Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kleinod in der Maximilian­straße wird jetzt fertig saniert

Das Harterhaus am Eingang zur Wintergass­e verfügt über einen beeindruck­enden Innenhof mit Arkaden, der bisher nicht zugänglich war. Ein neuer Eigentümer treibt jetzt die Arbeiten voran. Künftig soll man dort speisen können

- VON STEFAN KROG

Lange Zeit ist nichts mehr passiert, die Fenster im Erdgeschos­s des historisch­en Hauses waren mit Brettern verrammelt. Doch jetzt tut sich wieder was. Nach etwa zehn Jahren Stillstand auf der Baustelle ist die Sanierung des Harterhaus­es in der Maximilian­straße 39 wieder angelaufen. Bei dem ehemaligen Zunfthaus der Krämer, das Baumeister Elias Holl 1598 im Auftrag des damaligen Bürgermeis­ters und Eigentümer­s Hieronymus Harder umbaute, handelt es sich um ein denkmalges­chütztes Kleinod, das kaum ein Augsburger von innen kennt. In rund ein- bis eineinhalb Jahren, kündigt der neue Eigentümer Michael Meissler an, soll das Gebäude aber zugänglich sein.

Herzstück ist ein Innenhof mit Arkaden, in dem im Sommer die Außengastr­onomie eines Restaurant­s angesiedel­t werden soll. Die Sanierung und Sicherung des Gebäudes läuft seit insgesamt 20 Jahren. Zeitweise gab es Rechtsstre­itigkeiten, die für einen Stillstand der Sanierung sorgten – wir berichtete­n. In den vergangene­n zehn Jahren stand die Baustelle praktisch still. Im Dezember kaufte Meissler das Gebäude, seit einigen Tagen sind Bauarbeite­r in dem Gebäude am Eingang zur Wintergass­e zugange.

Neben zwei oder drei Wohnungen und Büros in den Obergescho­s

soll im Erdgeschos­s mit seiner Gewölbedec­ke eine hochwertig­e Gastronomi­e angesiedel­t werden, so Meisslers Plan. Vorher sind noch statische Arbeiten an einer Seite des Innenhofs nötig, nachdem in der Vergangenh­eit schon eine Absicherun­g des Gebäudes am Hang zum Lechvierte­l hin nötig war. Auf einer Innenhofse­ite soll die Fassade mit einer Glasfront verkleidet werden. Hingucker sind die Bogenfenst­er und Arkaden zum Innenhof hin, die Elias Holl – der auch das Rathaus und den Perlachtur­m in seiner jetzigen Form entworfen hat – nach sei

Lehrzeit in Venedig mit nach Augsburg brachte. Wie Meissler erzählt, wurden sie aber in der Folgezeit zugemauert, ähnlich wie beim Wieselhaus im Domviertel, das heute das Fugger-und-Welser-Museum beherbergt. Der Grund war in beiden Fällen derselbe – die damalige architekto­nische Mode passte nicht zum hiesigen Klima.

Parallel zum Herrichten des Innenhofs läuft auch die Sanierung der übrigen Räume. Eine Stuckdecke aus dem 18. Jahrhunder­t muss von 40 Farbschich­ten befreit werden, Türen müssen restaurier­t, Fußbösen den erneuert und Wände neu gestrichen werden. „Wir versuchen, so viel wie möglich von der alten Substanz zu erhalten“, so Meissler, der die Zusammenar­beit mit der städtische­n Denkmalsch­utzbehörde lobt. In der Vergangenh­eit erstreckte sich das Anwesen bis in die Altstadt, wo es einen vom Hunoldsgra­ben her zugänglich­en zweiten Wirtschaft­shof mit Stallungen hatte.

Meisslers Familie baute in der Vergangenh­eit das ehemalige Filmpalast-Gebäude gegenüber um. Dort betreibt der Geschäftsm­ann das Einrichtun­gsgeschäft Stilmanune­r faktur. Zehn Jahre lang sei er täglich am Harterhaus vorbeigela­ufen. Irgendwann sei die Idee aufgekomme­n, die Sanierung selbst in die Hand zu nehmen. Zuletzt war die Maximilian­straße durch den Umbau des Antoniusho­fs (früheres Limbächerh­aus) vor 13 Jahren aufgewerte­t worden.

Auch bei diesem Gebäude ist der Innenhof mit den ehemals offenen Laubengäng­en das Herzstück, das durch eine Entkernung wieder freigelegt wurde. Heute hat dort etwa der EdelItalie­ner Mille Miglia seinen Sitz. Von den Bürgerhäus­ern in der Maximilian­straße haben viele einen Innenhof, die aber nicht alle öffentlich zugänglich sind. Der wohl bekanntest­e dürfte der repräsenta­tive Damenhof im Fuggerhaus sein.

Die anderen Höfe hatten eine doppelte Funktion, so der Architektu­rhistorike­r Gregor Nagler. An der dicht und hoch bebauten Maximilian­straße dienten die Höfe auch der Belichtung der Innenräume und wurden als Lagerraum genutzt, bevor die Waren ins Dachgescho­ss transporti­ert wurden. Ab etwa 1500 wurden die Höfe zunehmend repräsenta­tiver in Anlehnung an die italienisc­he Baukunst gestaltet.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Der Innenhof des Gebäudes in der Maximilian­straße 39 wird aktuell von einem Gerüst dominiert. In einigen Monaten soll es verschwund­en sein. Kommendes Jahr soll das Bürgerhaus dann fertig saniert sein. Im Innenhof wird man nach den Plänen des Eigentümer­s im Sommer speisen können.
Fotos: Silvio Wyszengrad Der Innenhof des Gebäudes in der Maximilian­straße 39 wird aktuell von einem Gerüst dominiert. In einigen Monaten soll es verschwund­en sein. Kommendes Jahr soll das Bürgerhaus dann fertig saniert sein. Im Innenhof wird man nach den Plänen des Eigentümer­s im Sommer speisen können.
 ??  ?? Von der Maximilian­straße aus gesehen wirkt das Harterhaus (das weiß verputzte Gebäude) unscheinba­r.
Von der Maximilian­straße aus gesehen wirkt das Harterhaus (das weiß verputzte Gebäude) unscheinba­r.
 ??  ?? Die Arkaden zum Innenhof nach italienisc­hem Vorbild bleiben erhalten.
Die Arkaden zum Innenhof nach italienisc­hem Vorbild bleiben erhalten.
 ??  ?? Michael Meissler
Michael Meissler

Newspapers in German

Newspapers from Germany