Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die neue Pyramide der Schützen
Der schwäbische Schützenbezirk ordnet sein Ligensystem neu: Zur neuen Saison gibt es weniger Schwabenligen, mehr Bezirksligen – oder gar keine Bezirksoberliga mehr. Was das für Vereine aus der Region bedeutet
Region Der Schützenbezirk Schwaben strukturiert seine Ligen neu. Ab der kommenden Saison gibt es bei den Luftgewehrschützen eine Schwabenliga weniger. Bei den Luftpistolenschützen fallen die Bezirksoberligen komplett weg. „Für diese Entscheidung gab es mehrere Gründe“, sagt Gerhard Lengger. Der Bezirksrundenwettkampfleiter aus Germaringen war es, der dem Bezirkssportleiter das neue Konzept vorgestellt hatte. „Viele Vereine klagten über weite Wege und lange Abende in der Bezirksoberliga“, sagt er. Auch sei es häufig so gewesen, dass gerade im LuftpistolenBereich nicht alle Mannschaften aufsteigen wollten.
Das bestätigt auch Gerhard Morasch. Der Augsburger Gauschützenmeister ist noch näher an der Basis und kennt die Klagen dort. „Viele wollen nicht aufsteigen, weil ihnen der Sonntag heilig ist. Das ist der Knackpunkt.“Vor allem älteren Schützen fehle das Familiäre und die Gemütlichkeit, sich nach einem Wettkampf mit den Konkurrenten noch zusammenzusetzen. „Schützen schätzen es, dass sie schießen können, wann sie wollen. Da werden die sich immer einig“, kennt Morasch seine Pappenheimer. „Und bis zur Bezirksliga können unsere Schützen selbst bestimmen, wann sie schießen wollen“, gefällt ihm die Sonntagsregelung nicht.
Nun also hat der Schützenbezirk reagiert und die Ligenstruktur reformiert. Die gleicht nun einer Pyramide, ähnlich wie im Fußball (siehe Grafik). „So haben wir bei den Luftgewehrschützen nun sogar vier Startplätze mehr auf Bezirksebene“, sagt Gerhard Lengger. Anders sieht es bei den Luftpistolenschützen aus. Hier bleibt es bei den beiden Schwabenligen mit je acht Mannschaften. Dafür fallen die ungeliebten Bezirksoberligen komplett weg. Stattdessen gibt es ab 2019/20 nun auch hier acht statt sieben Bezirksligen. Hier fallen insgesamt fünf Startplätze auf Bezirksebene weg. Angesichts der geringeren Anzahl von Luftpistolenmannschaften und im Sinne der Qualität ist dies nachvollziehbar.
Kalt erwischt worden sei von dieser Neustrukturierung kein Verein, versichert Lengger. Im vergangenen Juni sei das Konzept beschlossen worden, sämtliche Rundenwettkampfleiter seien eingeweiht gewesen. „Manche waren dagegen, aber
wohl in erster Linie deswegen, weil es halt etwas Neues ist“, mutmaßt Lengger. „Wir müssen es versuchen und wir schauen uns das jetzt an. Ich denke, dass es ganz gut läuft.“
Bei den Vereinen kommt die Änderung unterschiedlich gut an. Gleich doppelt betroffen ist der Schützenverein Grünholder Gablingen. Tobias Rager, Mannschaftsführer des Luftgewehr-Teams und Sportvorstand, begrüßt die neue Einteilung im Luftgewehrbereich grundsätzlich. „Hier kommt es zu einer Aufwertung der Schwabenligen, bei gleichzeitiger Vereinheitlichung der nachgeordneten Ligen. Davor gab es eine etwas krumme Verteilung in drei Bezirksoberligen und sieben
Bezirksligen.“Die Änderungen im Luftpistolenbereich kann er jedoch nicht nachvollziehen: „Die Gründe für den kompletten Wegfall der Bezirksoberligen und damit Auflösung einer meines Erachtens bewährten Ligastruktur sind mir rätselhaft.“Rager erwartet sehr interessante Relegationskämpfe zur neuen Saison, wenn sich Schwabenligisten, Bezirksoberligisten und Bezirksligameister im Kampf um vier Plätze in der Schwabenliga gegenübersehen. „Über die Beweggründe des Bezirks für die Neuordnung kann ich leider nichts sagen, weil ich selbst nur aus dem Internet davon erfahren habe.“
„In den letzten Jahren sind immer wieder Mannschaften aus den
Schwabenligen Luftpistole ausgestiegen“, sagt Ludwig Fischer. Der Grund ist nach Meinung des Mannschaftsführers des SV Welden, dass man nur an fixen Sonntagsterminen schießt. „Das ist nicht weiter schlimm und hat sogar einige Vorteile. Allerdings sind sieben Wettkampftage mit 14 Wettkämpfen in der kurzen Zeit zwischen Mitte November und Ende Februar zeitgleich mit den Gaumeisterschaften im Januar eine hohe Belastung sowohl für die Schützen als auch die Vereine. Die Durchführung eines Wettkampftages mit vier Begegnungen erfordert einiges an Organisation, was vielen Vereinen ohne passende Schießanlage, wie auch bei uns in Welden,
schwerfällt. Ob die Umstrukturierung solche Probleme lösen kann, ist fraglich, da seinerzeit die Bezirksoberligen für die ,Sonntagsverweigerer‘ eingeführt wurden.“Fischer hätte sich statt zwei Gruppen lieber vier Schwabenligen mit je acht Mannschaften und einer Halbrunde gewünscht. „Damit wären die Fahrtstrecken kürzer und mit dreieinhalb statt sieben Wettkampftagen auch der Sonntag entschärft.“Der Plan, durch die Umstrukturierung die Leistungsdichte zu erhöhen, könnte seiner Meinung allerdings aufgehen, womit die Schwabenligen noch etwas spannender werden dürften.
„Die Neustrukturierung wird wohl notwendig gewesen sein. Gründe hierfür kann ich nicht nennen, da ich sie nicht kenne“, so Hubert Gerblinger, der Gauschützenmeister im Sportschützengau Wertingen.