Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gomez dreht das Spiel für den VfB
Die Krise des VfB Stuttgart ist in dieser Saison auch die Krise von Mario Gomez: Der ehemalige Nationalspieler ließ in dieser Spielzeit gleich reihenweise beste Chance liegen und trägt mit seiner schludrigen Chancenverwertung eine Teilschuld am schlechten Tabellenplatz der Schwaben. Der neue Trainer Markus Weinzierl stärkte seinem Stürmer zwar den Rücken, sprach dessen Schwäche aber auch ungeschönt an: Gleich fünf Mal, so rechnete Weinzierl unter der Woche vor, hätte Gomez die wichtige 1:0-Führung für den VfB besorgen müssen. Gegen Hoffenheim, Frankfurt, Nürnberg, Augsburg und Gladbach blieb Gomez aber ebenso torlos wie in den meisten anderen Saisonspielen. Nur drei Treffer waren ihm bis zu dem Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin gelungen. Weinzierl sprach Gomez sein Vertrauen aus: Die Chancen werde sein Top-Angreifer auch „wieder nutzen“. Gegen Berlin deutete wenig darauf hin, dass sich an dieser Statistik etwas ändern sollte, das Spiel lief größtenteils an Gomez vorbei und die Berliner trafen zur Führung. Gegen Mitte der zweiten Halbzeit zeigte Gomez aber, warum er für Stuttgart so wichtig ist: Mit einem Doppelpack innerhalb von nur zwölf Minuten drehte er das Spiel und sicherte seinem VfB den 2:1-Sieg. Es war der vierte Erfolg in dieser Spielzeit und der dritte Sieg unter Markus Weinzierl. Viel wichtiger noch: Erstmals seit dem 1. Spieltag stehen die Stuttgarter nicht auf einem Abstiegsplatz. Gomez selbst fehlen in der ewigen Torschützenliste der Bundesliga mit nun 168 Toren noch neun Treffer auf Klaus Allofs, der auf Platz zehn rangiert. Ob der 33-Jährige, dessen Vertrag beim VfB noch bis 2020 läuft, diese Marke knackt, hängt auch davon ab, ob er mit Stuttgart in dieser Spielzeit die Klasse hält und er kommende Spielzeit noch Gelegenheit hat, auf Torejagd in der deutschen Eliteliga gehen zu können. Zum Jubeln dürfte Gomez und seinen Mitspielern aber dennoch nicht gewesen sein: Die Freude über den Sieg rückte angesichts des Todes des Vaters von VfB-Kapitän Christian Gentner in den Hintergrund. (eisl)