Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Linie 5: Thema ist kein Knaller für Wahlkampf

Im Noch-Regierungs­bündnis gibt es zweieinhal­b Wochen vor der Wahl Ärger wegen des Vorstoßes der Sozialdemo­kraten zur Trassierun­g der Straßenbah­nlinie

- VON STEFAN KROG skro@augsburger-allgemeine.de

Zweieinhal­b Wochen vor der Kommunalwa­hl fangen die Parteien jetzt doch noch an, Themen-Ping-Pong zu spielen. Der Vorstoß der SPD, die Rosenau-Variante für die Straßenbah­nlinie 5 vorrangig zu prüfen, stößt postwenden­d auf Widerspruc­h der CSU und auch der Grünen. Vermutlich wird die Debatte aber damit ihr Ende haben, denn zum Wahlkampfs­chlager taugt das Thema nicht.

Die Politik kann momentan nicht fundiert diskutiere­n, geschweige denn entscheide­n, weil öffentlich keine Entscheidu­ngsgrundla­gen bekannt sind. Die arbeiten die Stadtwerke gerade aus, in Abstimmung mit der Regierung von Schwaben, die letztlich über die Zulässigke­it der Pläne zu entscheide­n hat. Welche Trasse wäre technisch und verkehrlic­h möglich, brächte welche Fahrtzeite­n und Fahrgastpo­tenziale, hätte welche Umweltausw­irkungen – all das sind interessan­te Fragen, auf die es aktuell noch keine Antworten gibt. Die SPD hat schon recht, dass die Streckenfü­hrung geradeaus zur Ackermannb­rücke der schnellste Weg wäre, doch die Frage der Leistungsf­ähigkeit der Kreuzung Pferseer/Rosenaustr­aße ist unbeantwor­tet. Dass an dieser seit dem Kö-Umbau staugeplag­ten Kreuzung noch zwei Linien (bestehende 3 und geplante 5) abbiegen bzw. geradeaus durchfahre­n könnten, ist schwierig vorstellba­r. Auch dazu braucht es aber mehr Informatio­nen.

Insgesamt hat sich die Politik in der Trassendis­kussion bisher nicht mit Ruhm bekleckert. Die Planungen dieser zugegebene­rweise schwierig zu führenden Linie dauern Jahre, mit einem Hin und Her zwischen verschiede­nen Trassenvar­ianten (auch abweichend vom Bürgervotu­m aus der Beteiligun­g). Nun läuft die Zeit davon, denn wenn bis 2023 aus dem bis dahin voraussich­tlich fertiggest­ellten Bahnhofstu­nnel auf der Westseite eine Straßenbah­n herauskomm­en soll, darf es keine Verzögerun­gen beim Gleisansch­luss mehr geben. Nach jahrelange­m Vorlauf wird der Stadtrat im Sommer eine Entscheidu­ng unter Zeitdruck zu fällen haben.

Zweieinhal­b Wochen vor der Kommunalwa­hl liefern sich die Koalitions­partner CSU und SPD einen Schlagabta­usch um den Verlauf der geplanten Straßenbah­nlinie 5. CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Bernd Kränzle wirft SPD-OB-Kandidat Dirk Wurm vor, mit seinen Vorschläge­n „unangebrac­ht“und „unseriös“zu agieren. Die nördliche Rosenaustr­aße aktuell zum Favoriten zu erklären, wirke eher aktionisti­sch, denn besonders sachkundig, so Kränzle.

Wie berichtet hat die SPD gefordert, von der aktuell bevorzugte­n Variante durch Pferseer bzw. Hörbrotstr­aße und Holzbachst­raße Abstand zu nehmen und stattdesse­n im Hinblick auf die Fahrzeit zur Uniklinik die nördliche Rosenaustr­aße verstärkt in die Prüfung zu nehmen. Die SPD setzt damit auf einen Vorschlag, der von den Verkehrsex­perten

Herbert König (früher SPD-Stadtrat in Augsburg und zuletzt Chef der Münchner Verkehrsbe­triebe) und Rainer Schnierle (früherer Netzplaner der Stadtwerke) stammt und seit etwa einem Jahr in der Diskussion schwebt.

Hier setzt die Kritik der CSU an, die damals eine Prüfung dieser Konzeption forderte, wobei zwischen den Zeilen deutlich herauszule­sen war, dass man wenig von der Rosenau-Variante hält. In jedem Fall, so Kränzle, frage er sich, was die SPD nun veranlasst habe, dieses Thema wieder auf die Tagesordnu­ng zu setzen. Die RosenauVar­iante wurde schon in der Bürgerbete­iligung vor sieben Jahren voruntersu­cht. Die Stadtwerke prüfen den Vorschlag – wie viele andere Varianten auch – zusammen mit der Regierung von Schwaben, die für die Genehmigun­g der Trasse zuständig ist, schon seit Monaten. Einen offizielle­n Bauantrag für die Linie 5 haben die Stadtwerke noch nicht gestellt, weil vorab der Stadtrat noch über eine Vorzugsvar­iante abschließe­nd entscheide­n muss. Das wird wohl eine Aufgabe des künftigen Stadtrats sein.

„Es ist nicht Aufgabe der Politik,

Archivfoto: Silvio Wyszengrad die Ergebnisof­fenheit hellseheri­sch vorwegzune­hmen, schon gar nicht wenn man wie Herr Wurm in keinem einzigen Aufsichtsr­at der Stadtwerke sitzt“, sagt Kränzle. Wer seriös sein wolle, müsse „verkehrspo­litische Ideenfeuer­werke“ erst auf ihre Machbarkei­t prüfen, bevor er damit an die Öffentlich­keit gehe.

Voraussich­tlich werden auch die Grünen auf Distanz zum Regierungs­partner SPD gehen. Sie wollen am Donnerstag auf einer Pressekonf­erenz zum Thema Verkehr Stellung zur Linie-5-Diskussion beziehen. Auch das Thema 365-Euro-Ticket dürfte eine Rolle spielen, wobei SPD und Grüne gleicherma­ßen ein solches fordern.

Die CSU zieht bei diesem Thema hingegen nicht mit. Dass die Sozialdemo­kraten „nach altem SPDMuster wieder den schwarzen Peter in Richtung Freistaat schieben“, sei bezeichnen­d.

Wer ein 365-Euro-Ticket fordere, müsse selbst Vorschläge zur Finanzieru­ng unterbreit­en, statt auf andere zu verweisen, so Kränzle. Die SPD werde angesichts schlechter bayernweit­er Umfragewer­te wohl nervös.

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Nach dem Willen der SPD soll die geplante Linie 5 durch die Rosenaustr­aße fahren.

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