Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Müssen die Skivereine jetzt um ihre Hütten bangen?

In Tirol schneit es unentwegt. In Rinnen beginnen die ersten Bewohner, die Hausdächer abzuschauf­eln

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Es schneit und schneit und schneit. Noch mehr Schnee als im Augsburger Land gibt es derzeit in Tirol, wo mehrere Vereine aus der Region Berghäuser unterhalte­n. „So viel Schnee. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den vergangene­n zehn bis 15 Jahren jemals so viel hatten“, sagt Werner Mayershofe­r vom TSV Gersthofen, der sich derzeit in Rinnen bei Berwang aufhält. Dort kamen zuletzt 50 bis 60 Zentimeter Neuschnee vom Himmel – täglich. Am Donnerstag haben die ersten Bewohner des kleinen Bergdorfs begonnen, die Hausdächer abzuschauf­eln. Wohl auch aus Angst, dass sich in den nächsten Tagen die tonnenschw­ere Last erhöht. Mitglieder des Ski- und Wandervere­ins (SWV) Fischach werden heute oder am Samstag das Dach vom Schnee befreien. Ob es auch beim alpinen Stützpunkt des TSV Gersthofen nötig sein wird, stand gestern noch nicht fest. Das Haus bietet 20 Gästen Platz, hat eine komplett eingericht­ete Küche und zwei Stuben. In fünf Jahrzehnte­n haben die Gersthofer das alte Berghaus zu einem kleinen Schmuckstü­ck gemacht. Wer im Augenblick dorthin kommen will, sollte Schneekett­en aufziehen. Unbedingt ins Gepäck gehört auch eine Schaufel. Sie vergessen hatte in dieser Woche der Getränkedi­enst, der die Hütte des SWV Fischach regelmäßig versorgt: Die Gersthofer halfen aus und bahnten dem Lieferante­n einen Weg durch den Schnee zur Fischacher Hütte, die nur wenige Meter entfernt liegt. Eine schweißtre­ibende Angelegenh­eit: Über einen Meter Schnee liegt im Bergdorf, Tendenz steigend. Nach Angaben der Betreiber der Skiarena BerwangBic­hlbach beträgt die Schneehöhe im Tal 165 Zentimeter, am Berg sind es über zwei Meter.

Kritisch wird es durch die Schneemeng­en an den Hängen: In den vergangene­n Tagen gab es deshalb Lawinenspr­engungen, einige Lifte im Skigebiet waren zeitweise nicht in Betrieb.

Davon hat auch Sebastian Kaderk von der DJK Leitershof­en gehört. Der Verein hat in Berwang das Haus Tirol. Maximal 34 Personen finden dort Platz, es gibt sechs Doppelzimm­er und vier Mehrbettzi­mmer. Einige haben eine eigene Nasszelle. Herzstück ist die Stube im Tiroler Stil. Zur gemütliche­n Stimmung trägt auch der gemauerte Kachelofen bei. Am Wochenende wollen Mitglieder der DJK in die Berge, um nach dem Rechten zu schauen. Nachrichte­n von Nachbarn, dass die Dächer wegen der Schneelast geräumt werden müssen, habe es noch nicht gegeben. „Wir sind gut vernetzt und haben noch nichts gehört“, sagt Kaderk. „Wir würden aber sofort etwas erfahren, wenn Gefahr in Verzug ist.“

Die Schneemass­en, die in kurzer Zeit gefallen sind, bezeichnet der Vorsitzend­e der DJK Leitershof­en als „außergewöh­nlich“. Persönlich schlägt da sein Winterspor­t-Herz höher. Als der Leiter des PortfolioM­anagements bei Kuka über die schneebede­ckten Straßen zur Arbeit fuhr, habe er innerlich gegrinst: „Das war eine wahnsinnig schöne Atmosphäre. Das Licht, die schneebede­ckten Bäume und die Ruhe durch den Schnee. Mir gefällt’s unheimlich.“

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