Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sechs OB-Kandidaten liefern sich Schlagabtausch
Am Mittwochabend fand die erste von drei Diskussionsrunden im Lechhauser Medienzentrum statt. Was die Bewerber zu den Themen Wohnen und Verkehr zu sagen haben
Ist eine Sozialquote ein guter Weg, bezahlbare Wohnungen in Augsburg zu schaffen, oder führt sie zum Gegenteil? Und sind mehr Autospuren die Lösung, um Staus aufzulösen, oder sind sie der falsche Weg. Sechs Oberbürgermeister-Kandidaten haben am Mittwochabend im Medienzentrum auf Einladung von Augsburger Allgemeine, Hitradio RT1 und a.tv vor laufenden Kameras über die Themen Wohnen und Verkehr diskutiert. Hier eine Zusammenfassung der Positionen:
● Wohnen In Augsburg, so Lars Vollmar (FDP), seien in den vergangenen Jahren trotz des Zuzugs von 30000 Neubürgern nur Wohnungen für 21000 Menschen entstanden. Das habe zu einer großen Knappheit geführt. „Und es kann nicht sein, dass sich nur diejenigen durchsetzen, die Geld haben“, so Vollmar. Einer verpflichtenden Quote für sozialen Wohnungsbau – die Stadt plant aktuell 30 Prozent bei Neubauvorhaben – steht er skeptisch gegenüber. Dies werde letztlich dafür sorgen, dass die übrigen 70 Prozent, die in den freien Verkauf gehen, teurer werden.
Auch Claudia Eberle (Pro Augssieht regulatorische Maßnahmen kritisch. Die Stadtregierung habe in den vergangenen sechs Jahren darauf gesetzt, dass die Mietpreisbremse zusammen mit dem Mietspiegel wirkt. „Faktisch hat man dadurch erreicht, dass weniger gebaut wird.“
Peter Hummel (Freie Wähler) hielt entgegen, dass eine Quote sehr wohl etwas bringe. Die Freien Wähler fordern 35 Prozent an gefördertem Wohnungsbau. Im Übrigen wäre es schon sinnvoll, wenn das Wirtschaftsreferat der Stadt in Zukunft nicht mehr in Münchner Tageszeitungen damit werbe, dass die Mieten in Augsburg deutlich günstiger seien. Das werde sich dann durch den Zuzug ändern.
Das Thema München treibt auch Andreas Jurca (AfD) um. Augsburg sei in den Preissog von München geraten. Die AfD fordert, dass geförderte Wohnungen der Wohnbaugruppe künftig bevorzugt an in Augsburg arbeitende Bürger gehen. „Wir sehen das in Tradition der Werkwohnungen.“
Relative Einigkeit herrscht bei allen Kandidaten, dass die Möglichkeiten der Nachverdichtung stärker genutzt werden sollten, um Wohnungen zu schaffen. Durch Aufstobestehender Gebäude und der Überbauung von Parkplätzen könne man neue Wohnungen schaffen, ohne neue Flächen zu verbrauchen, so Christian Pettinger (ödp). Haunstetten Südwest sei auch ein gutes Beispiel, wie man neue Wohngebiete und gute Grünplanung unter einen Hut bringen könnte.
Lisa McQueen von der Satirepartei „Die Partei“wartete mit dem Vorschlag auf, dass die Fuggerei auf ganz Augsburg ausgedehnt werden solle, sodass Wohnen für 88 Cent pro Jahr für alle Augsburger möglich würde. Als ernster gemeinter Vorschlag kam, dass die Stadt ein Viertel für mobile Mini-Häuser („Tiny Houses“) ähnlich der Wilden Siedlung in Lechhausen schaffen solle. „Ich glaube, die Leute wollen sich ihr eigenes kleines Reich schaffen“, so McQueen.
● Verkehr In der Augsburger Parteienlandschaft steht die AfD mit ihrer Forderung, dem Auto mehr Vorrang zu geben, allein da. „Man sollte aufhören, die Autofahrer zu drangsalieren“, so Andreas Jurca. Unter anderem sei völlig unverständlich, dass neue Tramlinien nur noch auf eigenen Trassen gebaut werden, etwa in der Donauwörther oder Friedberger Straße. Dies nehburg) me dem Autoverkehr Platz – mit der Folge von Staus.
Widerspruch kam von allen anderen Parteien. „Große Autostraßen durch die Innenstadt zu fordern, ist so aus der Zeit gefallen, wie FCKW in Spraydosen wieder einführen zu wollen“, so Peter Hummel (FW). Die Lösung sei, den Nahverkehr günstiger zu machen, und am Samstag komplett gratis zu machen.
„Die eigenen Trassen für die Straßenbahn sorgen dafür, dass der Nahverkehr schneller ist“, konterte auch Christian Pettinger (ödp). Die Osttangente im Landkreis AichachFriedberg führe in die Sackgasse. „Auf der A8 gibt es Stau trotz dreispurigen Ausbaus, auf der B17 gibt es Stau trotz des kreuzungsfreien Ausbaus – was wird wohl mit der Osttangente passieren?“, so Pettinger. „Man muss an die Ursache gehen, und die ist das Auto.“
Claudia Eberle (Pro Augsburg) hält die Osttangente hingegen für sinnvoll. „Der Verkehr aus dem Süden lässt sich nun einmal wegdiskutiert“, so Eberle. Die B17 sei überlastet. Ziel müsse sein, den Durchgangsverkehr aus der Stadtmitte zu bekommen.
Lars Vollmar (FDP) sagte, die Nahverkehr und Rad müssten geckungen fördert werden, ohne das Auto zu verteufeln. Die FDP fordert zudem, dass die Stadt nach Münchner Vorbild eine Seilbahn prüft, etwa um den Mittleren Graben zu entlasten.
Lisa McQueen (Die Partei) sagte scherzhaft, sie fordere ein 364-Euro-Ticket, um die SPD mit ihrem 365-Euro-Abo noch zu übertrumpfen. Zudem seien WohnwagenStellplätze an Ampeln eine gute Idee. „Wir wollen so viel Stau produzieren, dass die Leute nicht mehr auf die Idee kommen, mit dem Auto zu fahren.“
OInfo Die nächste Sendung am Donnerstag, 5. März, bestreiten Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand), Frederik Hintermayr (Die Linke), Anna Tabak (WSA), Roland Wegner (V-Partei) sowie je ein Kandidat von Polit-WG/DiB und Generation Aux. Am 11. März werden Eva Weber (CSU), Martina Wild (Grüne) und Dirk Wurm (SPD) gegeneinander antreten. Wer live im Studio dabei sein will, kann sich per E-Mail an sechsum6@augsburger-allgemeine.de kostenlose Tickets sichern. Bitte teilen Sie uns auch mit, wie viele Karten Sie benötigen. In den Zuschauersaal kommt aus Platzgründen nur, wer auch auf der Liste steht. Einlass ist ab 18 Uhr, die Sendungen starten jeweils um 19 Uhr.