Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Angst vor Corona trifft Firmen im Landkreis
Der Erreger breitet sich aus und könnte bald auch die Wirtschaft infizieren. Unternehmen im Landkreis blicken mit Sorge auf die Entwicklung. Denn auch sie könnte das Virus treffen
Das Corona-Virus breitet sich aus. Auch Unternehmen im Augsburger Land blicken mit Sorge auf die Entwicklung.
Landkreis Augsburg Das Corona-Virus hat inzwischen nicht nur China, sondern auch Italien als drittgrößte Volkswirtschaft Europas erreicht. Das hat Folgen für die Wirtschaft. Auch Unternehmen im Landkreis blicken der Entwicklung mit Sorge entgegen. Denn das Virus könnte ihr Exportgeschäft schwächen.
Der Federnfabrikant Eberle in Schwabmünchen beliefert Kunden aus aller Welt. Das Material für seine Produkte bezieht das Unternehmen überwiegend von deutschen Lieferanten. Bei der Versorgung gebe es wegen des Corona-Virus bislang keine Probleme, sagt Geschäftsführer Jürgen Brielmaier. Düsterer ist dagegen die Prognose für das Exportgeschäft. Das macht etwa zwei Drittel der Firma aus. Eine der größten Märkte ist Italien. Kunden wie Bosch liefern Produkte nach China. „Wir gehen davon aus, dass es da eine Delle geben wird“, sagt Brielmaier. Sollte sich das Virus weiter ausbreiten, könnte es demnach sein, dass Kunden die Produkte nicht mehr abnehmen können oder wollen. Die internationalen Verflechtungen sind nach Ansicht des Geschäftsführers problematisch, aber auch die Ungewissheit. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht“, sagt Brielmaier. Noch sei die Firma nicht direkt betroffen. „Aber wenn das Virus länger anhält, könnte es für uns gefährlich werden.“
Ähnlich sieht es Johannes Altstetter, Marketingleiter beim Bürostuhlhersteller Topstar in Langenneufnach: „Aktiv trifft es uns noch nicht.“Die meisten Lieferanten hätten ihren Sitz in Deutschland. Doch auf das Messegeschäft wirke sich das Virus schon jetzt aus. Wochenlang hatte sich die Firma auf die Ausstellung auf einer Mailänder Möbelmesse vorbereitet. Nun wurdie Veranstaltung verschoben. Bei drei anderen Messen sei ebenfalls unklar, ob sie wie geplant stattfinden, sagt Altstetter.
Beim Königsbrunner Maschinenbauunternehmen Pero hat Geschäftsleiter Michael Ickert ebenfalls reagiert und die Teilnahme an der Augsburger Messe GrindTec abgesagt. „Es ist ein gravierender Einschnitt, aber wir müssen bewusst entscheiden, ob wir das Risiko für unsere Mitarbeiter eingehen wollen“, sagt Ickert. Im Messewesen seien die Folgen wegen des CoronaVirus deutlich zu spüren. Das habe wiederum Auswirkungen auf den Vertrieb. Der Export hinke, einige Projekte im Ausland würden ruhen – sei es aufgrund von Lieferengpässen oder weil Mitarbeiter schlicht nicht zu Besprechungen reisen können. Wegen der Krise in der Automobilbranche hätten Maschinenbauer wie Pero bereits Aufträge verloren. Corona verstärke dies.
Auch im Industriepark Gersthofen laufen die Vorbereitungen gegen das Virus. Wie Sprecherin Ingrid Knöpfle erklärt, ist die Werksärztin im ständigen Austausch mit dem Robert-Koch-Institut und gibt dessen Empfehlungen an die Firmen weiter. Ansonsten gelten die üblichen Hygienemaßnahmen.
Für Betriebe, die rund um die Uhr laufen wie Kläranlage, Feuerwehr oder Bahn gebe es außerdem einen Pandemie-Plan. Dieser legt fest, welche Abteilungen sich im Falle größerer Erkrankungszahlen wie verhalten sollen. Aber: „Der Betrieb muss weiterlaufen. Es kann eigentlich nichts ganz abgestellt werden“, sagt Knöpfle. Auch in den chemischen Betrieben gebe es Prozesse, die nicht unterbrochen werden können.
Auch in den Lechstahlwerken in Meitingen ist man sich der potenziellen Gefahr bewusst. „Wir beobachten die Entwicklung sehr aufde merksam und haben erste Vorbereitungen bereits Anfang des Jahres getroffen“, sagt Bastian Mangliers von den Lechstahlwerken. Um sich auf einen möglichen Ausbruch des Corona-Virus vorzubereiten, seien die Hygienevorschriften im Unternehmen erhöht und an alle Mitarbeiter weitergegeben worden. Außerdem wurden nach Angaben von Mangliers mehr Desinfektions-Möglichkeiten geschaffen. Für den Fall, dass noch weitere Maßnahmen notwendig werden, erarbeite die werksärztliche Abteilung gerade ein Konzept.
„Sie steht dabei in engem Kontakt mit den örtlichen Behörden“, sagt Mangliers. So soll eine schnelle und effektive Umsetzung im Ernstfall gewährleistet sein. Bei den Lechstahlwerken gebe es auch Prozesse, die nicht unterbrochen werden dürfen. „Wie vermutlich alle produzierenden Unternehmen hoffen wir, dass es zu keinen Produktionsausfällen kommt“, sagt Mangliers.