Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Auch nach einem Jahr ist Schlaf Mangelware
Mein Sohn war von Beginn an ein Kuschelkind. Heute werden die Küsse nur nasser
Vor einem Jahr war ich frischgebackene Mutter. Der Start war hart. Ungern erinnere ich mich an die Tage im Krankenhaus zurück. Ich hatte zwar ein wunderschönes Baby, das jedoch nachts dauernd schrie. Tagsüber schlief es zuverlässig, trank, machte seine Windeln voll, doch sobald es abends wurde, verwandelte es sich in ein kleines Monster. So kam es mir damals vor.
Heute weiß ich, was ihm fehlte. Mein Kleiner ist ein absolutes Kuschelbaby! Er fand es schrecklich, dass er in seinem Gitterbettchen lag, während die Mama, mit der er die letzten neun Monate eine Einheit bildete, so schrecklich weit weg war. Es waren zwar nur ein paar Zentimeter, die uns trennten, aber in der kleinen Welt meines Babys lagen Welten zwischen ihm und seiner Mama. Und zu der wollte er. Vorzugsweise hing der kleine Milchvampir an meiner Brust oder schlief direkt bei mir. Und mit direkt meine ich so richtig direkt. Ganz nah. Zwischen meinen Sohn und mich passte kein Blatt Papier. Nur so war er zufrieden. Schlafen war dann kein Problem mehr.
Und so ging es die nächsten Wochen weiter. Wollte ich ihn ablegen und mich mal aus dem Raum schleichen, gab es lautstarken Protest. Ein Tragetuch war für mich die Lösung schlechthin. So kam er einfach überall hin mit, selbst auf die Toilette. Glücklicherweise akzeptierte er auch andere Menschen als Kuschelpartner. Sonst hätte ich es wohl die ersten Wochen nie unter die Dusche geschafft. Mit ungefähr zwei Monaten wurde es besser. Immer öfter konnte ich ihn alleine lassen – also mich weiter als fünf Zentimeter entfernen. Dennoch gehörten das nächtliche Kuscheln und das tägliche Tragen für ihn dazu. Ja, so ein Kuschelbaby hat schon was. Seit es ihn gibt, kann ich mich über einsame Momente nicht beklagen. Ob das immer so toll ist, lasse ich mal dahingestellt ...
Zum Glück werden Babys immer eigenständiger. Und die Varianten seiner Liebesbekundungen immer vielfältiger. Mein kleiner Schatz versteht es jetzt vortrefflich, Bussis zu verteilen. Das hauptsächliche Ziel seiner Begierde: die Mama. Morgens bekomme ich schon zum Aufwachen ein paar sanfte Bussis aufs Gesicht gedrückt – einfach herrlich. Die Steigerung: Mitten im Spiel will er mir seine Zuneigung zeigen und krabbelt auf mich zu. Der Mund leicht geöffnet, der Speichel rinnt heraus, und er stürzt sich auf mich. Mit zahlreichen Bussis werde ich überhäuft, der Speichel bedeckt mein ganzes Gesicht. Der Höhepunkt: das Nasenbussi, bei dem meine halbe Nase im Mund meines Kindes landet. Seine sieben kleinen Zähne tun ihr Übriges, dass der Schmatzer ganz besonders in Erinnerung bleibt.
Ich liebe mein kleines süßes Baby, das genau genommen mit seinem Jahr gar kein Baby mehr ist, sondern schon ein Kleinkind. Wehmütig bin ich deswegen schon ein bisschen …
Aber das Schlafen ist immer noch ein heikles Thema. Denn mein Sohn ist ein Frühaufsteher! Zwischen fünf und sechs Uhr erklärt er die Nacht für beendet. Da hilft auch alles Kuscheln nichts mehr.