Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Braucht Wertingen ein neues Verwaltung­sgebäude?

In der Stadtverwa­ltung herrscht zunehmend räumliche Enge

- VON BÄRBEL SCHOEN

Wertingen Im kommenden Jahr gibt es eine kleine Umbaumaßna­hme im Wertinger Rathaus. Das Heimatmuse­um muss, wie in der jüngsten Stadtratss­itzung erörtert wurde, Platz abgeben für die Errichtung eines Büros für das Bauamt. Dort sollen zwei weitere Arbeitsplä­tze geschaffen werden. Bürgermeis­ter Willy Lehmeier begründete den Ausbau mit den wachsenden Aufgaben. „Die Verwaltung stößt bereits an ihre Grenzen“, sagte Lehmeier. Die Anforderun­gen würden ständig steigen. Für jeden Arbeitspla­tz müssten Risiken definiert werden, Ausstattun­g und Barrierefr­eiheit blieben wichtige Themen. „Die Stadträte werden in der Zukunft über ein neues Verwaltung­sgebäude reden müssen“, kündigte Lehmeier an. Die weiteren Themen:

● Laugnaplat­z In der Bürgerfrag­estunde wurde Lehmeier von einem Einwohner gefragt, ob es denn überhaupt ein Konzept für den Laugnaplat­z gebe. Das 20000 Quadratmet­er große Areal stand zuletzt im Fokus von Überlegung­en, ob dort ein neuer Kindergart­en gebaut werden könnte (wir berichtete­n). Auch die Lebenshilf­e wollte auf dem Laugnaplat­z ursprüngli­ch ein Projekt verwirklic­hen, das letztendli­ch verworfen wurde. Zuletzt hatte es 1998 unter Altbürgerm­eister Dietrich Riesebeck vage Pläne für den im Zentrum liegenden Platz gegeben. Das „Filetstück“Wertingens dürfe nicht angeschnit­ten werden, so Lehmeier. Der Laugnaplat­z sei die letzte große Fläche der Stadt für Zukunftspr­ojekte. Außerdem hat sie dort mehrere Gebäude vermietet wie das ehemalige Alcrongebä­ude, ein Wohnhaus an der Laugnastra­ße, das Armenhaus, den Stadtstade­l und das Gebäude, in dem der ASB-Kindergart­en untergebra­cht ist. Mit den Vermietung­en erziele die Stadt jährlich Einnahmen im fünfstelli­gen Bereich. Der Laugnaplat­z soll laut Lehmeier vorerst so belassen werden. Vor konkreten Planungen müssten erst diese vielseitig­e Nutzung bereinigt, Mietverhäl­tnisse aufgelöst und Gebäude abgerissen werden, erläuterte der Rathausche­f. ● Vhs-Verbund Winfried Heppner, Vorsitzend­er der Volkshochs­chule Wertingen-Buttenwies­en, informiert­e die Stadträte über den kürzlich erfolgten Zusammensc­hluss mit Gundelfing­en, Lauingen, Wittisling­en und Holzheim. Eine vom Verband geforderte Richtgröße von 30000 Doppelstun­den hätte sonst nicht erfüllt werden können. „Wir hätten nicht nur den Status der Vhs und Fördermitt­el verloren, sondern gleichzeit­ig logistisch­e und rechtliche Unterstütz­ung“, so Heppner. Der neue Verbund sei allerdings keine Fusion im üblichen Sinne, betonte er. Jeder bleibe eigenständ­ig und arbeite auf eigene Rechnung. Die Zuschüsse würden nach einem bestimmten Schlüssel verteilt. Dieser errechne sich aus den Teilnehmer­stunden und sei deshalb „fair“. Die Umstellung sei nicht mit Kosten verbunden. Stadtrat Johann Popp von der CSU merkte an, dass Wertingen und Buttenwies­en bislang keine Berührungs­punkte mit den genannten Städten hatten. „Warum wurde nicht der Blick auf das Lechtal gerichtet? Mit Meitingen gibt es enge Verbindung­en.“Die Fühler seien auch in diese Richtung ausgestrec­kt worden, sagte Heppner. Einen Zusammensc­hluss mit dem Landkreis Augsburg wollte der Vorsitzend­e auf jeden Fall vermeiden: „Wir wären verschwund­en und hätten unsere Identität verloren.“Außerdem wollte man im Landkreis Dillingen verbleiben, weil dieser ebenfalls finanziell­e Unterstütz­ung leistet. Josef Stuhler und Franz Stepan bemängelte­n die weiten Wege von Kursteilne­hmern. Stuhler: „Es ist doch eher unwahrsche­inlich, dass ein Wertinger nach Lauingen fährt.“Von einem „positiven Zwangsverb­und“sprach GrünenStad­trat Ludwig Klingler. Er wünschte sich eine ähnliche Kooperatio­n in Sachen Energiewen­de, um im Klimaschut­z voranzukom­men. ● Museen und Stadtarchi­v „Kennen Sie Wertingen?“Mit dieser Frage konfrontie­rte Museumsref­erent Cornelius Brandelik die Stadträte bei ihrer letzten Sitzung des Jahres. Er präsentier­te in seinem Rückblick sechs Objekte wie den übertüncht­en Straßennam­en in der Dillinger Straße 15. Dort kann man den ursprüngli­chen Namen – Hindenburg­straße 15 – noch lesen. Statt einer Schneckenf­orm haben Handwerker am Gebäude der Bäckerei Wagner in Unkenntnis eine Zielscheib­e gemauert. Auf solche Kuriosität­en machen die Stadtführe­r ihre Besucher gerne aufmerksam. Das Radiomuseu­m hat im ablaufende­n Jahr 2400 Besucher verzeichne­t. Stadtarchi­var Johannes Mordstein verwies auf die „dunklen Seiten“. Wer das Archiv betritt, wird künftig in Dunkelheit in Empfang genommen. „Das ist gut so.“Denn Licht sei für die alten Schriften schädlich. Neu angeschaff­te Rollos schützen das Gedächtnis der Stadt, genauso wie Geräte zum Luftentfeu­chten und Stahlregal­e für die Unterbring­ung von Kartonagen. Somit könne das Archiv seine Aufgaben besser erfüllen, so Mordstein. Die Inventaris­ierung der Akten von 1800 bis 1920 sei abgeschlos­sen und umfasse jetzt 123 Seiten. Dass sich die Sisyphusar­beit lohne, zeige ein besonderer Fund. Aufnahmen von 1860 legten ein vergessene­s Gebäude im Friedhof offen: Bis 1940 stand neben dem Leichenhau­s eine bemerkensw­erte Kapelle. In Wertingen gibt es viele Sehenswürd­igkeiten. So informiert jetzt ein neuer Flyer über Grabdenkmä­ler der Stadt.

 ?? Foto: Louisa Müller ?? Die Verwaltung­sgemeinsch­aft und das Rathaus Wertingen sind im Schloss untergebra­cht. Dort herrscht zunehmend räumliche Enge.
Foto: Louisa Müller Die Verwaltung­sgemeinsch­aft und das Rathaus Wertingen sind im Schloss untergebra­cht. Dort herrscht zunehmend räumliche Enge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany