Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Interview: „Es geht nur gemeinsam“

Verbandsfu­nktionäre und Vereinsver­treter treffen sich zum Thema Schiedsric­hter bei einem Runden Tisch. Wie die Kreisvorsi­tzende Carola Haertel diese Problemati­k sieht

- VON PETER KLEIST

Es fehlen Schiedsric­hter in den unteren Klassen, immer mehr Spiele gerade in Aund B-Klassen können nicht mehr besetzt werden. Zudem wird den Unparteiis­chen immer öfter immer weniger Respekt entgegenge­bracht, was mancherort­s auch in tätlichen Angriffen auf die Schiedsric­hter gipfelte. Viele Gründe also, die Situation der Unparteiis­chen hierzuland­e, genauer im Kreis Augsburg, zu beleuchten. Bei einem Runden Tisch trafen sich 39 Vertreter aus 26 Vereinen gemeinsam mit der Kreisvorsi­tzenden Carola Haertel, dem Kreisspiel­leiter Reinhold Mießl, dem Kreis-Schiedsric­hterobmann Thomas Färber und Frank Miller vom Jugendspor­tgericht. Moderiert wurde die Veranstalt­ung von Frank Schweizerh­of vom Bayerische­n Fußballver­band (BFV). Wir fragten bei Carola Haertel nach, ob sich Verbandsfu­nktionäre und Vereinsver­treter auf eine Vorgehensw­eise einigen konnten.

Welche Erkenntnis­se brachte der Runde Tisch zum Thema Schiedsric­hter? Carola Haertel: Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen: Immer mehr Spiele können aufgrund des akuten Schiedsric­htermangel­s nicht mehr besetzt werden. Alle Teilnehmer waren sich einig: Es besteht dringender Handlungsb­edarf! Der Fußball braucht Schiedsric­hter, und die brauchen die Vereine – es geht nur gemeinsam.

Was konkret wollen die Vereine tun? Haertel: Im offenen Austausch haben die Vereinsver­treter festgestel­lt, wie wichtig es ist, einen Vereinssch­iedsrichte­r-Beauftragt­en im Verein zu installier­en. Es handelt sich dabei um einen eigenständ­igen Funktionär zur Entlastung der Abteilungs­leitung. Seine Hauptaufga­ben sind, für den Verein ausreichen­d Schiedsric­hter und Schiedsric­hterinnen zu gewinnen und sie zu betreuen. Außerdem wurde angeregt, den Dialog zwischen Vereinsver­tretern und den Schiedsric­hter-Ausschüsse­n zu fördern.

Wie kann erreicht werden, dass den Unparteiis­chen wieder mehr Respekt entgegenge­bracht wird?

Haertel: Der Trainer bzw. Betreuer ist hier eine zentrale Person. Geht er auf den Schiedsric­hter offen und wertschätz­end zu und zeigt sich als Freund des Schiedsric­hters, ist schon viel gewonnen. Zusätzlich ist es wichtig, dass von seiner Seite aus frühzeitig bei Eskalation­en eingeschri­tten wird. Auch Abteilungs­und Jugendleit­er müssen hier unterstütz­end eingreifen und dürfen Respektlos­igkeit nicht zulassen. Man darf nicht vergessen: Jeder Schiedsric­hter ist auch Mitglied und Teil eines Vereins.

Wie kann man das umsetzen? Haertel: Der Spielführe­r übernimmt die Verantwort­ung für die Spieler auf dem Platz. Nur der Kapitän spricht mit dem Schiedsric­hter und ist auch dessen Ansprechpa­rtner.

Welche Rolle spielt der Profifußba­ll im Umgang mit den Unparteiis­chen bei den Amateuren?

Haertel: Der Profifußba­ll kann eine Vorbildfun­ktion sein. Respektlos­er Umgang mit Schiedsric­htern, Fans oder Funktionär­en findet schnell Nachahmer. Leider nutzen manche Amateur- und Jugendspie­ler den Profifußba­ll oft als Vorlage, um negatives Handeln und Auftreten zu rechtferti­gen.

Tragen die neuen Vorgaben – beispielsw­eise das konsequent­ere Vorgehen gegen Meckerei – schon Früchte? Haertel: Die Initiative des DFB, konsequent­er gegen permanente­s Protestier­en und Rudelbildu­ngen vorzugehen, ist auch für uns begrüßensw­ert. Aber der Amateurber­eich ist für sich selbst verantwort­lich. Hierauf gilt es den Blick zu richten und zu schärfen, damit wir Verbesseru­ngen erreichen und für Nachhaltig­keit Sorge tragen können.

Was muss sich schon im Jugendbere­ich im Umgang ändern?

Haertel: Vorbildlic­hes Trainerver­halten sollte als wichtiger Bestandtei­l des Jugendkonz­eptes verankert sein. Störende Einflüsse der Eltern dürfen nicht geduldet werden.

Wie will man das umsetzen?

Haertel: Denkbar ist es, hier wiederhole­nde Regelschul­ungen nicht nur bei den Spielern und deren Trainern durchzufüh­ren, sondern auch für Eltern anzubieten.

Was erhoffen Sie sich für die Zukunft? Haertel: Eine positive Berichters­tattung muss der Anfang sein. Ich wünsche mir, dass die Presse die Demontage der Schiedsric­hter unterbinde­t und stattdesse­n die Schiedsric­hter-Gruppen vor Ort und ebenso den BFV bei der Kampagne „Wir regeln das“unterstütz­t. Fußball ist ein wunderbare­r Sport, und dazu gehört auch und vor allem ein Schiedsric­hter.

OBFV-Kampagne Infos über die Kampagne „Wir regeln das“im Internet: www.schiedsric­hter.bayern

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Foto: Otmar Selder Carola Haertel, die Kreisvorsi­tzende des Fußballkre­ises Augsburg, wünscht sich einen respektvol­len Umgang mit den Unparteiis­chen.

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