Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Über 1000 Menschen im Förderverein
Als das Spital in Dinkelscherben vor dem Aus steht, gründet sich ein Verein. Das Ziel: Die beiden Seniorenheime der Stiftung erhalten und stärken. Innerhalb kürzester Zeit wächst die Gruppe rasant. Heute gibt es große Visionen
Dinkelscherben Die Nachricht zum bevorstehenden Aus für das Dinkelscherber Seniorenheim erschütterte viele Dinkelscherber. Das über 400 Jahre alte Spital sollte geschlossen werden. Hunderte gingen auf die Straße und protestierten dagegen. Immer wieder gab es Protestaktionen. Und: Es gründete sich ein Förderverein für die beiden Seniorenheime in Dinkelscherben und Zusmarshausen. Der Verein ist eine Erfolgsgeschichte. Nach nicht einmal einem Jahr hat er nun über 1000 Mitglieder. Und ambitionierte Ziele.
Auf die Idee dazu kam der 70-jährige Dinkelscherber Josef Guggemos. Beim Bäcker sei er vor etwa einem Jahr auf die Schließung des Spitals angesprochen worden. Er wollte etwas dagegen tun. Kurzerhand nutzte der gut vernetzte Dinkelscherber seine Kontakte und trommelte eine Gruppe Gleichgesinnter zusammen. Innerhalb einer Woche gründete sich der „Förderverein Bündnis Hospital DinkelscherbenZusmarshausen“. Von Anfang an standen nicht nur die Dinkelscherber hinter der Aktion. Zweiter Vorsitzender des Fördervereins ist Zusmarshausens Zweiter Bürgermeister Robert Steppich. Er sagt: „Wenn das Mutterhaus Probleme hat, können wir als Nachbarn nicht nur zusehen.“Auch wenn ein großer Teil der Mitglieder des Vereins aus Dinkelscherben kommt, gibt es zahlreiche Förderer aus Zusmarshausen und dem ganzen Landkreis. Guggemos ist es wichtig zu betonen, dass der Verein sich nicht politisch sieht. „Jeder ist bei uns willkommen“– solange er sich für den Erhalt und Ausbau der Seniorenheime starkmachen möchte.
Lange Zeit war ungewiss, ob das traditionsreiche Spital in Dinkelscherben tatsächlich erhalten werden kann. Weil es dringend saniert werden muss, wollte die alte Führung des Heims das Spital schließen. Mittlerweile hat die Sanierung – unter neuer Führung – begonnen. Auch im Förderverein war man zu Beginn skeptisch. „Viele haben am Anfang nicht an die Zukunft des Seniorenheims geglaubt“, sagt Robert Steppich. Erst als die ersten Aktionen des Fördervereins starteten, wuchs das Vertrauen. „Josef kam mit der Idee, den Dachboden des Spitals auszuräumen“, erinnert sich Steppich. „Ich dachte mir: Was soll das bringen?“Schnell wurde klar, dass die Aktion ein Erfolg werden sollte. Denn auf dem alten Dachboden des Spitals schlummerten teils uralte verborgene Schätze. Die Fundstücke wurden vom Staub befreit, in eine Lagerhalle gebracht und versteigert. Der Erlös wurde in den Erhalt des Spitals gesteckt. Weitere Aktionen des Vereins folgten.
So wurde zum Beispiel der alte Innenhof im Spital neu gestaltet. Er galt als Symbol des Stillstands und der drohenden Schließung. „Über zwei Jahre lang war er geschlossen“, sagt Steppich. Als der Verein damit begann, den Innenhof neu zu pflastern, hatte das eine große Symbolik. Freiwillige legten in etwa 400 Stunden ein stolperfreies Pflaster in den Hospizgarten. Einige Unternehmen aus der Region unterstützten die Aktion. Auch in der Einrichtung Zusmarshausen ist der Förderverein damit beschäftigt, die Außenanlagen herzurichten. Im Frühjahr soll neu bepflanzt werden. Insgesamt habe der Verein bereits über 4000 ehrenamtliche Arbeitsstunden in diese Aktionen gesteckt, sagt Vereinsvorsitzender Josef Guggemos. Außerdem ist eine Menge Geld an Spenden zusammengekommen. Aktueller Kontostand: 50000 Euro. Hinzu kommt das Geld, das bereits wieder investiert wurde.
Allein durch die Mitgliedsbeiträge des Vereins geht das nicht. Die liegen bei symbolischen 16,05 Euro im Jahr, eine Anspielung auf das Gründungsjahr 1605 des Spitals. Außerdem finanziert der Verein seine Aktionen durch Spenden, zum Beispiel von Benefizveranstaltungen oder Firmenfeiern. Guggemos setzt des Weiteren auf sogenannte „XXL-Förderer“, also Menschen, die jährlich mehr als 1000 Euro an den Förderverein zahlen.
Davon gebe es derzeit 17, Tendenz steigend. Auch wenn die Vorsitzenden mit der Entwicklung der Mitgliederzahlen zufrieden sind, am Ziel sind sie noch lange nicht. „Wir wollen mehr Mitglieder als der FC Augsburg“, sagt Guggemos selbstbewusst. Das sind derzeit etwa 18000 Menschen. Ein ambitioniertes Ziel. Der 70-Jährige hat allerdings eine große Vision. Der Förderverein setze sich für eine Schule für Pflegeberufe ein, die auf einem der Grundstücke der Stiftung entstehen solle. Noch ist das nur eine Idee. Pläne dazu hat er aber bereits unter anderem der noch amtierenden Gesundheitsministerin Melanie Huml vorgestellt. „Unser Ziel ist es, eine solche Schule bis 2025 zu realisieren“, sagt Guggemos. Damit könne der Landkreis dem Mangel an Pflegepersonal begegnen. Bis dahin gibt es auch bei den bestehenden Heimen noch viel zu tun. Derzeit wird der erste Abschnitt des Spitals renoviert – und natürlich unterstützen auch ehrenamtliche Mitglieder des Fördervereins auf der Baustelle.