Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vom Fotomodell zur Fotografin

Sabrina und Dominic Nebe aus dem Meitinger Ortsteil Herbertsho­fen sind privat und beruflich ein Team. Sie stylt und fotografie­rt, er agiert als Berater

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Im Jahr 2010 hatte Dominic Nebe seinen ersten, ungeplante­n Einsatz hinter der Kamera. Damals begleitete er seine Freundin (und heutige Ehefrau) Sabrina rein aus Neugierde auf eines ihrer Foto-Shootings. „Ich wurde gleich eingespann­t“, erinnert sich der Technik-Fan daran zurück, wie er Reflektore­n halten durfte und herausfand: Ein Foto-Shooting ist ganz schön harte Arbeit für alle Beteiligte­n. Bereits nach dem zweiten Shooting-Besuch war dem HobbyModel und ihrem technikbeg­eisterten Freund klar: Jetzt muss eine eigene Kamera her.

Diese sollte nur der Anfang des Equipments sein, das das Duo mittlerwei­le zusammenge­tragen hat. Begonnen hat alles mit einer kleinen Mini-Blitzanlag­e, einem Stoffhinte­rgrund und jeder Menge InternetVi­deos, mit denen Sabrina Nebe lernte, Bilder zu bearbeiten und zu retuschier­en. Zahlreiche Testshooti­ngs hat das Duo so unter dem Motto TFP („time for pictures“) absolviert, und das bedeutet, dass die Hauptakteu­re des Fotoshooti­ngs – Fotograf und Model – von der gegenseiti­gen Leistung profitiere­n, ohne dass dabei Geld fließt. Der Fotograf bekommt ein Model, das er ablichten kann. Das Model bekommt Profi-Aufnahmen.

Im Jahr 2013 haben Dominic und Sabrina Nebe dann – beruflich betrachtet – Nägel mit Köpfen gemacht. „Als uns jemand Geld für unsere Arbeit geboten hat, wussten wir, dass wir gut waren“, erinnert sich Sabrina Nebe daran zurück, was unter anderem den Ausschlag gab für die Firmengrün­dung. Sie gründete das Unternehme­n Modern FotografiX Fotografie – und damit war auch die Rollenvert­eilung gesetzt: Sabrina Nebe ist nicht nur die Inhaberin, sondern auch der kreative Kopf. Aus ihrer aktiven Modelzeit kennt sie die Kniffe, die nötig sind, um Mimik, Gestik und Posen zu einem fotografis­chen Kunstwerk werden zu lassen.

Durch eine Weiterbild­ung zur Visagistin und in Bildbearbe­itung stehen die Kunden bei Sabrina Nebe heute perfekt geschminkt vor der Kamera. Die abschließe­nde Bildbearbe­itung sorgt final für den letzten Schliff. Ehemann Dominic Nebe weicht seiner Frau bei ihrer Arbeit nicht von der Seite, wobei der gelernte IT-Systemelek­troniker vor allem als persönlich­er, technische­r Berater agiert.

Beide wissen um ihr Erfolgsrez­ept: „Wir fotografie­ren, weil es uns Spaß macht.“Durch ihre Hauptjobs sie arbeitet als Finanzbuch­halterin im Pharma-Bereich, er als ServiceTec­hniker für Groß- und Unternehme­nskunden – nehmen sie vor allem an den Wochenende­n Aufträge an. Die Bandbreite, die sie dabei künstleris­ch abdecken, ist mit den Jahren ebenso gewachsen wie das Equipment. Unter modern-fotografix.de sowie auf ihrer Facebook-Seite zeigt das Paar, was es fotografis­ch zu bieten hat. Neben den Klassikern Hochzeitsf­otografie, Familien- und Babybauchb­ilder lassen sich hier auch Porträtauf­nahmen, Kalenderau­fnahmen und Bilder von Junggesell­innenabsch­ieden finden. PeopleFoto­grafie, bei der Menschen im Fokus stehen, ist die Stärke des Duos. Damit hat sich das Paar kein einfaches Metier ausgesucht, denn jeder Auftrag bedeutet auch viel Arbeit. Um bereits im Vorfeld eine Vorstellun­g davon zu bekommen, was sich die Kunden wünschen, gibt es zu jedem Shooting ein Konzept, das die Wünsche und Vorstellun­gen dokumentie­rt, aber auch das Fotoshooti­ng strukturie­rt. Auf diesen Arbeitssch­ritt – die Planung, Absprache und Konzeptfas­sung im Vorfeld – entfallen etwa 20 Prozent des Arbeitsauf­wandes eines Shootings.

Beim Shooting selbst lässt sich das Paar so viel Zeit, wie es braucht, um die perfekte Aufnahme zu bekom– men. Für Sabrina Nebe hinter der Kamera bedeutet das, dass sie nicht nur auf Gestik, Mimik, Pose und Licht achtet, sondern auch auf die vielen kleinen Details wie etwa den schiefen Hemdkragen, die Kette und das Haar, das etwa das Auge verdeckt. An dieser Stelle wird es auch für die Kunden vor der Kamera anstrengen­d. „Wer zum Beispiel nach einem Dessous-Shooting keinen Muskelkate­r hat, hat etwas falsch gemacht, denn hier ist Körperspan­nung und Ausdauer gefragt“, erklärt die Fotografin lachend. Etwa 30 Prozent der Arbeitszei­t, die sie in einen Auftrag investiere­n, entfällt auf das eigentlich­e Fotoshooti­ng. Sind die Aufnahmen erst im Kasten, beginnt der Mammut-Teil der Arbeit: die digitale Bildbearbe­itung. Bearbeitet wird so wenig wie möglich und so viel wie nötig. Summa summarum können leicht 15 bis 30 Minuten Bearbeitun­gszeit pro Bild anfallen.

Mit Equipment, Aufträgen und Firmengrün­dung formierte sich auch der Rahmen neu, in dem Sabrina Nebe als Fotografin aktiv wurde. Anfangs schoss sie ihre Aufnahmen noch in ihrer gemeinsame­n Wohnung in Herbertsho­fen, die sie für jedes Shooting umbauen musste, dann war sie Mieter in etwa 60 Quadratmet­er großen Räumlichke­iten in Gersthofen. Heute stehen ihr in Augsburg-Oberhausen 160 Quadratmet­er Shooting-Fläche zur Verfügung.

Die Fotografie zum Hauptjob zu machen stand für die Betriebswi­rtin nie zur Diskussion, da die Freude an der Fotografie und die Entwicklun­g und Umsetzung eigener Ideen nie verloren gehen sollte. Außerdem bleibt so noch genug Zeit für die individuel­le Betreuung der Kunden ohne Zeitdruck.

Hauptberuf­lich stürzt sie sich lieber auf eine andere Form der Weiterbild­ung – nämlich die zur Bilanzbuch­halterin, die voraussich­tlich im März starten wird.

 ?? Foto: Modern FotografiX ?? 2013 gründete Sabrina Nebe das Unternehme­n Modern FotografiX Fotografie. Sie ist die Inhaberin und der kreative Kopf. Ehemann Dominic Nebe fungiert als persönlich­er, technische­r Berater.
Foto: Modern FotografiX 2013 gründete Sabrina Nebe das Unternehme­n Modern FotografiX Fotografie. Sie ist die Inhaberin und der kreative Kopf. Ehemann Dominic Nebe fungiert als persönlich­er, technische­r Berater.

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