Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Einige Orte hat es eiskalt erwischt

Der Landkreis Augsburg versinkt im Schnee Kein Schulbus, kein Räumdienst – manche Weiler im Augsburger Land sind durch die Schneemass­en abgeschnit­ten. Was die Bewohner unternehme­n

- VON FELICITAS LACHMAYR

Landkreis Augsburg Das Auto springt nicht an, der Schulbus fällt aus, die Räumfahrze­uge kommen kaum noch hinterher. Manche Dörfer und Weiler im Augsburger Land sind durch die Schneemass­en abgeschnit­ten. Einige Anwohner mussten deshalb gestern zu Hause bleiben.

Auch die Kinder im Josefsheim im Fischacher Ortsteil Reitenbuch waren eingeschne­it. Für acht von ihnen hieß es morgens: Schneeball­schlacht statt Unterricht. Denn der Schulbus schaffte es nicht bis in das kleine Dorf. „Ohne Schneekett­en kam er den Berg wohl nicht hinauf“, vermutet Heimleiter Norbert Haban. Er nimmt das Schneechao­s gelassen. Die Kinder hätten Spaß draußen. „Ich musste nur aufpassen, dass ich im Vorbeigehe­n nicht von einem Schneeball getroffen werde“, schmunzelt Haban.

Während die Kinder im Schnee tobten, hatte der Hausmeiste­r des Kinderheim­s einiges zu tun. Ein Traktor musste her, um den Parkplatz von den Schneemass­en zu befreien. Außerdem steckte eine Kollegin vom Marienheim in Baschenegg (Ustersbach) fest. „Ihr Auto ist nicht mehr angesprung­en“, erzählt Haban. Er musste dann selbst in das benachbart­e Dorf fahren. „Man hilft sich halt gegenseiti­g“, sagt Haban. Ein Landwirt sei mit dem Schneepflu­g unterwegs gewesen. Die großen Straßen seien frei und auf den kleineren Wegen müsse man einfach langsam fahren.

Etwas weniger Probleme bereitete der Schnee den Anwohnern in der Gemeinde Kühlenthal. „Bei uns läuft es gut, wir sind noch nicht abgeschnit­ten“, sagt Bürgermeis­terin Iris Harms. Sie wohnt im kleinen und schaffte es morgens problemlos zur Arbeit. Die Straßen seien befahrbar, und auch die Müllabfuhr sei diese Woche gekommen.

Heidi Werner ist dagegen froh über ihren Jeep mit Allradantr­ieb. Denn ohne den wäre sie gestern morgen nicht zur Arbeit gekomFerti­ngen men. Mit ihrem Mann betreibt sie den Engelshof bei Gessertsha­usen. Das beliebte Ausflugslo­kal liegt idyllisch im Wald und ist nur über einen viereinhal­b Kilometer langen Forstweg zu erreichen. 30 Zentimeter hoch lag der Schnee dort gestern. „Da kommt kein Notarzt mehr durch“, sinniert Werner. Ihre Mieter hätten keinen Jeep und seien festgesess­en. „Zum Glück haben wir einen eigenen Schneepflu­g.“Der komme am Nachmittag zum Einsatz. Denn räumen müssen die Betreiber des Engelshofe­s selbst. Weil ein Forstweg zur Gaststätte führt, sieht sich die Gemeinde nicht in der Pflicht, zu räumen. Da habe auch mehrfaches Nachfragen nichts gebracht, berichtet Werner. Die Schneekett­en am Auto bleiben Heidi Werner deshalb nicht erspart. Trotzdem freut sie sich über den Wintereinb­ruch.

In der Gemeinde Altenmünst­er waren um 4 Uhr morgens fünf Leute mit drei Fahrzeugen im Einsatz, um die Straßen vom Schnee zu befreien. Ein Plan gibt vor, wo als Erstes geräumt wird. „Die Schulwege haben oberste Priorität“, sagt Bürgermeis­ter Bernhard Walter. Mancherort­s ist das Gelände hügelig. „Da wird es zeitlich manchmal knapp, dass wir rechtzeiti­g fertig werden.“An besonders steilen Strecken könne es auch mal problemati­sch werden. Dort stehen Splittkist­en, damit sich Autofahrer im Notfall auch selbst behelfen können. „Bisher haben wir die Situation aber im Griff“, sagt Bürgermeis­ter Walter.

Das zeigt sich auch im Ortsteil Violau. Hier hilft man sich gegenseiti­g. Wenn der Winterdien­st nicht mehr hinterherk­ommt, werde der Traktor des Schullandh­eims kurzerhand zum Räumfahrze­ug umfunktion­iert, weiß Christoph Mayer, Leiter des Bruder-Klaus-Heims. „Für die Kinder ist der Schnee super“, sie seien den ganzen Tag draußen und hätten viel Spaß.

Newspapers in German

Newspapers from Germany