Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Von Rechten unterwandert?
Die Bewegung „Fridays gegen Altersarmut“steht massiv in der Kritik. In der Gruppierung soll es rechtsradikale Gesinnungen geben
Augsburg Das runde Bild auf grünem Grund zeigt eine ältere Dame mit Kopftuch, die Flaschen aufsammelt. Sie steckt sie in eine Tüte, auf der zu lesen ist: Arm trotz Rente. Das ist das Logo der Bewegung „Fridays gegen Altersarmut“– offensichtlich angelehnt an die Umweltinitiative „Fridays for Future“. Mehr als 300000 Menschen haben sich im Internet formiert. Anhänger der Bewegung gehen nun bundesweit auf die Straße.
An der Facebook-Gruppierung gibt es allerdings massive Kritik: Immer wieder wird ihr vorgeworfen, es gebe dort rechtsradikale Gesinnungen. Margit Berndl, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Bayern, etwa sagt: „Altersarmut zu bekämpfen ist unbestritten ein wichtiges Thema. Bei ,Fridays gegen Altersarmut‘ gibt es jedoch immer mehr Hinweise darauf, dass Akteure der extremen Rechten die Gruppe unterwandert haben und das Thema instrumentalisieren wollen.“
Ähnlich sieht das auch Hans Sterr, Sprecher der Gewerkschaft Verdi Bayern. „Fridays gegen Altersarmut“sei keineswegs eine bürgerliche Initiative. „Da steckt die AfD dahinter“, sagt Sterr. „Man muss da sehr vorsichtig sein. Denn der Titel klingt ja gut und das Thema Altersarmut löst natürlich einen Reflex aus. Aber wir warnen vor dieser Gruppe.“
Dass es aus dem rechten Lager Sympathien für die FacebookGruppe gibt, zeigt sich etwa am Beispiel der rechtsextremen Kleinstpartei „Die Rechte“, die für die Europawahl 2019 eine mehrfach verurteilte HolocaustLeugnerin als Spitzenkandidatin aufgestellt hatte. Auf ihrer Internetseite weist die Partei auf die Gruppierung „Fridays gegen Altersarmut“hin und schreibt: „Wir stehen an der Seite der FgA, werden auch die Veranstaltungen im Wechsel besuchen.“
Auch die AfD scheint sich für die Facebook-Gruppe zu interessieren und bewirbt deren Veranstaltungen – unter den Befürwortern ist etwa der AfD-Bundessprecher und Europaabgeordnete Jörg Meuthen.
An diesem Freitag sind in ganz
Deutschland Mahnwachen von „Fridays gegen Altersarmut“geplant. Viele auch in Bayern. Etwa in München, Augsburg und Memmingen. Auch in Oettingen im Landkreis Donau-Ries hätte es eine geben sollen. Doch Peter Schaller, der die Mahnwache organisieren wollte, hat sich dagegen entschieden. „Es geht anscheinend gar nicht um das Thema selbst, die Sache wird wohl von rechten Kräften instrumentalisiert“, sagt er. Es habe sich herausgestellt, dass einige Anhänger der Bewegung „mehr als zweifelhaft“seien, teils einen rechtsextremen Hintergrund hätten.
Für die Veranstaltung in Augsburg hätten sich etwa 30 Menschen angemeldet, sagt Nadine Englert von „Fridays gegen Altersarmut“. Sie weiß, dass es an der Bewegung Kritik gibt. Doch die weist sie zurück: „Wir haben keinen rechten Hintergrund, wir sind absolut unparteiisch“, sagt sie. „Wir stehen für den kleinen Mann. Es ist nicht schön, wenn ein Rentner Flaschen sammeln muss, um überleben zu können.“Englert räumt aber auch ein, dass das Thema Altersarmut natürlich ein sehr politisches sei – und auch von rechten Gruppen häufig als Sprungbrett genutzt werde.