Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Coronavirus: Uniklinik und Stadt wappnen sich
Das Krankenhaus hat sich auf einen möglichen Notfall vorbereitet. Und das städtische Gesundheitsamt hat Maßnahmen ergriffen und gibt eine Empfehlung, was die Bürger jetzt tun sollten
Michaela Achtstein treibt das Thema Coronavirus schon länger um. Die 75-Jährige aus Augsburg sagt: „Ich bin lungenkrank und mache mir tatsächlich große Sorgen“. Sie könne nicht nachvollziehen, warum die große Fachmesse GrindTec Mitte März stattfinden soll. Bei der internationalen Messe der Schleiftechnikbranche werden 670 Aussteller aus der ganzen Welt in Augsburg erwartet, darunter sind nach Stand der Dinge 63 chinesische Ausstellerfirmen. Kommen werden zudem Besucher aus China.
Michaela Achtstein verfolgt die aktuelle Nachrichtenlage wegen der Ausbreitung des Virus intensiv. Sie sagt, sie finde es verantwortungslos, wenn eine solche Messe mit Beteiligung von Ausstellern und Besuchern aus China abgehalten werde. Man müsse befürchten, dass auf diesem Weg der Virus direkt nach Augsburg getragen werde. Die 75-Jährige leidet an Asthma und hat zwei Lungenentzündungen hinter sich: „Ich weiß, dass ich somit zur größten Risikogruppe gehöre“.
Corona ist ein Thema, das viele Menschen bewegt. In Deutschland gibt es weitere Personen, die mit dem Virus infiziert sind. Auch in Augsburg fragen sich viele Bürger, wie es um die medizinische Erstversorgung im Notfall bestellt ist. Erste Anlaufstation dürfte für viele im Zweifelsfall die Uniklinik sein. Im Krankenhaus sind Vorkehrungen getroffen, wie man reagieren würde, sagt Sprecherin Ines Lehmann. Man habe sich seit den ersten Nachrichten über den sich weltweit ausbreiteten Virus auf einen möglichen Einsatz vorbereitet, heißt es.
Auch bei der Stadt Augsburg laufen längst Vorbereitungen, was man bei einem Notfall zu tun gedenkt. Auf der städtischen Internetseite gibt es seit Montag ein größeres Informationspaket. Eine Botschaft dort: Wer nach Aufenthalt in einem Risikogebiet Krankheitssymptome zeigt oder Kontakt mit einer infizierten Person hatte, soll sich bitte unbedingt telefonisch bei der Hausarztpraxis oder den Hilfs- und Notdiensten melden – und nicht unangemeldet in die Praxis oder Notaufnahme kommen. So werden Ansteckungen vermieden. Am Telefon sollen Betroffene dann über weitere Maßnahmen informiert werden.
Die Stadt betont, dass das Risiko für die Bevölkerung in Bayern von der „Task Force Infektiologie“und dem Robert-Koch-Institut derzeit als gering eingeschätzt werde, ist aber durchaus mit Vorbereitungen beschäftigt: Das Personal der Berufsfeuerwehr etwa werde von einer Fachfirma beraten und wöchentlich über die Entwicklung informiert, bereits Anfang Februar gab es demnach Abstimmungsgespräche mit dem Katastrophenschutz der Berufsfeuerwehr zum Umfang der Schutzausrüstung. Die Berufsfeuerwehr verfügt nach Auskunft der Stadt über Schutzausstattung und Desinfektionsmittel für die eigenen Kräfte. Die zuständigen Stellen der Stadt seien mit der Uniklinik und Ärzteverbänden in regelmäßigem Kontakt. Nach Einschätzung des städtischen Gesundheitsamtes handelt es sich bei den bisher bekannten Erkrankungsfällen an Covid-19 um Krankheitsbilder, „die in dem gut ausgestatteten deutschen Gesundheitssystem ambulant behandelbar sind“, wie Dr. Ulrich Storr betont, der Leiter des Gesundheitsamtes. Dies schließe Maßnahmen zur „häuslichen Absonderung von Kontaktpersonen“ein.
Die Behandlung in Kliniken und Krankenhäusern sollte laut Storr komplizierteren Krankheitsverläufen vorbehalten bleiben, „da die Infektionsstationen derzeit noch unter der Grippewelle leiden“. Storr nennt als eine Maßnahme auch, dass tagesaktuell auch die Messeveranstalter beraten würden.
Womit wir wieder bei der GrindTec wären. Winfried Forster, Sprecher der Veranstalterfirma Afag, hatte zuletzt Stellung bezogen – und darum geworben, nicht in Hysterie zu verfallen: „Aussteller aus Hochrisikogebieten in China sind uns nicht bekannt. Allerdings würden diese, genau wie Besucher aus solchen Regionen, aufgrund der Reisebeschränkungen gar keine Möglichkeit haben, nach Augsburg zu kommen.“Die GrindTec findet von 18. bis 21. März im Messezentrum statt.
Unterdessen ist man im Universitätsklinikum Augsburg vorbereitet, sollte ein Ernstfall eintreten. Dieser könnte auch weit vor der Messe auftreten. Sprecherin Ines Lehmann sagt: „Es gibt bereits in der Zentralen Notaufnahme ein Isolierzimmer mit Doppeltüren und Schleuse, falls sich ein Patient mit dem Verdacht einer Sars-CoV2-Infektion über die zentrale Notaufnahme bei uns meldet“. Bereits beim Eingang gebe es darüber hinaus Hinweise für Patienten mit Atemwegserkrankungen, „da wir bereits aktuell eine Grippewelle haben“, so Lehmann. Im Vordergrund stehe die Einhaltung allgemeiner grundlegender Hygienemaßnahmen.
Ines Lehmann führt dazu weiter aus: „Angeschlossen an die III. Medizinische Klinik haben wir zudem eine Infektionsstation mit 21 Isolierzimmern mit Doppeltüren und Schleuse. Unsere Infektiologen haben darüber hinaus ja bereits Erfahrungen durch die Sars-Pandemie im
Jahr 2002 und durch die Mers-Coronaviren in 2012.“
Das Team der Infektiologie sei durch fachspezifische Weiterbildungen in Reise- und Tropenmedizin bestens vorbereitet auf derartige Situationen und Infektionskrankheiten, heißt es aus dem Krankenhaus. Seit Bekanntwerden der Coronavirus-Infektionen in China habe die Klinik eine Task Force, also eine schnelle Eingreiftruppe, aus Ärzten und Pflegern gegründet. Die Fachleute aus der Infektiologie, Hygiene, Mikrobiologie, Notfallmedizin und Pädiatrie würden sich regelmäßig treffen und die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und der Staatsregierung für das Augsburger Haus festlegen und umsetzen.
OTelefonnummer Bei Fragen zum Coronavirus können sich Bürger an die Hotline des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wenden. Telefonnummer: 09131/ 6808-5101.