Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die ersten Störche sind gelandet

Heuer sind die Vögel extrem früh da. Experten kennen die Gründe und sagen: Gefährlich wird es für die Tiere in einigen Wochen

- VON TOBIAS KARRER

Landkreis Augsburg Die Störche in Diedorf sind mittlerwei­le wieder sehr aktiv. Den Winter hat das Paar laut Landesbund für Vogelschut­z zusammen vor Ort verbracht, und bei den aktuell hohen Temperatur­en bereiten sich die Tiere schon auf die Brut vor. Sie sind nicht allein. Im ganzen Landkreis werden wieder vermehrt Störche gesichtet.

Sieghart Muthsam beobachtet die Störche im Zusamtal schon seit langer Zeit. Er arbeitet mit dem Landesbund für Vogelschut­z (LBV) zusammen und weiß immer, wann der Horst in Zusamzell besetzt ist, und meistens auch, wo sich die Tiere aufhalten. Mindestens einmal am Tag besucht er die Störche in seinem Beobachtun­gsgebiet.

Erst vergangene Woche hat er zum ersten Mal einen Storch im Zusamtal gesichtet. Das Tier scheint noch keine Partnerin gefunden zu haben. Ob es ein bekannter Storch ist, kann Muthsam noch nicht genau sagen. Er nimmt aber an, dass die Saison jetzt losgeht.

Das Phänomen, dass Störche früh im Jahr zurückkehr­en, ist nicht neu. Oda Wieding, Storchexpe­rtin beim LBV, erklärt zwar, dass die Literatur von einem Zeitraum zwischen März und April spreche, eine frühere Ankunft ist allerdings nichts Ungewöhnli­ches mehr.

Außerdem fliegen immer mehr Störche gar nicht Richtung Süden, sondern überwinter­n in der Region. Wieding erklärt die Sondersitu­ation: Störche seien langlebige Vögel und würden voneinande­r lernen. „Tiere, die hiergeblie­ben sind, verleiten auch andere dazu zu bleiben“, sagt die Expertin. Verantwort­lich sei der Mensch, der viele Zuchtstörc­he ausgewilde­rt habe, die nicht mehr Richtung Süden fliegen.

Prinzipiel­l sei das für die Tiere allerdings kein Problem, erklärt Wieding. Störche bräuchten nicht täglich Futter, und „ihre Daunenjack­e haben sie ja schon an“, sagt die Expertin. Die Vögel treten die wochenlang­e Reise in den Süden eigentlich nur wegen Nahrungskn­appheit an, solange aber keine geschlosse­ne Schneedeck­e liegt oder strenger Frost herrscht, finden die Vögel noch genügend Nahrung, hier vor Ort. Wieding rät auch deshalb davon ab, Störche zu füttern. Außerdem bestehe die Gefahr, dass sich die Tiere an das Futter gewöhnen und „faul“werden.

Oda Wieding erklärt außerdem, dass Störche sehr flexible Tiere sind. „Es gibt das Phänomen der Winterflüc­htler“, erklärt sie. Tiere, denen in der Region doch zu kalt ist, fliegen einfach in nähere warme Regionen. Auch im Landkreis haben laut einer Onlinekart­e des LBV einige Tiere überwinter­t. Zwei in Diedorf zum Beispiel, genauso in Zusmarshau­sen. In Dinkelsche­rben haben des LBV zu Folge sogar vier Tiere überwinter­t.

Zwei Tiere konnte Thomas Wurschy, der Horstbetre­uer in Dinkelsche­rben, den ganzen Winter über beobachten. Geschlafen hätten die beiden Vögel eigentlich immer in ihrem Horst auf dem Dach der Annakirche, sagt er. Tagsüber waren sie auf Futtersuch­e.

Allerdings stellt Wurschy aktuell fest, dass sich die Anwesenhei­tszeiten verlängern. Für den Beobachter ist das ein Zeichen, dass wieder mehr Störche in die Region kommen. „Die bewachen ihr Nest, daauch mit es kein anderes Paar übernimmt“, erklärt er. Dass die Vögel früher im Jahr zurückkehr­en, hat einen zweiten Grund. Viele Tiere, die auf der „Westroute“unterwegs sind, überwinter­n laut Wieding mittlerwei­le häufig auf Müllkippen oder bewässerte­n Reisfelder­n in Spanien und fliegen nicht bis nach Afrika. Entspreche­nd kürzer ist auch der Heimweg.

Was Störche angeht, hat Oda Wieding den Überblick über ganz Bayern. Vor allem in Mittel- und Oberfranke­n seien seit dem 20. Februar „relativ viele“Tiere angeInform­ationen kommen. Aber auch aus Dasing, Pöttmes und Wörleschwa­ng liegen ihr Meldungen vor. Wieding erklärt, dass die Wahrschein­lichkeit recht hoch ist, dass die Rückkehrer dieselben Vögel sind wie in den letzten Jahren. Wenn sie in einem Horst erfolgreic­h gebrütet haben, kehren Störche gerne zurück. Wieding erwartet, dass die ersten Tiere Mitte März anfangen zu brüten. Erst in diesem Stadium werde Kälte zum Problem. Bei niedrigen Temperatur­en sei das Brüten für die Tiere besonders anstrengen­d, sagt die Expertin.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Das Storchenpa­ar in Diedorf hat in diesem Winter die Region gar nicht erst verlassen. Die Tiere bereiten sich angesichts der hohen Temperatur­en bereits auf die Brut vor. Anderenort­s kehren inzwischen die ersten Störche aus den Winterquar­tieren im Süden zurück.
Foto: Marcus Merk Das Storchenpa­ar in Diedorf hat in diesem Winter die Region gar nicht erst verlassen. Die Tiere bereiten sich angesichts der hohen Temperatur­en bereits auf die Brut vor. Anderenort­s kehren inzwischen die ersten Störche aus den Winterquar­tieren im Süden zurück.

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