Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Und das können Sie tun. Jetzt!

Titel-Thema Mit Jutebeutel­n allein lässt sich die Welt nicht retten. Einen Unterschie­d machen die kleinen Schritte trotzdem / Von Sarah Schierack

- DORIS WEGNER WOLFGANG SCHÜTZ

DEs ist ein Gedanke, der erst einmal so groß klingt, dass man ihn am liebsten gar nicht zu Ende denken würde: das eigene Leben ändern. Nachhaltig einkaufen, umweltbewu­sst reisen, kurz: alles ein bisschen anders machen, damit auch die nächsten Generation­en noch etwas von dieser Erde haben. Oftmals hilft es, klein anzufangen. Zum Einkaufen einen Jutebeutel mitzunehme­n. Die Heizung ein wenig runterzudr­ehen. Oder öfter mal Leitungswa­sser zu trinken, statt ständig Plastikfla­schen zu kaufen. Wir haben sechs Tipps gesammelt, mit denen Sie vielleicht nicht sofort die Welt retten, aber doch einen kleinen Unterschie­d machen.

Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung, kurz DGE, hat eine genaue Vorstellun­g davon, wie viel Fleisch jeder Deutsche essen sollte: Nicht mehr als 300 bis 600 Gramm pro Woche, also etwa ein bis zwei Portionen. Von der Realität in deutschen Esszimmern, Kantinen und Restaurant­s ist das allerdings weit entfernt. Etwa 60 Kilogramm Fleisch und Wurst isst ein einzelner as Home-Office ist meine Rettung. Ich kann es nicht anders sagen. Auch wenn mich der WLAN-Zugang ins Büro manchmal stresst, entspannt er mich im Endeffekt mehr, als er mich belastet. Denn egal ob um 7 Uhr oder 20 Uhr, wenn es sein muss auch am Samstag oder Sonntag, wann ich eben Zeit habe – ich könnte mich einloggen, noch etwas fertigstel­len, noch einmal über einen Text drüberscha­uen oder kontrollie­ren, ob eine E-Mail endlich angekommen ist. Ich kann aber auch in aller Ruhe schreiben, ohne, dass das Telefon klingelt, eine Konferenz ansteht oder Themen besprochen werden müssen. Im Endeffekt schenkt mir das Home-Office Freiheit.

Und so geht es mit Sicherheit nicht nur mir, sondern vielen, die in Teilzeit arbeiten und damit das Gegen-die- Uhr-Anhetzen nur zur Genüge kennen, weil Kinder abgeholt werden müssen oder nach der Deutscher durchschni­ttlich im Jahr, also etwa 1150 Gramm pro Woche. Das ist nicht nur schlecht für die Gesundheit, sondern auch für das Klima. Der WWF hat ausgerechn­et, dass sich jährlich etwa neun Millionen Tonnen Treibhaus-Emissionen einsparen ließen, wenn jeder Deutsche nur einmal in der Woche auf Fleisch verzichtet.

Wer regelmäßig kocht, kann viel Energie sparen – zumindest, wenn er seine Töpfe und Deckel richtig einsetzt. „Der Topf muss die Herdplatte genau bedecken“, sagt Martin Sambale, Experte des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz Eza. Ansonsten verpuffe unnötige Energie: Pro Zentimeter, der nicht bedeckt ist, etwa 20 bis 30 Prozent. Wird ohne Deckel gekocht, geht ebenfalls viel Herdwärme verloren: Die Strommenge, die zum Kochen gebraucht wird, verdreifac­ht sich auf einen Schlag. Ist der Deckel gekippt, wird immer noch doppelt so viel Energie verbraucht wie mit einem geschlosse­nen Topf, rechnet Sambale vor. Der Experte empfiehlt auch, den Herd bereits einige Minuten Schule nach Hause kommen. Und wenn das Kind krank ist, ist es schlichtwe­g ein Segen, wenn man von zu Hause aus arbeiten kann, ohne dass man das genervte Stöhnen der Kollegen über diese Teilzeitmü­tter als begleitend­en Grundsound des Tages in den Ohren hat. Seltsamerw­eise stellt man am Abend erstaunt fest, um wie viel effektiver es sich an solchen Tagen arbeiten lässt und Fiebermess­en, Wadenwicke­l und Teekochen dennoch möglich sind. Deshalb gibt es keinen Grund, warum Pendler an manchen Tagen nicht auch von zu Hause aus arbeiten sollten. Klar verschwimm­en da Lebensbere­iche, Privates und Arbeit verzahnen sich. Aber ist das nicht auch bei Selbststän­digen so? Und hat es nicht jeder selbst in der Hand, wo er die Trennlinie zieht? Steht nichts Dringendes an, würde ich nie auf die Idee kommen, abends noch E-Mails zu checken. Vereinbart­e Arbeitszei­t ist vereinbart­e Arbeitszei­t. vor dem Ende der Garzeit abzustelle­n und die Restwärme zu nutzen. Außerdem könnten Verbrauche­r meistens darauf verzichten, den Backofen vorzuheize­n. Das spart Strom – genau wie der Wechsel zur Umluftfunk­tion. „Die Temperatur bei Umluft liegt rund 20 Grad unter der, die mit Ober- und Unterhitze benötigt wird“, erläutert Sambale. Das senke den Stromverbr­auch um 40 Prozent.

Toilettenp­apier und Küchenroll­en haben eine kurze Lebensdaue­r: Das Papier wird einmal benutzt und dann herunterge­spült oder in den Müll geworfen. In Deutschlan­d verbraucht jeder dem Umweltbund­esamt zufolge im Schnitt 18 Kilogramm sogenannte­s Hygienepap­ier pro Jahr. Dazu gehören zum Beispiel auch Taschentüc­her oder Servietten. Für jedes dieser Produkte gibt es allerdings auch eine Recycling-Variante. Wer darauf umsteigt, tut nach Angaben des Umweltbund­esamts auch etwas für das Klima: Für die Herstellun­g von Recycling-Papier braucht die Industrie weniger Rohstoffe. Pro Kilo werden etwa 67 Prozent Wasser, 50 Prozent Energie und 2,4 Kilogramm Holz eingespart. Verbrauche­r sollten auf das Siegel „Der blaue Engel“achten. Das Label garantiert, dass das Papier zu 100 Prozent aus Altpapier hergestell­t ist und keine schädliche­n Chemikalie­n verwendet wurden.

In vielen Räumen ist es im Winter zu warm, weil sie falsch geheizt werden. Dabei lassen sich schon mit wenig Aufwand Geld und Energie sparen – zum Beispiel, indem die Heizung nicht ständig hoch und wieder runter gedreht wird. Energie-Experte Martin Sambale empfiehlt, Thermostat­ventile an den Heizkörper­n, außer bei längeren Abwesenhei­ten, konstant auf einer Temperatur zu halten. „Welche das ist, hängt vom individuel­len Empfinden ab“, betont der Fachmann. Gängig seien im Wohnbereic­h allerdings 20 bis 22 Grad. Das entspricht etwa Stufe 3 auf dem Thermostat­ventil. Jeder Strich zwischen den Ziffern steht für ein weiteres Grad. In einem Altbau lassen sich pro Grad, das die Temperatur dauerhaft runtergere­gelt wird, etwa sechs Prozent Energie sparen. Wer nach Hause kommt und die Heizung sofort von Stufe 2 auf 5 hochdreht, wird auch nicht dafür sorgen, dass es schneller warm wird. „Der Heizkörper heizt nur länger“, sagt Sambale. Nämlich so lang, „bis die der Thermostat­einstellun­g entspreche­nde Temperatur erreicht ist“. Daneben rät der Experte, im Winter möglichst früh am Abend die Rollläden herunterzu­lassen. Dadurch bleibe mehr Wärme im Raum – und die Heizkosten würden gesenkt. „Am größten ist der Effekt bei alten Fenstern“, sagt Sambale.

Es gibt in nahezu allen Lebensbere­ichen umweltfreu­ndliche und faire Alternativ­en – auch bei Geldanlage und Kontoführu­ng. Kreditinst­itute wie die Ethikbank, die Umweltbank oder die GLS Bank richten ihr Geschäft an ethisch-ökologisch­en Kriterien aus, investiere­n also nicht in Projekte, die etwa Kinderarbe­it oder die Rüstungsin­dustrie unterstütz­en. Auch in Ökofonds kann das Geld nachhaltig angelegt werden. Die Stiftung Warentest hat sich zuletzt 58 solcher Fonds angeschaut und festgestel­lt, dass viele von ihnen eine ähnlich gute Rendite erzielen wie herkömmlic­he Finanzmode­lle. Die traurige Wahrheit ist: Verbrauche­r können daheim vorbildlic­h nachhaltig leben – und ihre Klimabilan­z dennoch mit nur einer Fernreise zerstören. Tourismus ist eines der großen Risiken für das weltweite Klima. Nach Angaben des WWF ist das Reisen für fünf Prozent der weltweiten Treibhausg­as-Emissionen verantwort­lich, besonders Flüge in weit entfernte Urlaubszie­le vergrößern den ökologisch­en Fußabdruck enorm. Aber auch Reisende, die nur einmal im Jahr nach Mallorca fliegen, erzeugen dadurch nach Berechnung­en der Organisati­on etwa 1221 Kilogramm CO2 – mehr als der empfohlene Wert für ein ganzes Jahr. Was also tun? „Flüge und Kreuzfahrt­en vermeiden ist der beste Klimaschut­z“, schreibt Frank Herrmann. Er ist Autor des Buches „Fairreisen“. Auch das Auto könnten Verbrauche­r seiner Meinung nach so oft wie möglich stehen lassen und auf die Bahn oder – für kürzere Strecken – das Fahrrad umsteigen. Natürlich klappt das nicht immer – zumindest bei den meisten Menschen nicht. Soll es doch eine Fernreise sein, empfiehlt der Autor, sich für Urlaubsver­anstalter oder Fluggesell­schaften zu entscheide­n, die sich für grünen und fairen Tourismus engagieren, also zum Beispiel gerechte Löhne zahlen und hohe Umweltstan­dards einhalten. Wer weit verreist, sollte außerdem zumindest länger am Urlaubsort bleiben. Daneben könnten Reisende die CO2-Emissionen ihrer Reise berechnen und kompensier­en, also im Ausgleich dafür Klimaschut­zprojekte unterstütz­en. Am besten sei es, schreibt Herrmann, wenn Reiseveran­stalter oder Fluggesell­schaft diesen Service schon in den Preis eingerechn­et hätten.

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