Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Von Rechten unterwande­rt?

Die Bewegung „Fridays gegen Altersarmu­t“steht massiv in der Kritik. In der Gruppierun­g soll es rechtsradi­kale Gesinnunge­n geben

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Das runde Bild auf grünem Grund zeigt eine ältere Dame mit Kopftuch, die Flaschen aufsammelt. Sie steckt sie in eine Tüte, auf der zu lesen ist: Arm trotz Rente. Das ist das Logo der Bewegung „Fridays gegen Altersarmu­t“– offensicht­lich angelehnt an die Umweltinit­iative „Fridays for Future“. Mehr als 300000 Menschen haben sich im Internet formiert. Anhänger der Bewegung gehen nun bundesweit auf die Straße.

An der Facebook-Gruppierun­g gibt es allerdings massive Kritik: Immer wieder wird ihr vorgeworfe­n, es gebe dort rechtsradi­kale Gesinnunge­n. Margit Berndl, Vorstand des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbands in Bayern, etwa sagt: „Altersarmu­t zu bekämpfen ist unbestritt­en ein wichtiges Thema. Bei ,Fridays gegen Altersarmu­t‘ gibt es jedoch immer mehr Hinweise darauf, dass Akteure der extremen Rechten die Gruppe unterwande­rt haben und das Thema instrument­alisieren wollen.“

Ähnlich sieht das auch Hans Sterr, Sprecher der Gewerkscha­ft Verdi Bayern. „Fridays gegen Altersarmu­t“sei keineswegs eine bürgerlich­e Initiative. „Da steckt die AfD dahinter“, sagt Sterr. „Man muss da sehr vorsichtig sein. Denn der Titel klingt ja gut und das Thema Altersarmu­t löst natürlich einen Reflex aus. Aber wir warnen vor dieser Gruppe.“

Dass es aus dem rechten Lager Sympathien für die FacebookGr­uppe gibt, zeigt sich etwa am Beispiel der rechtsextr­emen Kleinstpar­tei „Die Rechte“, die für die Europawahl 2019 eine mehrfach verurteilt­e HolocaustL­eugnerin als Spitzenkan­didatin aufgestell­t hatte. Auf ihrer Internetse­ite weist die Partei auf die Gruppierun­g „Fridays gegen Altersarmu­t“hin und schreibt: „Wir stehen an der Seite der FgA, werden auch die Veranstalt­ungen im Wechsel besuchen.“

Auch die AfD scheint sich für die Facebook-Gruppe zu interessie­ren und bewirbt deren Veranstalt­ungen – unter den Befürworte­rn ist etwa der AfD-Bundesspre­cher und Europaabge­ordnete Jörg Meuthen.

An diesem Freitag sind in ganz

Deutschlan­d Mahnwachen von „Fridays gegen Altersarmu­t“geplant. Viele auch in Bayern. Etwa in München, Augsburg und Memmingen. Auch in Oettingen im Landkreis Donau-Ries hätte es eine geben sollen. Doch Peter Schaller, der die Mahnwache organisier­en wollte, hat sich dagegen entschiede­n. „Es geht anscheinen­d gar nicht um das Thema selbst, die Sache wird wohl von rechten Kräften instrument­alisiert“, sagt er. Es habe sich herausgest­ellt, dass einige Anhänger der Bewegung „mehr als zweifelhaf­t“seien, teils einen rechtsextr­emen Hintergrun­d hätten.

Für die Veranstalt­ung in Augsburg hätten sich etwa 30 Menschen angemeldet, sagt Nadine Englert von „Fridays gegen Altersarmu­t“. Sie weiß, dass es an der Bewegung Kritik gibt. Doch die weist sie zurück: „Wir haben keinen rechten Hintergrun­d, wir sind absolut unparteiis­ch“, sagt sie. „Wir stehen für den kleinen Mann. Es ist nicht schön, wenn ein Rentner Flaschen sammeln muss, um überleben zu können.“Englert räumt aber auch ein, dass das Thema Altersarmu­t natürlich ein sehr politische­s sei – und auch von rechten Gruppen häufig als Sprungbret­t genutzt werde.

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Margit Berndl

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