Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Müssen die Skivereine jetzt um ihre Hütten bangen?
In Tirol schneit es unentwegt. In Rinnen beginnen die ersten Bewohner, die Hausdächer abzuschaufeln
Landkreis Augsburg Es schneit und schneit und schneit. Noch mehr Schnee als im Augsburger Land gibt es derzeit in Tirol, wo mehrere Vereine aus der Region Berghäuser unterhalten. „So viel Schnee. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den vergangenen zehn bis 15 Jahren jemals so viel hatten“, sagt Werner Mayershofer vom TSV Gersthofen, der sich derzeit in Rinnen bei Berwang aufhält. Dort kamen zuletzt 50 bis 60 Zentimeter Neuschnee vom Himmel – täglich. Am Donnerstag haben die ersten Bewohner des kleinen Bergdorfs begonnen, die Hausdächer abzuschaufeln. Wohl auch aus Angst, dass sich in den nächsten Tagen die tonnenschwere Last erhöht. Mitglieder des Ski- und Wandervereins (SWV) Fischach werden heute oder am Samstag das Dach vom Schnee befreien. Ob es auch beim alpinen Stützpunkt des TSV Gersthofen nötig sein wird, stand gestern noch nicht fest. Das Haus bietet 20 Gästen Platz, hat eine komplett eingerichtete Küche und zwei Stuben. In fünf Jahrzehnten haben die Gersthofer das alte Berghaus zu einem kleinen Schmuckstück gemacht. Wer im Augenblick dorthin kommen will, sollte Schneeketten aufziehen. Unbedingt ins Gepäck gehört auch eine Schaufel. Sie vergessen hatte in dieser Woche der Getränkedienst, der die Hütte des SWV Fischach regelmäßig versorgt: Die Gersthofer halfen aus und bahnten dem Lieferanten einen Weg durch den Schnee zur Fischacher Hütte, die nur wenige Meter entfernt liegt. Eine schweißtreibende Angelegenheit: Über einen Meter Schnee liegt im Bergdorf, Tendenz steigend. Nach Angaben der Betreiber der Skiarena BerwangBichlbach beträgt die Schneehöhe im Tal 165 Zentimeter, am Berg sind es über zwei Meter.
Kritisch wird es durch die Schneemengen an den Hängen: In den vergangenen Tagen gab es deshalb Lawinensprengungen, einige Lifte im Skigebiet waren zeitweise nicht in Betrieb.
Davon hat auch Sebastian Kaderk von der DJK Leitershofen gehört. Der Verein hat in Berwang das Haus Tirol. Maximal 34 Personen finden dort Platz, es gibt sechs Doppelzimmer und vier Mehrbettzimmer. Einige haben eine eigene Nasszelle. Herzstück ist die Stube im Tiroler Stil. Zur gemütlichen Stimmung trägt auch der gemauerte Kachelofen bei. Am Wochenende wollen Mitglieder der DJK in die Berge, um nach dem Rechten zu schauen. Nachrichten von Nachbarn, dass die Dächer wegen der Schneelast geräumt werden müssen, habe es noch nicht gegeben. „Wir sind gut vernetzt und haben noch nichts gehört“, sagt Kaderk. „Wir würden aber sofort etwas erfahren, wenn Gefahr in Verzug ist.“
Die Schneemassen, die in kurzer Zeit gefallen sind, bezeichnet der Vorsitzende der DJK Leitershofen als „außergewöhnlich“. Persönlich schlägt da sein Wintersport-Herz höher. Als der Leiter des PortfolioManagements bei Kuka über die schneebedeckten Straßen zur Arbeit fuhr, habe er innerlich gegrinst: „Das war eine wahnsinnig schöne Atmosphäre. Das Licht, die schneebedeckten Bäume und die Ruhe durch den Schnee. Mir gefällt’s unheimlich.“