Augsburger Allgemeine (Land Nord)
RS Rohrleitungsbau meldet Insolvenz an
Das Geschäft der Neusässer Firma der Brüder Ferhadbegovic soll zunächst weiterlaufen. 38 Mitarbeiter betroffen
Neusäß Das Neusässer Unternehmen RS Rohrleitungsbau Süd GmbH & Co. KG ist insolvent. Die Firma mit Sitz in der Dieselstraße, die international im Industrieanlagenbau tätig war, beschäftige inzwischen noch 38 Mitarbeiter, wie Tim Gätcke erklärt. Der Rechtsanwalt wurde vor wenigen Tagen als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt, und konnte sich bisher nur einen groben Überblick verschaffen. „Aktuell bin ich ernsthaft bemüht, das Geschäft weiterzuführen, das hängt jedoch von vielen Faktoren ab“, so Gätcke. Das Gericht entscheidet noch über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens.
Gegründet wurde die Firma 1975 von Veiz Ferhadbegovic, seine Söhne Ralf und Edwin führten sie weiter – Ralf Ferhadbegovic als geschäftsführender Gesellschafter, Edwin Ferhadbegovic als kaufmännischer Leiter. Seine Prokura jedoch ist laut Handelsregister bereits am 30. Januar dieses Jahres erloschen. Gesellschafter sind laut Rechtsanwalt Gätcke beide Brüder. Zu einer Stellungnahme war gestern niemand von der Firma zu erreichen.
Dass inzwischen nur noch 38 Mitarbeiter bei RS Rohrleitungbau sind, überrascht, da das Unternehmen vor wenigen Jahren noch etwa 100 Beschäftigte hatte. „Es haben in letzter Zeit wohl viele die Firma verlassen“, so der vorläufige Insolvenzverwalter. Zu den Gründen der Pleite kann der Anwalt in dieser frühen Phase noch nichts sagen.
Noch vor drei Jahren feierte das Unternehmen, das sich zu einem international gefragten Spezialisten im Industrieanlagenbau entwickelt hat, sein 40-jähriges Gründungsjubiläum.
Gleich zwei Weltrekorde stehen im Portfolio des Unternehmens: Im Jahr 2000 produzierte es die bis dahin weltweit größte Flotationsanlage für die Papierindustrie, mit der dem Altpapier die Druckerschwärze entzogen wird. Außerdem stammt die weltgrößte PVC-Trocknungsanlage (2004) von den Neusässern.
Die Ferhadbegovic-Brüder waren in Neusäß bekannt und haben sich auch zu politischen Themen zu Wort gemeldet – wie voriges Jahr bei einer Versammlung in Steppach. Dort hat Edwin Ferhadbegovic die Idee der Interessengemeinschaft urbanes Wohnen in Neusäß vorgestellt: 50 Eigentümer der Gewerbeflächen in Alt-Neusäß seien bereit, ihre Flächen für die Umwandlung in ein Wohngebiet zur Verfügung zu stellen. Er hat damit den Vorschlag ins Spiel gebracht, das Gewerbegebiet im Zentrum zum Wohngebiet zu entwickeln. Jahrelang galt die RS Rohrleitungsbau GmbH als Firma, der es im Stadtzentrum zu eng geworden ist und gerne umziehen würden.