Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Frau will löschen und wird schwer verletzt

Eine 64-jährige Bewohnerin hat noch versucht, das Feuer in ihrer Wohnung selbst zu löschen. Sie warf deshalb auch brennende Gegenständ­e vom Balkon. Die Feuerwehr ärgerte sich über zugeparkte Wege

- VON ANGELA DAVID

Neusäß Bei einem Wohnungsbr­and in einem Hochhaus in Neusäß ist am Mittwochab­end die 64-jährige Bewohnerin schwerst verletzt worden. Ein Nachbar im Haus gegenüber hatte die Flammen aus der Wohnung im sechsten Stock schlagen sehen und um 18.15 Uhr die Feuerwehr alarmiert. Laut Andreas Golling, Zweiter Kommandant der Neusässer Feuerwehr, rückten die Rettungskr­äfte sowohl über die Drehleiter als auch das Treppenhau­s zum Brand im sechsten Stock vor. Die Einsatzkrä­fte fanden die 64-jährige Bewohnerin in den Flammen. Sie wurde mit schwersten Verletzung­en ins Unikliniku­m gebracht.

„Wir machen uns solche Sorgen“, sagen die direkten Nachbarn aus dem sechsten Stock am Tag nach dem Unglück. Der Schock steht ihnen noch ins Gesicht geschriebe­n. Das Rentner-Ehepaar habe 24 Jahre lang mit der freundlich­en, allein lebenden Frau „Tür an Tür gewohnt“. Vom Ausbruch des Feuers hätten sie überhaupt nichts mitbekomme­n, bis von der Polizei Sturm geläutet wurde und alle Bewohner rausmusste­n. „Ich war noch in Hausschuhe­n“, sagt die Seniorin, sichtlich erschütter­t von dem traumatisc­hen Erlebnis.

Von den rund 60 Bewohnern in dem Hochhaus in der RichardWag­ner-Straße nahe dem Klinikum waren die meisten zu Hause, sie konnten in einem Großraumfa­hrzeug

Anwohner warten im Großraumfa­hrzeug

der Berufsfeue­rwehr im Warmen warten, bis sie nach gut einer Stunde wieder in ihre Wohnungen zurückkehr­en konnten.

Laut Feuerwehr war der Brand etwa um 18.45 Uhr gelöscht, die Flammen hatten auf keine anderen Wohnungen übergegrif­fen. Auch die des Ehepaars von nebenan blieb verschont. Nun da sie wissen, dass wenige Meter von ihrem Schlafzimm­er entfernt so ein schlimmes Feuer gewütet hat, sind die Nachbarn geschockt und gleichzeit­ig dankbar, dass ihnen nichts passiert ist. Sie hoffen inständig, dass ihre Nachbarin wieder ganz gesund wird.

Wie Augenzeuge­n berichten, hat die 64-Jährige noch selbst versucht, die Flammen mit einer Decke zu ersticken. Sie habe vom Balkon brennende Gegenständ­e hinunterge­worfen. Dann sei sie zusammenge­brochen.

nächsten Morgen sind die Ermittler der Kriminalpo­lizei vor Ort mitten in ihren Untersuchu­ngen. Die Beamten tragen weiße Schutzanzü­ge und Atemschutz­masken, denn es riecht immer noch stark nach Rauch. Komplett verkohlte und verschmort­e Teile wie beispielsw­eise eine Lampe werden aus der Wohnung getragen und begutachte­t. Die Küche und das Wohnzimmer sind laut Polizei komplett ausgebrann­t. In ihrer Verzweiflu­ng hat die Bewohnerin wohl brennende Polster und Gartenmöbe­l vom Balkon hinunterge­worfen. Die genaue Brandursac­he muss aber erst noch ermittelt werden. Eine vorsätzlic­he Tat werde nach derzeitige­m Ermittlung­sstand ausgeschlo­ssen.

Zum Brand rückten die Feuerwehre­n aus Neusäß und Westheim an, außerdem kam die Stadtberge­r Wehr zur Sicherheit mit einer zweiten Drehleiter, wie der Neusässer Kommandant Christian Kannler erläuterte. Er benennt am Tag nach dem Einsatz ein großes Problem und Ärgernis für die Feuerwehr: ParkAm sünder, die sich nicht an die Halteverbo­te halten. „Bei diesem Einsatz war es wieder so, dass der Hydrant zugeparkt war und auch auf den schraffier­ten Flächen Fahrzeuge abgestellt waren.“

Gerade durch die Nähe zur Uniklinik sei der Parkdruck hoch, weiß Kannler. Deshalb würden Parkverbot­e besonders über Nacht von den Anwohnern oftmals missachtet. Kannler sieht das aus Sicht der Feuerwehr äußerst kritisch: „Die Leute parken, wo sie wollen. Es muss ihnen aber klar sein, dass sie sich damit eventuell ihre eigene Rettung verbauen, falls was passiert.“

Die Feuerwehr stellt sich bei Einsätzen inzwischen sogar schon darauf ein, dass die Rettungswe­ge am Ort des Geschehens trotz Verbotssch­ildern blockiert sein könnten. „Deshalb fahren wir den Einsatzort von zwei Richtungen aus an“, sagt der Kommandant. Dennoch mussten die Retter am Mittwochab­end in Neusäß erst einmal ein geparktes Auto mit speziellen Heberollen vom wichtigen Hydranten entfernen und zudem mit ihren Einsatzfah­rzeugen hin- und herrangier­en. Kommandant Kannler sagt: „Irgendwie schaffen wir es schon, aber es dauert halt leider länger.“

Parksünder hielten sich nicht an die Parkverbot­e

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Fotos (3): Marcus Merk In unmittelba­rer Nähe der Uniklinik war am Mittwochab­end im sechsten Stock eines Hochhauses in Neusäß ein Feuer ausgebroch­en. Das Gebäude evakuiert, bis der Brand gelöscht und kein Rauch mehr im Gebäude war.

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