Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Faszinierende Fläche
Für diese Dokumentation haben sich viele Zonen erstmals geöffnet
Wie sonst soll eine Kino-Doku einem kolossalen Land gerecht werden, wenn nicht aus konsequenter Vogelperspektive? Mithilfe von Helikoptern und Hightech-Drohnen setzt dieser Film ein „Russland von oben“zusammen, das so vielfältig ist, wie unsere Erde nur sein kann. Vom unfassbaren Prunk St. Petersburgs künden die Aufnahmen ebenso wie vom Reichtum der Natur, die in Tundra, Taiga, Eis und Sandwüsten Überlebensstrategien erarbeitet hat. Man erlebt lebensfrohe Millionenstädter und Nomaden, die an einem Pol der Unzugänglichkeit ihr Leben fristen. Das Publikum reitet auf wilden Pferden und trifft auf Antilopen, Seeadler und Eisbären.
Hin und wieder werden auch geschichtliche Zusammenhänge aufgezeigt und Animationen kommen zum Einsatz. Die mal hochdramatische, mal beschwingte Musik verstummt nur selten. Das Regie- und Produzentenpaar Petra Höfer und Freddie Röckenhaus, das bereits Deutschland von oben und von unten betrachtet hat, bringt dem Zuschauer ein faszinierendes Land ganz nahe, welches in den Nachrichten eher selten in einen positiven Zusammenhang gerückt wird. Petra Höfer verstarb 54-jährig und völlig überraschend während der Arbeiten an diesem Film, auf den sie als Teil ihres Vermächtnisses durchaus stolz sein könnte.
Dass der Gasfördergigant Gazprom das Projekt unterstützte, hat mit Sicherheit viele Türen geöffnet und für manchen sensiblen Ort erstmals eine Drehgenehmigung verschafft. So erhascht der Zuschauer einen Blick auf die Nickel-Stadt Norilsk, berüchtigt für ihre hohe Umweltverschmutzung. Auch die Gasförderung in der Nähe des einmaligen Biotops Wolgadelta wird kritisch beäugt. Das ist kein Imagefilm einer Firma, wohl aber ein Werbefilm für einen gewaltigen und ungemein faszinierenden Flecken Erde. » Russland von oben (2 Std.), Dokumentarfilm, Deutschland 2019 Wertung ★★★★✩