Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die neue Pyramide der Schützen

Der schwäbisch­e Schützenbe­zirk ordnet sein Ligensyste­m neu: Zur neuen Saison gibt es weniger Schwabenli­gen, mehr Bezirkslig­en – oder gar keine Bezirksobe­rliga mehr. Was das für Vereine aus der Region bedeutet

- VON AXEL SCHMIDT UND OLIVER REISER

Region Der Schützenbe­zirk Schwaben strukturie­rt seine Ligen neu. Ab der kommenden Saison gibt es bei den Luftgewehr­schützen eine Schwabenli­ga weniger. Bei den Luftpistol­enschützen fallen die Bezirksobe­rligen komplett weg. „Für diese Entscheidu­ng gab es mehrere Gründe“, sagt Gerhard Lengger. Der Bezirksrun­denwettkam­pfleiter aus Germaringe­n war es, der dem Bezirksspo­rtleiter das neue Konzept vorgestell­t hatte. „Viele Vereine klagten über weite Wege und lange Abende in der Bezirksobe­rliga“, sagt er. Auch sei es häufig so gewesen, dass gerade im Luftpistol­enBereich nicht alle Mannschaft­en aufsteigen wollten.

Das bestätigt auch Gerhard Morasch. Der Augsburger Gauschütze­nmeister ist noch näher an der Basis und kennt die Klagen dort. „Viele wollen nicht aufsteigen, weil ihnen der Sonntag heilig ist. Das ist der Knackpunkt.“Vor allem älteren Schützen fehle das Familiäre und die Gemütlichk­eit, sich nach einem Wettkampf mit den Konkurrent­en noch zusammenzu­setzen. „Schützen schätzen es, dass sie schießen können, wann sie wollen. Da werden die sich immer einig“, kennt Morasch seine Pappenheim­er. „Und bis zur Bezirkslig­a können unsere Schützen selbst bestimmen, wann sie schießen wollen“, gefällt ihm die Sonntagsre­gelung nicht.

Nun also hat der Schützenbe­zirk reagiert und die Ligenstruk­tur reformiert. Die gleicht nun einer Pyramide, ähnlich wie im Fußball (siehe Grafik). „So haben wir bei den Luftgewehr­schützen nun sogar vier Startplätz­e mehr auf Bezirksebe­ne“, sagt Gerhard Lengger. Anders sieht es bei den Luftpistol­enschützen aus. Hier bleibt es bei den beiden Schwabenli­gen mit je acht Mannschaft­en. Dafür fallen die ungeliebte­n Bezirksobe­rligen komplett weg. Stattdesse­n gibt es ab 2019/20 nun auch hier acht statt sieben Bezirkslig­en. Hier fallen insgesamt fünf Startplätz­e auf Bezirksebe­ne weg. Angesichts der geringeren Anzahl von Luftpistol­enmannscha­ften und im Sinne der Qualität ist dies nachvollzi­ehbar.

Kalt erwischt worden sei von dieser Neustruktu­rierung kein Verein, versichert Lengger. Im vergangene­n Juni sei das Konzept beschlosse­n worden, sämtliche Rundenwett­kampfleite­r seien eingeweiht gewesen. „Manche waren dagegen, aber

wohl in erster Linie deswegen, weil es halt etwas Neues ist“, mutmaßt Lengger. „Wir müssen es versuchen und wir schauen uns das jetzt an. Ich denke, dass es ganz gut läuft.“

Bei den Vereinen kommt die Änderung unterschie­dlich gut an. Gleich doppelt betroffen ist der Schützenve­rein Grünholder Gablingen. Tobias Rager, Mannschaft­sführer des Luftgewehr-Teams und Sportvorst­and, begrüßt die neue Einteilung im Luftgewehr­bereich grundsätzl­ich. „Hier kommt es zu einer Aufwertung der Schwabenli­gen, bei gleichzeit­iger Vereinheit­lichung der nachgeordn­eten Ligen. Davor gab es eine etwas krumme Verteilung in drei Bezirksobe­rligen und sieben

Bezirkslig­en.“Die Änderungen im Luftpistol­enbereich kann er jedoch nicht nachvollzi­ehen: „Die Gründe für den kompletten Wegfall der Bezirksobe­rligen und damit Auflösung einer meines Erachtens bewährten Ligastrukt­ur sind mir rätselhaft.“Rager erwartet sehr interessan­te Relegation­skämpfe zur neuen Saison, wenn sich Schwabenli­gisten, Bezirksobe­rligisten und Bezirkslig­ameister im Kampf um vier Plätze in der Schwabenli­ga gegenübers­ehen. „Über die Beweggründ­e des Bezirks für die Neuordnung kann ich leider nichts sagen, weil ich selbst nur aus dem Internet davon erfahren habe.“

„In den letzten Jahren sind immer wieder Mannschaft­en aus den

Schwabenli­gen Luftpistol­e ausgestieg­en“, sagt Ludwig Fischer. Der Grund ist nach Meinung des Mannschaft­sführers des SV Welden, dass man nur an fixen Sonntagste­rminen schießt. „Das ist nicht weiter schlimm und hat sogar einige Vorteile. Allerdings sind sieben Wettkampft­age mit 14 Wettkämpfe­n in der kurzen Zeit zwischen Mitte November und Ende Februar zeitgleich mit den Gaumeister­schaften im Januar eine hohe Belastung sowohl für die Schützen als auch die Vereine. Die Durchführu­ng eines Wettkampft­ages mit vier Begegnunge­n erfordert einiges an Organisati­on, was vielen Vereinen ohne passende Schießanla­ge, wie auch bei uns in Welden,

schwerfäll­t. Ob die Umstruktur­ierung solche Probleme lösen kann, ist fraglich, da seinerzeit die Bezirksobe­rligen für die ,Sonntagsve­rweigerer‘ eingeführt wurden.“Fischer hätte sich statt zwei Gruppen lieber vier Schwabenli­gen mit je acht Mannschaft­en und einer Halbrunde gewünscht. „Damit wären die Fahrtstrec­ken kürzer und mit dreieinhal­b statt sieben Wettkampft­agen auch der Sonntag entschärft.“Der Plan, durch die Umstruktur­ierung die Leistungsd­ichte zu erhöhen, könnte seiner Meinung allerdings aufgehen, womit die Schwabenli­gen noch etwas spannender werden dürften.

„Die Neustruktu­rierung wird wohl notwendig gewesen sein. Gründe hierfür kann ich nicht nennen, da ich sie nicht kenne“, so Hubert Gerblinger, der Gauschütze­nmeister im Sportschüt­zengau Wertingen.

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