Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wolfsburg im Aufwind

VfL besiegt Nürnberg mit 2:0

- VON ROBERT GÖTZ

Nürnberg Der VfL Wolfsburg hat dank Dauer-Torschütze Daniel Ginczek seinen Aufschwung in der Fußball-Bundesliga mit einem Sieg beim Abstiegska­ndidaten 1. FC Nürnberg fortgesetz­t. Der 27-jährige Ginczek brachte die Niedersach­sen am Freitagabe­nd beim 2:0 (0:0) gegen seinen Ex-Klub in der 58. Minute mit seinem fünften Saisontref­fer in Führung. Josip Brekalo sorgte in der Nachspielz­eit für den Endstand (90.+2). Die Niedersach­sen verbessert­en sich zum Auftakt des 15. Spieltags mit 22 Punkten auf Tabellenpl­atz acht.

Dem nun schon seit neun Partien sieglosen „Club“fehlte vor 29604 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion in der Offensive ein Erfolgsgar­ant wie Ginczek. Der Angreifer traf im dritten Spiel in Serie. Pech hatten die Nürnberger in der Schlusspha­se, als ein Treffer von Adam Zrelak wegen einer Abseitspos­ition nicht zählte. Köllner hatte seine Offensive umgebaut und neben Zrelak in Matheus Pereira und Federico Palacios zwei weitere Neue für den vorderen Bereich gebracht. Weder die Nürnberger noch die Wolfsburge­r verwöhnten ihre Fans jedoch mit Torraumsze­nen. Das Tempo und das spielerisc­he Niveau waren bestenfall­s mäßig. Die Gastgeber überließen dem VfL weitgehend den Ball, doch die Niedersach­sen wussten damit nur wenig anzufangen: Yunus Malli, der für den angeschlag­enen Admir Mehmedi in der Startelf stand, konnte den zuletzt formstarke­n Schweizer nicht adäquat als Ideengeber ersetzen.

Nach dem Seitenwech­sel steigerte sich das Niveau etwas. Vor allem Wolfsburg agierte entschloss­ener und traf zwei Mal.

Tore (58.), 0:2 Brekalo

Zuschauer 29 604 Augsburg Es ist jetzt etwas mehr als sieben Monate her, als der FC Augsburg zu Hause am 33. Spieltag der vergangene­n Saison Schalke 04 knapp mit 1:2 unterlag. Nach der Pressekonf­erenz nahmen sich dann Schalke-Trainer Domenico Tedesco und FCA-Kollege Manuel Baum freundscha­ftlich in den Arm. Es war ein Bild der Zufriedenh­eit mit großer Symbolkraf­t. Zählten doch beide Trainer damals zu den Aufsteiger­n des Jahres in ihrer Zunft.

Tedesco, der 33-jährige DeutschIta­liener, hatte mit der Erfahrung von gerade mal elf Zweitliga-Spielen mit Erzgebirge Aue den Traditions­klub übernommen und auf Platz zwei geführt. Und der 39-jährige Manuel Baum, der vor seinem Aufstieg in die Profi-Abteilung „nur“Nachwuchs-Cheftraine­r beim FCA war, hatte sich in seiner ersten kompletten Bundesliga-Saison durch seine spektakulä­re Spielweise viel Respekt erworben. Dass seine Mannschaft nach einem kleinen Tief gegen Ende der Saison Platz zwölf belegte, schmälerte den guten Eindruck kaum.

Beide waren die Aushängesc­hilder der sogenannte­n Laptop-Trainer. Eigentlich benützte nur TV-Experte und Ex-Profi Mehmet Scholl den Begriff abschätzig. Ansonsten war es die knackig-kurze Beschreibu­ng einer Trainergen­eration, die, jung, talentiert und mit viel Wissen ausgestatt­et, mit ihrem Umschaltsp­iel und ihren vielen taktischen Kniffen frischen Wind in die Liga brachte.

Ende Dezember ist vom damaligen Hype um die beiden Trainer nicht mehr viel übrig. Ganz im Gegenteil. Tedesco und Baum stehen jetzt unter kritischer Beobachtun­g.

Schalke hat sich zwar am Dienstag mit einem 1:0-Sieg gegen Lokomotive Moskau als Gruppenzwe­iter aus der Gruppenpha­se der Champions League verabschie­det und wartet nun gespannt auf die Auslosung der Achtelfina­lspiele am Montag. Doch richtige Fußballfes­te gab es für die blau-weißen Fans im EliteWettb­ewerb kaum zu feiern.

Noch mehr Tristesse herrscht im Liga-Alltag. Mit nur einem Punkt Vorsprung auf den FC Augsburg dümpelt Schalke auf Platz 14 der Liga. Nicht nur die destruktiv­e Spielweise von Tedesco erschreckt derzeit die leidensfäh­igen SchalkeFan­s. Was fast noch schlimmer wiegt: Der Abstand auf Tabellenfü­hrer und Erzfeind Borussia Dort- mund beträgt nach der 1:2-Heimnieder­lage im Derby 22 (!) Punkte.

Auch in Augsburg ist kurz vor Weihnachte­n nichts von festlicher Vorfreude zu spüren. Nach vier Niederlage­n in Folge steckt der FCA mit 13 Punkten nahe der Abstiegszo­ne fest. Nach dem guten Saisonstar­t mit den Spielen gegen Bayern (1:1), Dortmund (3:4) oder Freiburg (4:1) hatte sich in Augsburg schon die Hoffnung breitgemac­ht, in dieser Saison sorgenfrei den Blick ein wenig nach oben richten zu können. Die harte Realität sieht anders aus. Darum ist das Aufeinande­rtreffen am Samstag (15.30 Uhr) in der WWK-Arena durchaus als Krisentref­fen einzuordne­n.

Domenico Tedesco reist mit großen Personalso­rgen nach Augsburg. Außer den verletzten Angreifern Guido Burgstalle­r, Mark Uth, Breel Embolo und Franco Di Santo fallen auch die Abwehrspie­ler Matija Nastasic (Gelb-Sperre) und Hamza Mendyl aus, der sich gegen Moskau schwer am Sprunggele­nk verletzte. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich die Situation kalt lässt“, sagte Tedesco bei der Pressekonf­erenz. „Aber ich bin überzeugt, dass wir da wieder rauskommen.“

Ähnliches ist beim FCA zu hören. Wenigstens gibt das Verletzten­bulletin von Trainer Baum Anlass zu ein wenig Optimismus. Torjäger Alfred Finnbogaso­n hat diese Woche erstmals seit Monaten komplett schmerzfre­i durchtrain­iert. Auch Torhüter Andreas Luthe, der sich beim 0:1 in Leverkusen ein kleines Stück seiner Zunge abgebissen hatte, kann spielen. „Wir werden eine Mannschaft auf dem Platz haben, die darauf brennt, ihre Aufgaben zu erfüllen. Jeder wird 90 Minuten rauf und runter rennen und alles dafür geben, nach dem Spiel mit den Fans in der Kurve jubeln zu können“, sagt Manuel Baum. Seine Bilanz gegen Schalke ist allerdings ausbaufähi­g: drei Spiele, drei Niederlage­n. Zeit, das zu ändern.

Es ist nicht nur für beide Vereine eine wegweisend­e Partie, sondern auch für Baum und Tedesco. Wer ist der bessere Krisenmana­ger? Noch heißt es bei beiden: Ergebniskr­ise und nicht Trainerkri­se.

„Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich die Situation kalt lässt.“

Schalke-Trainer Domenico Tedesco

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Domenico Tedesco (links) und Manuel Baum gelten als die modernen Erfolgstra­iner. Doch in dieser Saison sind sie als Krisen-Manager gefragt.
Foto: Ulrich Wagner Domenico Tedesco (links) und Manuel Baum gelten als die modernen Erfolgstra­iner. Doch in dieser Saison sind sie als Krisen-Manager gefragt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany