Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Widerspruch – das Beste, was passieren kann
Zehn Jahre für dieses Format, das ist nun wirklich eine ziemlich erstaunliche Zahl. Als der Buchhändler Kurt Idrizovic vor zehn Jahren zum ersten Mal zum literarischen Salon in Augsburg einlud, war der Erfolg der Reihe nicht abzusehen. Damals fanden die Diskussionen über die literarischen Neuerscheinungen noch im Theaterfoyer statt. Als Idrizovic mit seinem Salon am Theater dann nicht mehr erwünscht war, weil er das Bürgerbegehren gegen die Generalsanierung des Theaters tatkräftig unterstützte, musste ein neuer Raum gefunden werden. Selbst das überstand die Reihe.
An diesem Donnerstag durfte ich wieder selbst erleben, wie viele buchaffine und leseintressierte Zuschauer in die Haag-Villa kamen. Ich war an diesem Donnerstag einer der drei Teilnehmer des Salons, die ein Buch präsentierten und darüber diskutierten. Und ich muss sagen, dass mir nichts Besseres passieren kann als Gesprächspartner, die das gerade gelesene Buch ebenfalls kennen und anderer Meinung sind. Das stellt die eigene Wahrnehmung auf die Probe und zwingt dazu, das eigene Urteil als eine subjektive Meinung über das Buch zu begreifen – und klar, natürlich auch zu verteidigen. Im besten Fall führt das in der Diskussion zu neuen Ideen und einem neuen Blick auf das Buch.
Vielleicht ist der Salon auch deshalb nach zehn Jahren immer noch ein Erfolgsformat. So viele Orte, an denen öffentlich über Kunst auch kontrovers diskutiert wird, gibt es in Augsburg ja nicht.
* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.