Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ingenieur, Manager und Ritter

Heinrich von Buz starb vor mehr als 100 Jahren und prägt dennoch mit seinen Firmengrün­dungen die Region bis heute

- VON JÜRGEN DILLMANN

Landkreis Augsburg Zu Unrecht ist der Name unserer heutigen Persönlich­keit trotz seiner hohen Verdienste um die industriel­le Entwicklun­g der Region nur wenigen, oder zumindest zu wenigen, bekannt, es sei denn, man hat sich mit den Firmen Linde, MAN und LEW beschäftig­t – oder man hat besucht oder besucht noch die nach ihm benannte Realschule im Augsburger Stadtteil Oberhausen: Heinrich von Buz, geboren am 17. September 1833 in Eichstätt.

Für die (Vorsicht: sprachlich­es Ungetüm) „Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft des Wirtschaft­sraums Augsburg A³ war die zeit ihres Lebens eng mit unserem Raum und Augsburg verbundene Persönlich­keit ein visionärer Innovation­sgeist gepaart mit klarem Kalkül“. Denkt man an all die zukunftsor­ientierten technische­n Entwicklun­gen, die wir und die ganze Welt ihm zu verdanken haben, dann ist diese Beurteilun­g alles andere als übertriebe­n.

Doch der Reihe nach: Der Schwerpunk­t seiner Ausbildung galt dem Ingenieurw­esen. Er besuchte in Augsburg die „Königliche Kreisgewer­beschule“und anschließe­nd das Polytechni­kum in Karlsruhe. Praktische Erfahrunge­n sammelte er daraufhin im Elsass und in London.

Im Jahr 1857 trat der Mitzwanzig­er in die von seinem Vater geleitete Maschinenf­abrik Augsburg ein. Er hatte unterdesse­n erkannt, dass seine Stärke in der Unternehme­nsführung lag – dank der erkannten Treffsiche­rheit bei der Förderung von aussichtsr­eichen Projekten und einem außerorden­tlich scharfsinn­igen Gespür für zukunftstr­ächtige Technologi­en.

Schon 1864 übernahm Heinrich von Buz die Führung der Fabrik. Bis 1913 war er dann Generaldir­ektor der durch einen Zusammensc­hluss mit einer Nürnberger Maschinenf­abrik entstanden­en MAN. In dieser Zeit verantwort­ete von Buz etliche Innovation­en, die bis heute hohe Bedeutung haben. Hervorzuhe­ben ist die Herstellun­g der Lindeschen Kältemasch­ine, aber eben auch die Wegbereitu­ng der Produktion des in jüngster Zeit so umstritten­en Dieselmoto­rs. Auch die Augsburger Lokalbahn entstand unter seiner Mitverantw­ortung – um die damals immensen Güterfrach­ten zu den Augsburger Abnehmern zu bringen.

Die hohe Bedeutung der Energiever­sorgung für die aufstreben­de Industrieg­esellschaf­t begründete sein Engagement für die Gründung eines „Überlandwe­rks“zur sicheren Stromverso­rgung. Und so gehört von Buz auch zu den Mitbegründ­ern der regionalen LEW, deren erstes Wasserkraf­twerk in Gersthofen entstand. Und auch der Titel eines Zeitungsma­chers mag ihm zukommen. Hat er doch die Herstellun­g der ersten deutschen Rotationsd­ruckmaschi­ne zu verantwort­en – 1873 eine technische Revolution – wie auch 1911 die „Roland“, die erste Bogenoffse­tdruckmasc­hine.

Am 8. Januar 1918 verstarb der mit dem nicht vererbbare­n Adelstitel belohnte Ritter Heinrich von Buz in Augsburg.

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