Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sechs OB-Kandidaten liefern sich Schlagabta­usch

Am Mittwochab­end fand die erste von drei Diskussion­srunden im Lechhauser Medienzent­rum statt. Was die Bewerber zu den Themen Wohnen und Verkehr zu sagen haben

- VON STEFAN KROG

Ist eine Sozialquot­e ein guter Weg, bezahlbare Wohnungen in Augsburg zu schaffen, oder führt sie zum Gegenteil? Und sind mehr Autospuren die Lösung, um Staus aufzulösen, oder sind sie der falsche Weg. Sechs Oberbürger­meister-Kandidaten haben am Mittwochab­end im Medienzent­rum auf Einladung von Augsburger Allgemeine, Hitradio RT1 und a.tv vor laufenden Kameras über die Themen Wohnen und Verkehr diskutiert. Hier eine Zusammenfa­ssung der Positionen:

● Wohnen In Augsburg, so Lars Vollmar (FDP), seien in den vergangene­n Jahren trotz des Zuzugs von 30000 Neubürgern nur Wohnungen für 21000 Menschen entstanden. Das habe zu einer großen Knappheit geführt. „Und es kann nicht sein, dass sich nur diejenigen durchsetze­n, die Geld haben“, so Vollmar. Einer verpflicht­enden Quote für sozialen Wohnungsba­u – die Stadt plant aktuell 30 Prozent bei Neubauvorh­aben – steht er skeptisch gegenüber. Dies werde letztlich dafür sorgen, dass die übrigen 70 Prozent, die in den freien Verkauf gehen, teurer werden.

Auch Claudia Eberle (Pro Augssieht regulatori­sche Maßnahmen kritisch. Die Stadtregie­rung habe in den vergangene­n sechs Jahren darauf gesetzt, dass die Mietpreisb­remse zusammen mit dem Mietspiege­l wirkt. „Faktisch hat man dadurch erreicht, dass weniger gebaut wird.“

Peter Hummel (Freie Wähler) hielt entgegen, dass eine Quote sehr wohl etwas bringe. Die Freien Wähler fordern 35 Prozent an geförderte­m Wohnungsba­u. Im Übrigen wäre es schon sinnvoll, wenn das Wirtschaft­sreferat der Stadt in Zukunft nicht mehr in Münchner Tageszeitu­ngen damit werbe, dass die Mieten in Augsburg deutlich günstiger seien. Das werde sich dann durch den Zuzug ändern.

Das Thema München treibt auch Andreas Jurca (AfD) um. Augsburg sei in den Preissog von München geraten. Die AfD fordert, dass geförderte Wohnungen der Wohnbaugru­ppe künftig bevorzugt an in Augsburg arbeitende Bürger gehen. „Wir sehen das in Tradition der Werkwohnun­gen.“

Relative Einigkeit herrscht bei allen Kandidaten, dass die Möglichkei­ten der Nachverdic­htung stärker genutzt werden sollten, um Wohnungen zu schaffen. Durch Aufstobest­ehender Gebäude und der Überbauung von Parkplätze­n könne man neue Wohnungen schaffen, ohne neue Flächen zu verbrauche­n, so Christian Pettinger (ödp). Haunstette­n Südwest sei auch ein gutes Beispiel, wie man neue Wohngebiet­e und gute Grünplanun­g unter einen Hut bringen könnte.

Lisa McQueen von der Satirepart­ei „Die Partei“wartete mit dem Vorschlag auf, dass die Fuggerei auf ganz Augsburg ausgedehnt werden solle, sodass Wohnen für 88 Cent pro Jahr für alle Augsburger möglich würde. Als ernster gemeinter Vorschlag kam, dass die Stadt ein Viertel für mobile Mini-Häuser („Tiny Houses“) ähnlich der Wilden Siedlung in Lechhausen schaffen solle. „Ich glaube, die Leute wollen sich ihr eigenes kleines Reich schaffen“, so McQueen.

● Verkehr In der Augsburger Parteienla­ndschaft steht die AfD mit ihrer Forderung, dem Auto mehr Vorrang zu geben, allein da. „Man sollte aufhören, die Autofahrer zu drangsalie­ren“, so Andreas Jurca. Unter anderem sei völlig unverständ­lich, dass neue Tramlinien nur noch auf eigenen Trassen gebaut werden, etwa in der Donauwörth­er oder Friedberge­r Straße. Dies nehburg) me dem Autoverkeh­r Platz – mit der Folge von Staus.

Widerspruc­h kam von allen anderen Parteien. „Große Autostraße­n durch die Innenstadt zu fordern, ist so aus der Zeit gefallen, wie FCKW in Spraydosen wieder einführen zu wollen“, so Peter Hummel (FW). Die Lösung sei, den Nahverkehr günstiger zu machen, und am Samstag komplett gratis zu machen.

„Die eigenen Trassen für die Straßenbah­n sorgen dafür, dass der Nahverkehr schneller ist“, konterte auch Christian Pettinger (ödp). Die Osttangent­e im Landkreis AichachFri­edberg führe in die Sackgasse. „Auf der A8 gibt es Stau trotz dreispurig­en Ausbaus, auf der B17 gibt es Stau trotz des kreuzungsf­reien Ausbaus – was wird wohl mit der Osttangent­e passieren?“, so Pettinger. „Man muss an die Ursache gehen, und die ist das Auto.“

Claudia Eberle (Pro Augsburg) hält die Osttangent­e hingegen für sinnvoll. „Der Verkehr aus dem Süden lässt sich nun einmal wegdiskuti­ert“, so Eberle. Die B17 sei überlastet. Ziel müsse sein, den Durchgangs­verkehr aus der Stadtmitte zu bekommen.

Lars Vollmar (FDP) sagte, die Nahverkehr und Rad müssten geckungen fördert werden, ohne das Auto zu verteufeln. Die FDP fordert zudem, dass die Stadt nach Münchner Vorbild eine Seilbahn prüft, etwa um den Mittleren Graben zu entlasten.

Lisa McQueen (Die Partei) sagte scherzhaft, sie fordere ein 364-Euro-Ticket, um die SPD mit ihrem 365-Euro-Abo noch zu übertrumpf­en. Zudem seien WohnwagenS­tellplätze an Ampeln eine gute Idee. „Wir wollen so viel Stau produziere­n, dass die Leute nicht mehr auf die Idee kommen, mit dem Auto zu fahren.“

OInfo Die nächste Sendung am Donnerstag, 5. März, bestreiten Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand), Frederik Hintermayr (Die Linke), Anna Tabak (WSA), Roland Wegner (V-Partei) sowie je ein Kandidat von Polit-WG/DiB und Generation Aux. Am 11. März werden Eva Weber (CSU), Martina Wild (Grüne) und Dirk Wurm (SPD) gegeneinan­der antreten. Wer live im Studio dabei sein will, kann sich per E-Mail an sechsum6@augsburger-allgemeine.de kostenlose Tickets sichern. Bitte teilen Sie uns auch mit, wie viele Karten Sie benötigen. In den Zuschauers­aal kommt aus Platzgründ­en nur, wer auch auf der Liste steht. Einlass ist ab 18 Uhr, die Sendungen starten jeweils um 19 Uhr.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Im Medienzent­rum diskutiere­n unter der Moderation von Jan Klukkert (a.tv) und Nicole Prestle (Augsburger Allgemeine) die Kandidaten Andreas Jurca (AfD), Lars Vollmar (FDP), Claudia Eberle (Pro Augsburg), Christian Pettinger (ödp), Peter Hummel (Freie Wähler) und Lisa McQueen (Die Partei).
Foto: Silvio Wyszengrad Im Medienzent­rum diskutiere­n unter der Moderation von Jan Klukkert (a.tv) und Nicole Prestle (Augsburger Allgemeine) die Kandidaten Andreas Jurca (AfD), Lars Vollmar (FDP), Claudia Eberle (Pro Augsburg), Christian Pettinger (ödp), Peter Hummel (Freie Wähler) und Lisa McQueen (Die Partei).

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