Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Missbrauch­te Reime im Advent

- VON ULF LIPPMANN redaktion.landbote@augsburger-allgemeine.de

Der Advent ist nicht nur die Zeit der Erwartung und Besinnung, sondern auch der Tradition. Und dazu gehören natürlich Gedichte und Lieder. Allüberall von den Tannenspit­zen erschallen daher quasi die immer gleichen Texte und Strophen.

Doch manches Gedicht kann einem wirklich leidtun, denn auch Worten kann man Gewalt antun. So wird besonders der hübsche Vers „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“jedes Jahr aufs Neue so malträtier­t, dass es einem beim Zuhören die Tränen in die Augen treibt.

„Advent, Advent, die Bude brennt“steht über der vorweihnac­htlichen Warnung der Feuerwehr, „... die Oma rennt“heißt es im Text zum Thema Einkaufen, „... die Katze pennt“baut ein Tierfutter­händler in seine Werbung ein, und ein Fensterbau­er titelt „... die Energie verbrennt“. Wahrschein­lich ließe sich diese Reimliste noch endlos fortsetzen, aber wir lassen es lieber.

Der Verfasser des Kinderreim­es ist übrigens unbekannt, und das ist wohl auch besser so. Denn angesichts des fortgesetz­ten Wortmissbr­auchs müsste es sonst wohl heißen: „Advent, Advent, der Autor flennt“.

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