Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Altes Haus facht neuen Streit an
Bei der Beratung zum Sanierungsprojekt „Giseberthaus“geht es weniger um die Immobilie als um das Vorgehen
Zusmarshausen Wie geht es weiter mit dem jahrhundertealten Giseberthaus in Zusmarshausen? Mit dem vieldeutigen „Piano“einer Gemeinderätin und erheblichen Differenzen beim Vorgehen ist diese Frage jetzt erneut diskutiert worden.
Aus allen Fraktionen wurden Bedenken über den Vorschlag der Verwaltung laut, von einer speziellen Arbeitsgruppe aus Rat, Vereinen, Organisationen sowie bisherigen Nutzern ein Konzept ausarbeiten zu lassen. Die Runde beschloss dagegen, dass sich zunächst der eigene Ausschuss für Kultur, Generationen und Vereine (KGV) mit der Zukunft des Gebäudes an der Augsburger Straße beschäftigen soll.
Das Haus aus dem 16. Jahrhundert mit bewegter Vergangenheit führt seit vielen Monaten zu Zwist in der Neuzeit. Nicht erst seit Anfang 2018 ist die noch als Aktives Bürgerforum der SPD auftretende Gruppe mit einem Nutzungsvorstoß gescheitert war, steckt in dem Projekt in der Ortsmitte kommunalpolitischer Zündstoff (wir berichteten). Dies wurde auch bei der jüngsten Beratung der Bürgervertreter deutlich, bei der einige Redner den Eindruck eines höchst gespaltenen Forums andeuteten. So war Walter Aumann, ein bekennender „Arbeitsgruppen-Fan“, mit der Idee vorgeprescht, neben der altehrwürdigen Immobilie gleich über die Neuordnung des ganzen Straßenzuges nachzudenken. Dies wollte Christian Weldishofer sogar noch ausweiten, indem er die Berücksichtigung weiterer „Baustellen“im Zentrum anregte, etwa den Rathausplatz. „Daher herrscht beim Giseberthaus noch kein dringender Handlungsbedarf.“
Eine langsamere – sprich: überlegtere – Vorgehensweise war auch Rätin Elke Schwarz ein besonderes Anliegen und hatte dabei wohl auch die heftige Bürgerkritik an der geplanten Neugestaltung des Rathausumfeldes im Sinn: „Wir wissen doch alle, was es da für ein Echo gegeben hat, daher sollten wir von einem überhasteten Umbau in dieser Sache ablassen.“Ihr Grundsatz: „Piano“. Dagegen konnte es Hubert Kraus nicht schnell genug gehen: „Wir sind uns doch einig über das Haus, das jetzt leer steht und wir nun damit weiterkommen müssen.“Das Ratsmitglied zielte damit auf den Auszug des Mieters Deutsche Post ab, die im vergangenen Herbst nach fast 80 Jahren die Räume im Erdgeschoss mit einer Fläche von knapp 300 Quadratmetern verlassen hatte. Im Dachgeschoss befindet sich noch das stark gefragte Museum mit Veranstaltungen der Freunde, weiter unten residiert die nach den Worten von Geschäftsleiter Walter Stöckle „im ganzen westlichen Landkreis höchst beliebte VHS“.
Auch angesichts solcher Vorzüge beharkten sich die Bürgervertreter über der Frage, in wessen Händen das dringend notwendige Sanierungs-Vorhaben am besten liegen dürfte: im internen Gremium oder einer Arbeitsgruppe mit allen Beteiligten. Bei Letzterem drückte Harry Juraschek seine Sorge über die Effizienz solcher Kreise aus – „nach meinen bisherigen Erfahrungen.“Der KGV erscheine ihm als die bessere Lösung. Eine Ansicht, der sich auch Thomas Günther und Bernhard Sapper anschließen wollten. Alle Kritiker der „größeren Runde“einte allerdings die Auffassung, dass nach einer klaren Aufgabenstellung durch das kleinere Ratsgremium später die Arbeitsgruppe zum Zuge kommen soll. Sie hatte Bürgermeister Bernhard Uhl vorgeschlagen, weil „wir zielführend und vor allem transparent vorgehen wollten.“Mit etwas verwundertem Blick hatte der Sitzungsleiter die Debatte zuvor dann doch verfolgt.