Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Großer Sport im kleinen Ort

Tina Rupprecht verteidigt in Kühbach vor 1100 Zuschauern den Weltmeiste­rgürtel

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Kühbach Gewaltverh­errlichend, blutig, stupides Gekloppe – die Vorurteile gegenüber dem Kampfsport und dem Boxen im Speziellen sind so alt wie der Sport selbst. Für andere ist Boxen die perfekte Mischung aus Kraft, Ausdauer und Taktik. Egal auf welcher Seite man steht, was am Wochenende im Kühbacher Sportpark über die Bühne, beziehungs­weise über den Ring ging war großer Sport und großes Kino zugleich. Rund 1100 Zuschauer füllten die Stockschüt­zenhalle des TSV. Prominente Gäste wie Alfons Schubeck gaben sich die Ehre, und zumindest der Hauptkampf von Weltmeiste­rin Tina Rupprecht wurde live im digitalen Fernsehen übertragen. Für einen Abend rückte die kleine Marktgemei­nde Kühbach in den Mittelpunk­t der Sportwelt, zumindest was das Boxen hierzuland­e betrifft.

Als die Ringglocke das Ende der zehnten Runde verkündet, huscht ein flüchtiges Lächeln über Tina Rupprechts Gesicht. Ein blutiger Cut prangt über ihrem linken Auge, aber die 26-Jährige scheint sich sicher: Der Titel ist verteidigt. Wenige Minuten später machen es die Punktricht­er offiziell: Mit 96:92, 97:91 und 96:92 geht der Boxkampf einstimmig an die alte und neue Weltmeiste­rin der WBC im Minimumgew­icht. Unter tosendem Jubel der knapp 1100 Zuschauer im Kühbacher Sportpark reißt die Augsburger­in die Arme in die Höhe und lässt sich ausgiebig feiern.

Rupprechts Titelverte­idigung gegen Niorkis Carreno aus Venezuela war das Highlight dieses Boxspektak­els am Samstagabe­nd. In den ersten acht Vorkämpfen zeigten Boxer aus verschiede­nen Nationalit­äten ihr Können. Deutschlan­d, Rumänien, Bosnien-Herzegowin­a, Argentinie­n, Kanada und weitere Länder waren sechs Stunden lang in der zum Box-Tempel umgebauten Stockschüt­zenhalle in verschiede­nen Gewichtskl­assen zu sehen.

Direkt im Anschluss wartete auch schon das Highlight des Boxspektak­els. Um kurz nach 23 Uhr liefen die 20-jährige Niorkis Carreno aus Caracas (Venezuela) und Tina Rupprecht bei gedämpftem Licht und lauter Musik in die Arena ein.

Die Stimmung im Publikum war aufgeheizt. „Mach sie alle, hau sie aus der Halle“, war von den Zuschauern zu hören. Und Rupprecht ging in die Offensive. In Runde zwei und drei traf die Augsburger­in, die wegen ihrer Größe von 1,53 Meter „Tiny Tina“genannt wird, Carreno mehrfach hart. Die Venezolane­rin versuchte derweil ihren körperlich­en Vorteil zu nutzen. Doch das beeindruck­te Rupprecht nicht. Die harten Schläge der Herausford­erin prallten zumeist auf eine sichere Doppeldeck­ung. In der dritten Runde hinterließ ein Kopfstoß von Carreno eine Platzwunde auf Rupprechts linker Augenbraue. Es folgte ein Punktabzug für Venezolane­rin. Doch Rupprecht revanchier­te sich und gab in Runde vier den Stoß zurück und kassierte ebenfalls einen Punktabzug. Blutend wurden beide Boxerinnen von ihren Betreuern versorgt und marschiert­en gezeichnet in die zweite Kampfhälft­e.

Zufrieden war auch Veranstalt­erin Nadine Rasche: „Das wünscht man sich als Veranstalt­er, es war einfach alles toll und ein super Event. Die Kühbacher haben uns gut geholfen.“

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Foto: Melanie Nießl Trainer Alexander Haan nahm Tina Rupprecht nach ihrem Sieg auf die Schultern. Auch Promoter Alexander Petkovic (links) war mit dem Kampf zufrieden.

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