitsposition nicht zählte. Köllner hatte seine Offensive umgebaut und neben Zrelak in Matheus Pereira und Federico Palacios zwei weitere Neue für den vorderen Bereich gebracht. Weder die Nürnberger noch die Wolfsburger verwöhnten ihre Fans jedoch mit Torraumszenen. Das Tempo und das spielerische Niveau waren bestenfalls mäßig. Die Gastgeber überließen dem VfL weitgehend den Ball, doch die Niedersachsen wussten damit nur wenig anzufangen: Yunus Malli, der für den angeschlagenen Admir Mehmedi in der Startelf stand, konnte den zuletzt formstarken Schweizer nicht adäquat als Ideengeber ersetzen.
Nach dem Seitenwechsel steigerte sich das Niveau etwas. Vor allem Wolfsburg agierte entschlossener und traf zwei Mal.
Tore (58.), 0:2 Brekalo
Zuschauer 29 604 Augsburg Es ist jetzt etwas mehr als sieben Monate her, als der FC Augsburg zu Hause am 33. Spieltag der vergangenen Saison Schalke 04 knapp mit 1:2 unterlag. Nach der Pressekonferenz nahmen sich dann Schalke-Trainer Domenico Tedesco und FCA-Kollege Manuel Baum freundschaftlich in den Arm. Es war ein Bild der Zufriedenheit mit großer Symbolkraft. Zählten doch beide Trainer damals zu den Aufsteigern des Jahres in ihrer Zunft.
Tedesco, der 33-jährige DeutschItaliener, hatte mit der Erfahrung von gerade mal elf Zweitliga-Spielen mit Erzgebirge Aue den Traditionsklub übernommen und auf Platz zwei geführt. Und der 39-jährige Manuel Baum, der vor seinem Aufstieg in die Profi-Abteilung „nur“Nachwuchs-Cheftrainer beim FCA war, hatte sich in seiner ersten kompletten Bundesliga-Saison durch seine spektakuläre Spielweise viel Respekt erworben. Dass seine Mannschaft nach einem kleinen Tief gegen Ende der Saison Platz zwölf belegte, schmälerte den guten Eindruck kaum.
Beide waren die Aushängeschilder der sogenannten Laptop-Trainer. Eigentlich benützte nur TV-Experte und Ex-Profi Mehmet Scholl den Begriff abschätzig. Ansonsten war es die knackig-kurze Beschreibung einer Trainergeneration, die, jung, talentiert und mit viel Wissen ausgestattet, mit ihrem Umschaltspiel und ihren vielen taktischen Kniffen frischen Wind in die Liga brachte.
Ende Dezember ist vom damaligen Hype um die beiden Trainer nicht mehr viel übrig. Ganz im Gegenteil. Tedesco und Baum stehen jetzt unter kritischer Beobachtung.
Schalke hat sich zwar am Dienstag mit einem 1:0-Sieg gegen Lokomotive Moskau als Gruppenzweiter aus der Gruppenphase der Champions League verabschiedet und wartet nun gespannt auf die Auslosung der Achtelfinalspiele am Montag. Doch richtige Fußballfeste gab es für die blau-weißen Fans im EliteWettbewerb kaum zu feiern.
Noch mehr Tristesse herrscht im Liga-Alltag. Mit nur einem Punkt Vorsprung auf den FC Augsburg dümpelt Schalke auf Platz 14 der Liga. Nicht nur die destruktive Spielweise von Tedesco erschreckt derzeit die leidensfähigen SchalkeFans. Was fast noch schlimmer wiegt: Der Abstand auf Tabellenführer und Erzfeind Borussia Dort- mund beträgt nach der 1:2-Heimniederlage im Derby 22 (!) Punkte.
Auch in Augsburg ist kurz vor Weihnachten nichts von festlicher Vorfreude zu spüren. Nach vier Niederlagen in Folge steckt der FCA mit 13 Punkten nahe der Abstiegszone fest. Nach dem guten Saisonstart mit den Spielen gegen Bayern (1:1), Dortmund (3:4) oder Freiburg (4:1) hatte sich in Augsburg schon die Hoffnung breitgemacht, in dieser Saison sorgenfrei den Blick ein wenig nach oben richten zu können. Die harte Realität sieht anders aus. Darum ist das Aufeinandertreffen am Samstag (15.30 Uhr) in der WWK-Arena durchaus als Krisentreffen einzuordnen.
Domenico Tedesco reist mit großen Personalsorgen nach Augsburg. Außer den verletzten Angreifern Guido Burgstaller, Mark Uth, Breel Embolo und Franco Di Santo fallen auch die Abwehrspieler Matija Nastasic (Gelb-Sperre) und Hamza Mendyl aus, der sich gegen Moskau schwer am Sprunggelenk verletzte. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich die Situation kalt lässt“, sagte Tedesco bei der Pressekonferenz. „Aber ich bin überzeugt, dass wir da wieder rauskommen.“
Ähnliches ist beim FCA zu hören. Wenigstens gibt das Verletztenbulletin von Trainer Baum Anlass zu ein wenig Optimismus. Torjäger Alfred Finnbogason hat diese Woche erstmals seit Monaten komplett schmerzfrei durchtrainiert. Auch Torhüter Andreas Luthe, der sich beim 0:1 in Leverkusen ein kleines Stück seiner Zunge abgebissen hatte, kann spielen. „Wir werden eine Mannschaft auf dem Platz haben, die darauf brennt, ihre Aufgaben zu erfüllen. Jeder wird 90 Minuten rauf und runter rennen und alles dafür geben, nach dem Spiel mit den Fans in der Kurve jubeln zu können“, sagt Manuel Baum. Seine Bilanz gegen Schalke ist allerdings ausbaufähig: drei Spiele, drei Niederlagen. Zeit, das zu ändern.
Es ist nicht nur für beide Vereine eine wegweisende Partie, sondern auch für Baum und Tedesco. Wer ist der bessere Krisenmanager? Noch heißt es bei beiden: Ergebniskrise und nicht Trainerkrise.
„Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich die Situation kalt lässt.“
Schalke-Trainer Domenico Tedesco