Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Rotlicht-König muss fünf Jahre ins Gefängnis
Spektakulärer Fall nahm in Augsburg seinen Anfang
Der bekannte Bordellbetreiber Jürgen Rudloff, 65, ist am Mittwoch zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Das Stuttgarter Landgericht sprach ihn wegen Beihilfe zu Menschenhandel und sexueller Ausbeutung sowie wegen Betrugs schuldig. Neben Rudloff stand auch noch dessen ehemaliger Marketing-Chef Michael B. vor Gericht, der ebenfalls eine gewisse Prominenz erlangt hatte, weil er im Privatfernsehen als „Puff-Tester“aufgetreten war und vor den Kameras Bordelle inspiziert hatte. Er erhielt eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Beide Angeklagten hatten im Laufe des Mammutprozesses ein Geständnis abgelegt. Ein weiterer Mitarbeiter erhielt eine Bewährungsstrafe.
Wie berichtet, ging es in dem Verfahren um Vorgänge rund um das Großbordell „Paradise“im Stuttgarter Raum. Frauen sollen von Männern aus dem Rockermillieu mit Gewalt zur Prostitution gezwungen worden sein. Rudloff hatte sein Bordell öffentlich als edlen Vorzeige-Klub angepriesen und eine „saubere Prostitution“propagiert. In seinem Geständnis räumte er später ein, vor der Gewalt der Rockergruppen die Augen verschlossen zu haben. Dem Urteil gegen Rudloff ging eine Absprache zwischen dem Gericht, der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung voraus. Angesichts des Deals ist es eher unwahrscheinlich, dass Staatsanwaltschaft oder Verteidigung gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen werden. Der Augsburger Rechtsanwalt Stefan Mittelbach, einer der Verteidiger Rudloffs, sagt auf Anfrage, dies sei zumindest nicht geplant.
Eingeleitet hatten den tiefen Fall des Bordellbetreibers Augsburger Kriminalpolizisten: Sie ermittelten im Umfeld des „FKK Cleopatra“im Augsburger Stadtteil Lechhausen und entdeckten Überschneidungen zwischen dem Augsburger und dem Stuttgarter Milieu. Das Verfahren wurde schließlich von den Augsburger Behörden nach Stuttgart abgegeben.