Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was ersetzt das herkömmliche Auto?
Im Augsburger Land wird an Alternativen gebastelt. Im Gespräch ist unter anderem eine Autobahn für Fahrradfahrer
Landkreis Augsburg Die Zahl der Elektroautos im Landkreis Augsburg ist überschaubar, doch die Zahl der Ladestellen wächst rasant. Im Frühjahr gab es in Augsburg und den beiden angrenzenden Landkreisen bereits mehr als 80, weitere 50 waren in Planung. Darunter die größte Stromtankstelle der Welt, die in Zusmarshausen entsteht.
Doch ob die Elektroautos tatsächlich die Zukunft im Verkehr sind und ihn eines Tages genauso dominieren werden wie heutzutage die Wagen mit Verbrennungsmotor, ist umstritten. Fest steht, dass es im Landkreis einige Projekte gibt, den Verkehr neu zu organisieren.
● In Königsbrunn gibt es die AutoTeiler. Der Verein bietet aktuell sechs Fahrzeuge unterschiedlicher Größe an (darunter auch zwei Elektroautos), die man per Internet buchen kann. Voraussetzung ist, dass man Mitglied im Verein wird.
● Die Stadt Schwabmünchen bietet auf ihrer Homepage die Plattform „Mitfahrzentrale“an. Es gibt dort einige Anfragen, allerdings mit wenig Erfolg.
● In Neusäß wagten die Augsburger Stadtwerke sich im Frühjahr mit ihrem Carsharing-Angebot über die Grenzen den Fuggerstadt hinaus und legten einen wahren Blitzstart hin. Das Angebot wird ausgebaut. ● Orte wie Dinkelscherben und Schwabmünchen arbeiten an neuen Mobilitätskonzepten.
● In Neusäß und Gersthofen ist eine Verlängerung der Straßenbahn in der Diskussion, in Königsbrunn bereits beschlossen.
Doch was von alledem hat Sinn, was wird sich bewähren, was geht wieder ein und vor allem: Passt es zu einem sinnvollen Ganzen zusammen? Antworten auf diese Fragen soll ein Gesamtverkehrskonzept für den ganzen Landkreis geben, das im kommenden Jahr angepackt wird. Angesiedelt ist das Projekt bei einer eigenen Stabsstelle des Landratsamtes, zu der auch die LandkreisFahrradbeauftragte Mareike Hartung gehört. Sie sagt: „Wir müssen alles bündeln.“
Bei allen Gedankenspielen über die Verkehrsströme der Zukunft kommt dem Fahrrad eine wichtige Rolle zu. Mit elektrischer Unterstützung seien für Berufspendler Strecken von bis zu 25 Kilometer gut machbar, glaubt Hartung. Die Fahrräder gibt es. Was fehlt, sind die entsprechenden Wege. Für Freizeitradler sei das Netz gut ausgebaut, sagt Hartung. Doch Berufspendler hätten es mitunter schwer. Hartung: „Unser Ziel ist, die Menschen im Alltag aufs Fahrrad zu bekommen.“
Wo im Landkreis Nachholbedarf besteht, soll bis Herbst in einem eigenen Fahrradkonzept benannt werden. Ein Punkt könnte die Forderung nach Radschnellwegen sein, die Geschwindigkeiten von bis zu 30 Kilometern pro Stunde erlauben. Als mögliche Strecke nennt Hartung die Distanz zwischen Königsbrunn und dem Meringer Bahnhalt St. Afra, wo zahlreiche Münchenpendler in die Züge steigen. Allerdings sind Bau und Betrieb dieser Schnellwege nicht ohne. Sie müssen mindestens vier Meter breit sein und beleuchtet sowie kreuzungsfrei. Einen Winterdienst
Demnächst könnten auch E-Scooter fahren
braucht es auch. Hartung gibt zu: „Das ist eher schwierig.“
Ebenfalls schwer abzusehen ist, was Neuerungen bringen. So zeichnet sich ab, dass im neuen Jahr in Deutschland sogenannte E-Scooter fahren dürfen. Die Tretroller mit Elektroantrieb können leicht in Bus und Bahn mitgenommen werden und ihre Besitzer auf der „letzten Meile“zwischen Haltestelle und Ziel befördern. Zunächst, vermutet Hartung, könnten die kleinen Scooter vor allem in den Städten auf der Überholspur sein. „Auf dem Land hat man dann doch andere Bedürfnisse.“