Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Walküre“für Augsburg
Der gefragte Charakter-Tenor Gerhard Siegel versammelt seine Sängerfreunde aus aller Welt, um Richard Wagners Oper zugunsten des Staatstheaters Augsburg konzertant aufzuführen
Brünnhilde wird wohl auf ihrem Ross aus Barcelona angeflogen kommen, wo sie kurz zuvor die Titelrolle in Amilcare Ponchiellis „La Gioconda“singt. Iréne Theorine ist ihr Name – eine der großen Brünnhilden weltweit unserer Tage. Eben hat sie die Rolle mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Simon Rattle in München für eine CD-Veröffentlichung gesungen.
Der Wotan seinerseits wird aus Kopenhagen anreisen, wo er kurz zuvor in einer neuen MittelalterOper auf der Bühne steht. Johan Reuter heißt er; als Bassbariton wird er regelmäßig an die großen Opernhäuser zwischen New York und Salzburg verpflichtet.
Fricka, seine resolute Frau, erscheint aus Florida, wo sie ein paar Tage zuvor in Verdis Requiem auftritt. Als Mezzosopranistin Katharine Goeldner im wahren Leben hat sie ein künstlerisches Standbein in den USA und das andere in Westeuropa.
Sieglinde wiederum hat es nicht ganz so weit; sie kommt von der Oper in Frankfurt am Main, wo sie als Grete Graumann in Franz Schrekers „Der ferne Klang“debütiert. Jennifer Holloway ist auch an der Staatsoper Hamburg als Sieglinde begehrt.
Und der Siegmund, der wird von der Metropolitan Opera New York kommen, weil er dort – mal wieder – in einem „Ring-des-Nibelungen“-Zyklus seine Paraderolle des Mime gibt. Wenn er dann nach Augsburg fliegt, wird er der Einzige sein, der hier am Lech auch zu Hause ist: Gerhard Siegel, der hohe Cha- raktertenor, gebucht von allen großen Opernhäusern der Welt, auch Salzburg, auch Bayreuth.
Er hat all die genannten Sänger zusammengetrommelt – als seine Künstlerfreunde, die unentgeltlich, ihm und dem Staatstheater Augsburg zuliebe, hier am 20. April in der Kongresshalle bei einem Benefiz-Konzert auftreten. Und zwar in einer konzertanten Aufführung von Richard Wagners „Walküre“, dem wohl beliebtesten Abend aus dem „Ring des Nibelungen“– nicht nur wegen des martialischen Walkürenritts. Hernach aber sind Gerhard Siegel & Friends alle wieder weg – verstreut auf die Bühnen der Welt, und Siegel selbst geht zurück nach New York, weil dort der „Ring“-Zyklus weiterläuft.
Wofür aber dieses Benefiz-Konzert, zu dem der Tenor noch Sponsoren für notwendige zusätzliche Orchestermusiker sucht? Gerhard Siegel wünscht sich, dass das Theater, wenn es 2023 nach langjähriger Sanierung wieder eröffnen wird, mal ein bisschen mehr Geld als üblich für das Bühnenbild ausgeben kann. Und ihm schweben Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“als Wiedereröffnungspremiere vor. Dass er sich so einsetzt für das Theater, dies leitet sich insbesondere aus seiner Biografie ab: Der Chorsaal wurde sowohl für die Bühnenals auch die Ehe-Laufbahn Siegels kostbar: Hier bekam er Praxis und Erfahrung, hier lernte er seine Frau Constanze Friederich kennen.
Übrigens: Der Benefiz-Walküre am 20. April, die die Philharmoniker unter Generalmusikdirektor Domonkos Héja spielen werden, soll im Spätherbst 2019 eine weitere Benefiz–Oper für das Theater Augsburg folgen. Dann heißt es nicht Gerhard Siegel & Friends, sondern Wilhelm F. Walz & Friends – obwohl auch Siegel wieder mitmachen möchte: als Florestan in Beethovens „Fidelio“. Dann wird Augsburgs ehemaliger Konzertmeister Wilhelm F. Walz dirigieren. Karten Der Vorverkauf hat begonnen. Die Billetts kosten zwischen 75 und 120 Euro.