Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kol-La-Sitzung kommt an
Gersthofer Narren nehmen in einem fünfeinhalbstündigen Unterhaltungsprogramm lokale Politiker und Persönlichkeiten aufs Korn. Was die so parodierten Stadträte dazu sagen
Am Wochenende fand die erste Faschingssitzung in Gersthofen statt. Was diesmal zu sehen ist und was die Parodierten zu dem neuen Programm sagen.
Gersthofen Gesang, Tanz und kabarettistischer Witz: Im neuen Programm der Gersthofer Kol-La-Faschingssitzungen ziehen die Aktiven wieder alle Register der Unterhaltung. Während der gut fünfstündigen Aufführung kriegen auch lokale Politiker ihr Fett ab.
So fahren die „Stadtretter“dieses Mal nach Afrika und spielen damit auf einen in der Stadt viel diskutierten Besuch einer Delegation des realen Stadtrats in Baringo County in Kenia an, wohin die ausrangierten Klassenzimmer der alten Mittelschule geschickt wurden. Die Afrikaner verkleiden sich als klischeehafte Buschleute, um die deutschen Gäste zu narren: „Willkommen im Hotel drei Mohren!“Stadtrat Albert Kaps (Charly Schafitel) schießt dabei aus Schusseligkeit Bürgermeis- ter Michael Wörle (Robert Strempfl) mit einem Blasrohrpfeil tot. Darüber freut sich Reinhold Dempf (Andreas Leis), der dem Stammeshäuptling (Wolfgang Brem) zunächst den überflüssigen Zebrastreifen aus der Augsburger Straße mitgebracht hat: „Jetzt bin ich Zweiter Bürgermeister“, jubelt er, obwohl er selbst im Suppenkessel der Eingeborenen gegart wird.
Albert Kaps zeigte sich begeistert: „Ein Kompliment an mein Double, der es schafft, mich so darzustellen, wie ich wohl nach außen wirke.“Anspielungen auf das Gersthofer Loch, die Straßenbahnpläne für die Augsburger Straße, und die Keniareise des Stadtrats halte er für passend. „Mehr große Themen gab’s ja eigentlich zuletzt hier nicht.“Gut findet er, dass nicht nur lokale Themen aufgegriffen wurden. „Die Zuschauer von außerhalb die Gags auch verstehen.“Mehr Fett bekommen heuer die SPD-Stadträte ab. So raunzt Pressesprecherin Lisa Hallmen: „Die SPD nimmt von Wahl zu Wahl schwer ab.“In Gersthofen aber nehme sie stetig zu, wie man an Stadtrat Peter Schönfelder sehe. Und Christian Miller „besteht aus 60 Prozent Hunger und 40 Prozent Schlaf“.
Schönfelder war darüber amüsiert: „Das ist zutreffend, mit dem kann ich wunderbar leben.“Und Christian Miller findet nicht zuletzt sein Stadtretter-Double Jürgen Zill „phänomenal, wie er sich bemüht, mich wiederzugeben, bis hin zu meiner Sprechweise“. Und das mit dem Hunger: Christian Miller wollte sich laut Kol-La-Security mit zehn Schinkensemmeln in die Halle schmuggeln. „Es wäre gelogen, wenn ich sage, ich wäre kein Kostverächter“, so Miller. Er habe sich toll amüsiert. „Ich habe eigentlich gerechnet, dass es derber wird, aber die Akteure haben den richtigen Ton getroffen, ohne zu beleidigen.“
Der dienstälteste Gersthofer Stadtrat Karl-Heinz Wagner, der laut Pressesprecherin in den Stadtrat kam, „als das Tote Meer noch am Leben war“, sieht sich das Faschingsprogramm erst kommendes Wochenende an und möchte sich daher nicht äußern. „Aber wer in der Öffentlichkeit steht, muss auch was vertragen können.“
Thematisiert wurde auch, dass der frühere Bürgermeister und heutige Stadtrat Jürgen Schantin als Bürgermeister in Gablingen kandisollen dieren will. „Ina & Co“sangen auf ihrem Traumschiff Gersthofen: „Wir lagen vor Madagaskar, und hatten den Schantin an Bord.“Als dieser über Bord ging, schallte es „Ahoi, Jürgen Schantin!“. Jürgen Schantin, der nach eigenen Angaben seit 2013 nicht mehr zur Kol-La geht, kommentiert das Programm „prinzipiell nicht“.
Sehr angetan zeigte sich der neue Gersthofer Kulturreferent, Uwe Wagner, von seiner ersten Kol-La: „Es war ein sehr netter und kurzweiliger Abend trotz der Länge des Programms und zeigt, wie groß das Angebot in Gersthofen ist.“Gefallen habe ihm vor allem, dass die Lokalprominenz liebevoll auf den Arm genommen wurde.
Eine Panoramaseite mit Bildern finden Sie auf den Seiten 4/5, eine Bildergalerie unter augsburger-allgemeine-land.de.
„Phänomenal, wie er sich bemüht, mich wiederzugeben – bis zur Sprechweise.“