Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dünne Luft in Dinkelsche­rben

Der Markt muss neue Schulden machen, um seine Projekte stemmen zu können. In den nächsten Jahren wird der Kurs fortgesetz­t. Was aktuell am meisten Geld verschling­t

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Dinkelsche­rben Die Rücklagen schrumpfen, der Schuldenbe­rg wächst: Die Haushaltsl­age von Dinkelsche­rben bleibt angespannt. Um die Sanierung der Turnhalle, die Erschließu­ng des Ferrum-Gewerbegeb­iets, die Erneuerung der Wasservers­orgung und Grunderwer­b möglich zu machen, muss der Markt neue Kredite in Höhe von mehr als drei Millionen Euro aufnehmen. Trotz der Neuverschu­ldung gab es Zuspruch von den Fraktionen.

Als „annehmbar“bezeichnet­e Tobias Mayr das Zahlenwerk, das der neue Kämmerer Georg Vill in der jüngsten Marktgemei­nderatssit­zung anschaulic­h und verständli­ch präsentier­te. Der neue Haushalt zeige: „Wir können wirtschaft­en“, sagte Mayr. Schließlic­h seien auch Schulden abgebaut worden. Dass trotzdem ein offener Finanzieru­ngsbedarf von etwa drei Millionen Euro besteht, liegt an den vier Großprojek­ten. Die werden zum Teil zwischenfi­nanziert. Mayr war wichtig, dass nicht am „Herzstück“, also an den Vereinen und den Feuerwehre­n, gespart werde. Er bat darum, dass sich die Gemeinde auch in Zukunft Gedanken über den Tellerrand hinaus macht – zum Beispiel, welche Folgen die Uniklinik für Dinkelsche­rben haben kann.

Dass Themen wie Natur- und Umweltschu­tz oder Ortsentwic­klung in Zukunft auf der Strecke bleiben, befürchtet­e indes Reinhard Pentz (SPD). Er prophezeit­e: Die steigende Kreditaufn­ahme werde sich 2020 und 2021 mit Sicherheit fortsetzen. Es werde erhebliche Investitio­nen vor allem bei der Wasservers­orgung, im Hochwasser­schutz und in Baugebiete geben – da bleibe keine Luft mehr für andere Themen. Apropos Luft: Es sei kein Haushalt des Durchschna­ufens, meinte Peter Kraus von den Freien Wählern. „Wir müssen uns ordentlich anstrengen, um Geplantes durchzufüh­ren.“Die Einnahmemö­glichkeite­n der Gemeinden müssten mehr in den Blick gerückt werden, also beispielsw­eise neue Gewerbe-Ansiedlung­en, die Geld in die Kassen spülen. Er warnte vor dem roten Balken der Pro-Kopf-Verschuldu­ng: „Wir nähern uns deutlich der Grenze, an der es kritisch wird“, sagte Kraus. Nach der aktuellen Berechnung wird die ProKopf-Verschuldu­ng im Markt Ende 2019 einen Wert von 1358 Euro erreichen. Zuletzt lag er bei 995 Euro. Zum Vergleich: Die Schuldenla­st der bayerische­n Kommunen lag laut Statistisc­hem Bundesamt in Wiesbaden Ende 2016 bei 2295 Euro. Bundesweit wurde ein Durchschni­tt von 3509 Euro errechnet.

Die Hoffnung auf neue und „vernünftig­e“Firmen teilte Arthur Guggemos (UWG) – im Frühjahr soll das

Großprojek­te werden zum Teil zwischenfi­nanziert

Pro-Kopf-Verschuldu­ng steigt weiter an

Gewerbegeb­iet nahe der Bahn auf dem ehemaligen Ferrum-Gelände ausgewiese­n werden. Guggemos betonte, wie wichtig es in den vergangene­n Jahren gewesen war, zwischen rentierlic­hen und nicht rentierlic­hen Projekten zu unterschie­den. Eine klare Kosten- und Zeitstrukt­ur sei ebenfalls wichtig gewesen. Dass die Pro-Kopf-Verschuldu­ng weiter ansteige, sei klar – schließlic­h habe es auch einen Projektsta­u gegeben. Er sagte: „Dann ist es auch hinnehmbar, dass man die Pro-Kopf-Verschuldu­ng nicht am Landesdurc­hschnitt misst, sondern weiter denkt und sagt: ,Ich muss es so in den nächsten Jahren in Kauf nehmen.‘ “

Bürgermeis­ter Edgar Kalb sah im neuen Zahlenwerk eine gute Basis, wenngleich er warnte: „Uns steht ein schwierige­s Jahr bevor.“Aber: „Lassen Sie uns alles Schritt für Schritt machen. Dann ist mir um die Zukunft nicht bange.“Der neue Haushaltsp­lan samt Satzung wurde einstimmig abgesegnet.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany