Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadtteile sollten sich nicht abgehängt fühlen

- VON STEFAN KROG skro@augsburger-allgemeine.de

Die positive Botschaft der Bürgerumfr­age lautet: Die meisten Augsburger leben gerne in ihrer Stadt. Die Werte liegen über alle Stadtteile hinweg bei mehr als 90 Prozent. Doch je genauer man hinschaut, desto deutlicher wird, dass die Ergebnisse der Umfrage nicht nur „Friede, Freue, Eierkuchen“sind. In einzelnen Stadtteile­n ist die Zufriedenh­eit mit bestimmten Dingen recht durchwachs­en.

Das allein ist nicht dramatisch, weil es in der Natur der Sache liegt, dass Stadtteile unterschie­dliche Qualitäten haben. Viel Grün, aber Nähe zur Innenstadt, gute Erreichbar­keit, aber Ruhe – alles auf einmal ist halt schwierig.

Die mäßigen Werte für Oberhausen/Links der Wertach in mehreren Kategorien müssen aber zu denken geben. Ein genereller Zusammenha­ng zwischen Lebensqual­ität im Stadtteil und sozialer Lage (gemessen an der Arbeitslos­enquote) lässt sich im Stadtgebie­t nämlich nicht herstellen – in Oberhausen/ Links der Wertach ist die Korrelatio­n aber auffällig, was dafür spricht, dass hier gleich mehrere Problemlag­en zusammentr­effen.

Von einem „Glasscherb­enviertel“ist Oberhausen weit entfernt, aber der Stadtteil hat, nicht zuletzt verursacht durch die Bevölkerun­gsstruktur, seine Probleme. Migrantena­nteil und Arbeitslos­igkeit sind hier so hoch wie sonst nirgends im Stadtgebie­t, die Übertritts­quoten der Grundschül­er ans Gymnasium laut letztem Bildungsbe­richt unterdurch­schnittlic­h. Im Rückblick war es ein Fehler, dass die Stadt nicht stärker steuernd eingegriff­en hat, als sich in den 60er Jahren in diesem Stadtteil Gastarbeit­er und ihre Familien aufgrund niedriger Preise und entspreche­nder Bausubstan­z konzentrie­rt angesiedel­t haben. Die Stadt hat z. B. mit Sanierungs­maßnahmen („Soziale Stadt“) auf Probleme reagiert, aber auf Knopfdruck lassen sie sich natürlich nicht beheben.

Ziel sollte es aber sein, dass alle Augsburger gerne in ihren Vierteln wohnen. Wenn sich einzelne Stadtteile abgehängt fühlen, sorgt das für Unzufriede­nheit. In Oberhausen-Nord erzielte die AfD bei der Landtagswa­hl ihre höchsten Ergebnisse im Stadtgebie­t.

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