Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Auge für Talente
Heiner Schuhmann war maßgeblich an Dortmunds Haaland-Verpflichtung beteiligt
Eigentlich wollte Heiner Schuhmann Ende des vergangenen Jahres seine Beobachtungsformulare für immer in den Schreibtisch legen, seine Arbeit als Scout bei Borussia Dortmund beenden. Der 71-Jährige hatte andere Pläne, wollte mehr Zeit fürs Privatleben haben, die Besuche im geliebten Allgäu intensivieren. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Vor einigen Wochen kam der Anruf aus Westfalen mit der Bitte: „Herr Schuhmann, können sie noch einige Monate für uns arbeiten?“Der Fußball-Lehrer, der seit 2003 für den international renommierten Klub aus Westfalen scoutet, kam der Bitte nach und wird nach eigenen Angaben noch längstens bis Saisonende für den BVB tätig sein.
Denn am Mann mit dem Auge für außergewöhnliche Talente wissen die Borussen, was sie haben. Auch an der Verpflichtung des neuen Superstars in der Bundesliga, Erling Haaland, war er beteiligt. „Ich habe ihn im August 2019 erstmals in Salzburg gesehen und war begeistert.“Für die Verantwortlichen am Borsigplatz war Schuhmanns Urteil mit ein Grund, den Norweger im Visier zu behalten. Schuhmanns Sohn Christoph, 38, der seit elf Jahren ebenfalls als Spiele- und Spielerbeobachter für die Borussen im Einsatz ist, fuhr ebenfalls nach Österreich. „Auch er war begeistert“, sagt Heiner Schuhmann.
Die Verantwortlichen bei der Borussia kümmerten sich weiter um den Torjäger. Letztlich erfolgreich. Denn trotz vieler Angebote absoluter Topklubs aus ganz Europa entschied sich Erling Haaland im Januar für die sportliche Aufgabe beim BVB und zahlt das Vertrauen zurück. Haaland wurde zum Volltreffer, zwölf Tore in acht Einsätzen sind eine famose Quote. Vor der Klasse des Skandinaviers musste auch der FC Augsburg kapitulieren. 3:1 führten die Schwaben im ersten Spiel nach der Winterpause gegen Dortmund und schienen auf dem besten Weg, für eine dicke Überraschung zu sorgen. Mit drei Toren innerhalb weniger Minuten drehte Haaland bei seinem Bundesligadebüt das Spiel und war maßgeblich am 5:3-Sieg der Gäste beteiligt.
Seit 17 Jahre ist Schuhmann, beim FC Augsburg einer der erfolgreichsten deutschen Nachwuchstrainer, für den Klub aus dem Ruhrpott unterwegs. Vorwiegend beobachtete er Spieler und Spiele in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich oder Tschechien. „Ich war aber auch in Südamerika unterwegs“, erzählt der ehemalige Amateur-Nationalspieler, der als Jugend-Koordinator beim FC Bayern (1995 bis 1998) auch den späteren Weltmeister Philipp Lahm von der FT Gern an die Säbener Straße lotste und beim FCA Stars wie Bernd Schuster, Karlheinz Riedle, Raimond Aumann, Christian Hochstätter oder Armin Veh formte.