Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Qualitätsbericht: Fugger-Express fährt hinterher
Schlechtere Bewertung als der Durchschnitt. Doch andere machen es nicht unbedingt besser
Region Bahnkunden mussten in den vergangenen Wochen hart im Nehmen sein: Wintereinbruch, Güterzugunglück und kranke Lokführer wirbelten die Fahrpläne kräftig durcheinander und machten gerade Fahrten in Regionalzügen zur Nervenund Geduldsprobe. Falls es ein Trost ist: Wer einmal im Zug sitzt, tut dies halbwegs komfortabel, auch wenn’s mal länger dauert.
Zu diesem Schluss kommt zumindest das jährliche Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert. Für die Regionalzüge im Raum Augsburg sind die Noten sehr unterschiedlich. Vorneweg fährt die Bayerische Regiobahn, die von Augsburg aus Richtung Ammersee, Ingolstadt und Landsberg fährt. Sie kommt unter 29 bewerteten Bahnen auf Platz acht. Der Fugger-Express der Deutschen Bahn hat sich von Platz 19 auf 16 vorgeschoben, die im vergangenen Jahr noch von der Deutschen Bahn bediente Kneipp-Lechfeld-Bahn kommt in dem gestern veröffentlichten Ranking nur noch auf den 19. Platz. Bewertet werden die Kriterien Sauberkeit, Fahrgastinformation, Ausstattung, Zugbegleiter sowie der Umgang mit Beschwerden. Maximal möglich sind 100 Punkte, der beste hat 94,66. Wer null Punkte hat, erfüllt die Qualitätskriterien gerade so. Die Bayerische Regiobahn schneidet mit 57,90 Punkten überdurchschnittlich gut ab, während Fugger-Express (16,34) und Kneipp-Lechfeld-Bahn (13,02) deutlich unter dem Schnitt liegen und hinterher fahren. Dieser liegt bayernweit bei 28,68 Punkten, das ist der zweitbeste Wert, seit es dieses Ranking gibt.
Dieses sagt aber nichts über die Königsdisziplin für Züge: Pünktlichkeit. Hierfür veröffentlichte die BEG im vergangenen Herbst eine eigene Rangliste, die den FuggerExpress, der die wichtige Verbindung Richtung München bedient, nur auf Platz 18 sah. Jeder zehnte Zug war unpünktlich, so eine Auswertung des Jahres 2017. Als Hauptursache sieht die BEG Baumaßnahmen sowie Kapazitätsengpässe, deren Beseitigung ja politisch ein großes Thema ist (siehe auch Bericht im Bayernteil, Seite 11). Ab 2022 ist die Deutsche Bahn mit ihren Zügen beim Fugger-Express auf dem Abstellgleis. Das britische Unternehmen Go-Ahead übernimmt mit einer neuen Fahrzeugflotte das Geschäft und will zu Stoßzeiten auch wieder Doppelstockwagen einsetzen. Derartige Übernahmen funktionieren aber nicht immer reibungslos, wie das Beispiel KneippLechfeld-Bahn zeigt.
Dort hat die Bayerische Regiobahn-Mutter Transdev auf der Ostallgäu-Lechfeld-Bahn im Dezember übernommen und einen kapitalen Fehlstart hingelegt. Züge kamen zu spät oder fielen gänzlich aus. Im Schnitt kam jeder fünfte Zug zu spät - ein für bayerische Verhältnisse unterirdischer Wert. In der Folge kam es zum Krisengespräch bei der BEG, es wurden Verbesserungen vereinbart, die zum Teil ab März greifen sollen. Offen ist, wie sich das im nächsten Qualitätsbericht der Eisenbahngesellschaft niederschlagen wird.
Jeder zehnte Zug in Richtung München war unpünktlich
Symbolfoto: Wyszengrad