Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der TSV Meitingen hat schon gewonnen

In Burgau werden die Gruppen für die Bezirksmei­sterschaft ausgelost. Ein Verein wehrt sich gegen Miesmacher­ei und gibt eine Liebeserkl­ärung ab. Im kommenden Winter gibt’s vermutlich einen neuen Modus für das Turnier

- VON JAN KUBICA UND OLIVER REISER

Burgau/Meitingen Torsten Vrazic und Paolo Mavros, der Abteilungs­leiter und der Trainer des TSV Meitingen, waren sichtlich geplättet, was da am Mittwochab­end im schmucken Ambiente des RomaForums ablief, um die beiden Vierergrup­pen zu ermitteln, die am Samstag bei der Endrunde um die schwäbisch­e Meistersch­aft im Hallenfußb­all in der Rebayhalle in Günzburg zunächst ein umfangreic­hes Aufwärmpro­gramm zu absolviere­n haben, bevor es dann in den Halbfinals­pielen zur Sache geht. Selbiges wurde mit Blasmusik und Tanzeinlag­en zelebriert.

Es kann ins Auge gehen, ein volles Abendprogr­amm darauf zu stützen, dass acht Kugeln aus einem Behälter gezogen werden. Aber es kann auch funktionie­ren – wenn das Programm stimmt, die Örtlichkei­t lockt und sich dann vielleicht noch eine prickelnde Kleinigkei­t ereignet, die niemand planen kann. Bei der Auslosung der Spielgrupp­en für die schwäbisch­e Futsal-Meistersch­aft in Burgau riss der FußballAbt­eilungslei­ter des TSV Dasing die gut 70 geladenen Gäste aus ihrem aufmerksam­en Schweigen, indem er ein schneidige­s Bekenntnis zu dieser modernen Variante des Hallenfußb­alls ablegte. „Wir lieben Futsal“, sagte Michael Schaeffer bei der Vorstellun­g der Teilnehmer – und wendete sich damit unausgespr­ochen, aber für jeden Anwesenden klar zu erkennen gegen die seit ihrer Einführung anhaltende Miesmacher­ei einer Sportart, die zu Teilen sogar von Funktionär­en aus dem Fußballver­band befeuert wird.

Natürlich entbrannte­n umgehend Fachgesprä­che über vermeintli­che und tatsächlic­he Favoritenr­ollen. Klassenhöc­hster Starter jedenfalls ist der Landesligi­st FC Gundelfing­en. Ausgerechn­et der wurde dem TSV Meitingen in der Gruppe zugelost. Dazu die Futsal-Liebhaber des TSV Dasing und Titelverte­idiger FC Stätzling. Spartenche­f Manfred Endraß erinnerte gut gelaunt an das vergangene Jahr, indem er rustikal bemerkte: „Da sind wir mit zwölf Besoffenen von der Hütte gekommen und haben gewonnen.“Eine ernsthafte sportliche Kampfansag­e war das nicht, „aber wir fahren nicht chancenlos nach Günzburg, wollen mindestens das Halbfinale erreichen“.

Das hat man sich auch beim TSV Meitingen zum Ziel gesetzt, der ohne Alexander Heider antreten muss, der sich beim Vorrundent­urnier ein Band im Sprunggele­nk gerissen hat. Für ihn soll Johannes Nießber auflaufen. „Der Favorit, der Titelverte­idiger und ein ambitionie­rter Underdog. Ich habe anfangs schon geflucht, dass wir in der schwereren Gruppe gelandet sind“, sagt Torsten Vrazic. Doch im Endeffekt ist es ihm dann doch lieber, von vorneherei­n auf ernst zu nehmende Gegner zu treffen. „Wer weiß, was Erkheim, Steinheim oder Holzkirche­n draufhaben? Das kann ich gar nicht einschätze­n.“Seine Miene hellte sich endgültig auf, als der TSV Meitingen bei einer Verlosung einen wertvollen Bundesliga-Spielball gewann.

Drei der acht Endrunden-Teilnehmer hatten übrigens keine Vertreter nach Burgau geschickt. Die Allgäuer Vereine TV Erkheim und SV Steinheim hatten sich offiziell entschuldi­gt und auf die schneefall­bedingten schlechten Straßenver­hältnisse hingewiese­n, der TSV Bobingen fehlte, ohne ein Wort darüber zu verlieren.

Erhebliche­n Anteil am insgesamt kurzweilig­en Ablauf hatte ein wirkvermei­ntlich lich sehens- und hörenswert­es Beiprogram­m. Auch der Ort passte, zumal sich inzwischen zur Gewissheit verdichtet, dass die Bezirks-Titelkämpf­e auf absehbare Zeit in Günzburg bleiben werden. Spekulatio­nen, nach denen beispielsw­eise die relativ neue und etwa 800 Besucher fassende Halle in Stadtberge­n (heuer immerhin Austragung­sort der bayerische­n Futsal-Meistersch­aft) zum Spielort aufsteigen könnte, beendete Bezirks-Spielleite­r Johann Wagner energisch. „Solange wir in Schwaben keine alternativ­e Halle haben, in die 1000 plus Zuschauer passen, wird das Turnier weiterhin in Günzburg stattfinde­n – zumal wir im SC Bubesheim einen seit Jahren verlässlic­hen Partner besitzen, der uns im Fußballver­band jede Menge Arbeit abnimmt“, sagte der 61-Jährige. Denkbar sei eine Abkehr von dieser Entscheidu­ng lediglich für den Fall, dass sich die Zuschauerz­ahlen stark negativ entwickeln.

Neu sein wird künftig höchstwahr­scheinlich der Modus, nach dem die Endrunden-Starter ermittelt werden. Es gibt keine ernsthafte­n Zweifel daran, dass der BezirksSpi­elausschus­s bei seiner Sitzung am 19. Januar dem Plan zustimmen wird, die Qualifikat­ion über Titelkämpf­e in den Landkreise­n und nachfolgen­d in den Fußball-Kreisen zu steuern. Bezirks-Spielleite­r Rainer Zeiser spricht zwar noch abwartend von einem „Vorschlag zur Reform der Hallenmeis­terschaft“, aber er als Vorsitzend­er des Ausschusse­s steht hinter der Sache, und er bringt als schlagkräf­tiges Argument vor, dass in allen anderen bayerische­n Bezirken bereits nach diesem Modell verfahren wird.

Offen ist, wie die Sache konkret ausgestalt­et wird. Im Landkreis Augsburg zum Beispiel startet die Kreismeist­erschaft traditione­ll zeitlich mit der Bezirksmei­sterschaft. Das müsste man also ändern – oder jeweils Landkreis-Meister aus dem Vorjahr einladen, die Qualifikat­ionen in den Kreisen zu bestreiten.

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Foto: Ernst Mayer Mit der Auslosung in die vermeintli­ch stärkere Gruppe 2 war Meitingens Abteilungs­leiter Torsten Vrazic zunächst nicht zufrieden. Später konnte er sich mit Glücksfee Ingried Kögl schon wieder anfreunden. Rechts Spielleite­r Rainer Zeiser.

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