Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Spitzensportförderung für Überfliegerin
Luisa Tremel lässt den TSV-Chef ein bisschen von Olympia träumen. Was dagegen Realität ist: Der 110 Jahre alte Gersthofer Verein hat inzwischen fast 4000 Mitglieder
Gersthofen „Es lebe der Sport!“, sangen Ute und Armin Wintermayr, und alle Gäste klatschten kräftig mit. Seit 110 Jahren leben der Sport und die Bewegung beim TSV Gersthofen, der dieses Jubiläum zusammen mit dem Tennisclub Rot-Weiß Gersthofen feiern wird. Beim größten Sportverein im Landkreis Augsburg mit knapp 4000 Mitgliedern wird aber auch die „Pflege der Gemeinschaft“großgeschrieben. Unter diesem Motto stand der Neujahrsempfang des TSV Gersthofen, der traditionell vom Spielmannszug eröffnet wurde.
2500 Mitglieder des TSV Gersthofen sind Kinder und Jugendliche. Zwei ganz besonders erfolgreiche, Anastasia Fuchs und Mariagrazia Chirulli, zeigten, was ihnen durch die 320 Übungsleiter vermittelt wird, die „zigtausend Stunden ihrer Freizeit opfern“, so TSV-Präsident Hinrich Habenicht. Aber auch im Seniorensport ist die Mitgliederzahl zuletzt von 200 auf 336 gestiegen. Ganz besonders freute sich das Vereinsoberhaupt, dass der TSV wieder auf einer gesunden finanziellen Basis steht. „110 Jahre sind keine Selbstverständlichkeit, 110 Jahre stehen für eine Erfolgsgeschichte, geschrieben von Ehrenamtlichen“, zollte Landrat und Bezirkstagspräsident Martin Sailer, der nach langer Abstinenz wieder einmal den Weg nach Gersthofen gefunden hatte, uneingeschränktes Lob. Bürgermeister Michael Wörle ging sogar noch weiter: „Wer achtmal in der Woche trainiert, sieht seinen Trainer öfters als die Eltern. Diese Funktion des TSV in einer prägenden Phase ist ganz wichtig. Deshalb ist der TSV 110 Jahre alt geworden und hat 400 Mitglieder.“Bevor sich die Anwesenden bei einer kulinarischen Zeitreise am Büfett der gemütlichen Unterhaltung – neudeutsch „Networking“– hingaben, hatte der Bürgermeister noch zu tun. Von der Stadt Gersthofen wurden Sportlerinnen und Sportler im Alter von sieben bis 83 Jahren, die mindestens einen schwäbischen Meistertitel errungen hatten, ausgezeichnet.
Höhepunkt des Neujahrsempfangs ist immer die Ehrung der Sportler des Jahres im TSV Gersthofen, die von der moderierenden Vizepräsidentin Sonja Kahl spannend herausgearbeitet wurden. Ungeschlagen wurden Anna Brucklachner, Chiara Foitzik, Carina Gistel, Simone Loracher, Lena Prillwitz, Julia Wiedemann, Sarah Zerrle, Stefanie Dosch, Michaela Frank, Rebecca Listle, Klara Lüttringhaus, Nina Schmidbauer und Monika Wöster Meister in der Kreisklasse. Deshalb wurden die Damen III vom Vereinsrat des TSV zur „Mannschaft des Jahres“gekürt. Ein Teil dieser Truppe, die von Sabine Häubl und Barbara Gistel trainiert wird, spielt inzwischen in der ersten Garnitur in der Bezirksliga. Als deutscher Einzelund Mannschaftsmeister im Boccia führte an Jakob Kraus kein Weg vorbei. Der „Sportler des Jahres“, der ein gutes Auge und viel Fingerspitzengefühl bewiesen hat, ist auch immer zur Stelle, wenn man ihn innerhalb der Abteilung braucht.
Die „Sportlerin des Jahres“ist die Überfliegerin des vergangenen Jahres: Luisa Tremel. Die vielseitige Leichtathletinin wurde Dritte der deutschen Meisterschaften im Siebenkampf, im Hochsprung glänzte die 17-Jährige, die von ihren Freunden „Lulu“genannt wird, zuletzt mit 1,80 Meter. „Freude am Wettkampf ist ihre Motivation, nicht, den Gegner zu schlagen“, sagt Trainer Josef „Maxi“Liepert über seinen Schützling. Vom deutschen Leichtathletik-Verband wurde Luisa Tremel gleich zweimal in den C-Kader berufen: im Siebenkampf und im Hochsprung. „So etwas hat der TSV Gersthofen lange nicht gehabt“, freute sich Präsident Hinrich Habenicht, „vielleicht sehen wir sie mal bei Olympischen Spielen.“Um diesen Traum zu fördern, hat der Gersthofer Stadtrat entschieden, die Leichtathletin im Rahmen der Spitzensportförderung mit 300 Euro zu unterstützen. Bürgermeister Michael Wörle übergab ihr darüber hinaus noch ein T-Shirt der Stadt Gersthofen. „Damit du immer weißt, wo du herkommst.“Vom 110-jährigen TSV Gersthofen mit seinen knapp 4000 Mitgliedern. Passend dazu das Schlusslied von Ute und Armin Wintermayr: „The Best“von Tina Turner.