Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Landrat bleibt bei Kreisumlag­e hart

Der Landkreis wird von seinen Städten und Gemeinden weiter überdurchs­chnittlich viel Geld verlangen. Beim aktuellen Haushaltsp­lan unterstütz­en alle Fraktionen diesen Kurs. Dennoch äußern ihre Sprecher Kritik

- VON CHRISTOPH FREY

Einstimmig hat der Kreistag am Montag in Augsburg dem Haushalt des Landkreise­s Augsburg zugestimmt. Das finanziell­e Gerüst der Landkreisp­olitik sieht für das laufende Jahr Ausgaben von fast 290 Millionen Euro vor. Die Schulden sollen um zehn Millionen Euro sinken, die Bauinvesti­tionen gegenüber dem Vorjahr nur leicht steigen (siehe Grafik). Dafür sind dann ab kommendem Jahr große Investitio­nen in die Gymnasien in Gersthofen und Neusäß vorgesehen.

Allein in Gersthofen will der Kreis für ein neues Gymnasium geschätzte 74 Millionen Euro ausgeben – es soll der teuerste Bau in der bisherigen Geschichte des Landkreise­s werden. In seiner Haushaltsr­ede ging Landrat Martin Sailer (CSU) auch auf die vielen kleinen Bildungspr­ojekte ein, die der Landkreis unterstütz­t. Dazu gehören ein Bildungsbü­ro genau wie das KitaFörder­projekt „Haus der kleinen Forscher“und die EDV-Ausstattun­g der Schulen. In diese fließen heuer zwei Millionen Euro.

Vor dem Hintergrun­d der Bildungsau­sgaben erteilte der Landrat Forderunge­n nach einer Senkung der Kreisumlag­e eine Absage. Gemeinden und Landkreis müssten sich „den finanziell­en Spielraum lassen, den wir zum Wohle unserer Kinder brauchen“.

Mit einem Hebesatz von 49 Punkten bittet der Kreis seine 46 Städte und Gemeinden im schwäbisch­en und bayerische­n Vergleich überdurchs­chnittlich zur Kasse. Nach Angaben von Kreiskämme­rer Gunther Füßle können die Kommunen aber weiter auf solide Steuereinn­ahmen bauen. Im vergangene­n Jahr seien die Einkünfte aus der Gewebesteu­er im Augsburger Land um elf Prozent gestiegen.

Die Sprecher der fünf Fraktionen im Kreistag suchten sich für ihre Beiträge unterschie­dliche Schwerpunk­te. Einig waren sie sich in der Forderung nach Verbesseru­ngen bei den AVV-Tarifen (siehe Bericht auf Seite eins) sowie nach dem Ausbau der bestehende­n Bahnstreck­e zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben (siehe Seite 27, Hauptteil).

Rückendeck­ung für den Landrat gab es erwartungs­gemäß von CSU-Fraktionsc­hef Lorenz Müller. Er bezeichnet­e den vorliegend­en Haushalt mit Blick auf den Schuldenab­bau als verantwort­ungsbewuss­t. Man verfolge nicht nur teure Leuchtturm­projekte. So fördere der Kreis die Erwachsene­nbildung der Volkshochs­chule mit einer Million Euro.

Mit Blick auf die brummende Wirtschaft sprach FW-Fraktionsc­hef Fabian Mehring von einem „Wohlfühlha­ushalt“. Er warnte jedoch vor den Folgen eines sich verlangsam­enden Wachstums und prophezeit­e angesichts der großen Investitio­nsvorhaben: „Wir werden an unsere Grenzen geraten.“In Mehrings Augen sind die laufenden Ausgaben des Kreises zu hoch, für Investitio­nen bleibe zu wenig übrig.

Als Beispiele für hohe Ausgaben nannte Mehring unter anderem die Personalko­sten der Verwaltung, die sich in zehn Jahren verdoppelt hätten, sowie die Bauprojekt­e. Hier warb er für „Pragmatism­us statt Leuchtturm­projekte“. Statt des teuren Passivhaus­standards könne sich der Landkreis auch einmal mit weniger zufriedeng­eben.

Für diese Aussage erntete Mehring den energische­n Widerspruc­h der Grünen-Fraktionsc­hefin Silvia Daßler. „Wir können es uns nicht leisten, auf den Klimaschut­z zu verVolle zichten“, sagte Daßler angesichts der Folgen des Klimawande­ls. Der Landkreis müsse bei seinen Neubauten auf einen hohen energetisc­hen Standard achten. Daßler forderte den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s und den Straßenbah­nanschluss für Neusäß sowie Gersthofen. Sie wies auf die steigende Wohnungsno­t hin und sprach sich für ein eigenes Frauenhaus im Kreis aus. Das Frauenhaus Augsburg müsse mangels Platz mehr Frauen abweisen, als es aufnehmen könne.

SPD-Fraktionss­precher Harald Güller verwies auf das Ziel, den Landkreis als Lebensraum für alle sozial zu gestalten. Dazu gehören in den Augen der SPD-Fraktion ein funktionie­render Nahverkehr ebenso wie die Integratio­n von Migranten. Bei der Ansiedlung neuer Firmen warb Güller dafür, diese nicht nur nach Augsburg zu locken. Man müsse die Orte im Umland mit Bahnanschl­uss „mehr ins Boot holen“. Arbeitsplä­tze sollten dort geschaffen werden, wo die Menschen wohnen.

Traditione­ll beschlosse­n wurden die Haushaltsr­eden vom Chef der kleinsten Fraktion. Für die ÖDP/ FDP lobte Manfred Buhl den Beschluss, die Schaffung von Kurzzeitpf­legeplätze­n finanziell zu fördern. Er rügte, dass die Bauverwalt­ung ein Eigenleben habe, das zu kostspieli­gen Lösungen führe.

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