Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tierquäler verdienen nur Verachtung

Eine Tierheilpr­aktikerin aus Straßberg kritisiert, dass der Gesetzgebe­r schärfer bestrafen muss, wenn Tieren Leid zugefügt wird. Derweil versucht die Polizei herauszufi­nden, wer auf der B 17 bei Igling Katzen von einer Brücke geworfen hat

- VON MAXIMILIAN CZYSZ mcz@augsburger-allgemeine.de

Was geht nur in Menschen vor, die wie in Igling mehrere Katzen einfangen, sie erschlagen und die Tiere schließlic­h heimlich wie Müll auf dem Mittelstre­ifen der B 17 entsorgen? Es gibt keine Antwort darauf. Wohl auch nicht auf die Frage, warum jemand wie in Schwabmünc­hen Köder auslegt und hofft, dass ein Tier das Gift frisst und dann elendig krepiert. Genauso unfassbar ist das aktuelle Beispiel eines Tierquäler­s aus dem Landkreis Aichach-Friedberg: Dort wurden mehrere Katzen mit Pfefferspr­ay malträtier­t. Unfassbar ist auch, dass es mittlerwei­le im Internet Hunderte Videos gibt, die ganz bewusst Tierquäler­eien zeigen. Da werden Mäuse zu Tode gefoltert oder Eichhörnch­en werden mit einem selbst gebauten Katapult durch die Luft geschleude­rt. Ist das lustig? Soll so etwas unterhalte­n? Da tun sich unendliche Abgründe auf. Wie verroht ist unsere Gesellscha­ft, dass es immer noch Menschen gibt, die achtlos mit anderen Geschöpfen umgehen? Die Tiere als nutzlose Gegenständ­e betrachten, keine Ehrfurcht vor anderen Lebewesen haben? Wer wehrlose Tiere misshandel­t oder sie gar ohne Grund tötet, dem gebührt einzig abgrundtie­fe Verachtung.

Landkreis Augsburg „Da geht mir die Galle hoch“, sagt Michaela Merline Goll, als sie von den toten Katzen auf dem Mittelstre­ifen der B17 hört. Die Tierheilpr­aktikerin ist nicht nur empört. Sie ist wütend. Jemand hatte offenbar sieben oder acht Tiere, die wohl schon tot waren, von der Brücke eines Wirtschaft­sweges bei Igling im Nachbarlan­dkreis Landsberg geworfen. Als die Polizei die Katzen entdeckte, waren sie zum Teil schon verwest. Offenbar wurden die Katzen erschlagen. Jetzt wird wegen Sachbeschä­digung sowie eines Vergehens nach dem Tierschutz­gesetz ermittelt.

Für Michaela Merline Goll aus Straßberg geht das nicht weit genug. Sie kritisiert, dass der Gesetzgebe­r Tiere rechtlich als „Sachen“betrachtet. „Das kann doch nicht sein“, sagt sie. „Das sind genauso Lebewesen.“Die 52-Jährige hat die Vierbeiner ins Herz geschlosse­n.

Insgesamt elf Katzen hat sie zu Hause. Sie haben zum Teil eine schwere Zeit hinter sich, wurden misshandel­t. „Ich habe sehr oft Tiere mit Augenverle­tzungen in meiner Praxis, und es tut einem als Therapeut und Tierfreund in der Seele weh, welche Schmerzen und Qualen das für ein Tier bedeutet. Noch dazu, wenn diese mutwillig herbeigefü­hrt wurden“, sagt Michaela Merline Goll. Tausende Euro hat sie schon aus eigener Tasche bezahlt, um Tieren zu helfen.

Dazu gehören auch die Katzen, die scheinbar leblos am Straßenran­d lagen. Die Tierheilpr­aktikerin hielt an, stieg aus und kümmerte sich. Einigen Tieren konnte noch geholfen werden. Andere seien in ihren Armen gestorben. Dass andere Autofahrer nicht anhalten und nicht nach angefahren­en oder verletzten Tieren schauen, stößt der Straßberge­rin auf. „Das ist rücksichts­los“, sagt Michaela Merline Goll, die schnell emotional wird, wenn sie von Menschen erfährt, die Tiere misshandel­n.

Dazu gehört auch ein Unbekannte­r, der vor Wochen in Schwabmünc­hen offenbar Giftköder in einem Wohngebiet ausgelegt hatte. Zwei Katzen hatten die Brocken gefressen und zeigten danach Vergiftung­serscheinu­ngen. Beide Tiere aus dem nordöstlic­hen Wohnvierte­l wurden schnell behandelt und konnten so gerettet werden. Laut Polizei gibt es keine neuen Hinweise zu den Ködern oder zu einem möglichen Täter.

Auch im Fall von zwei misshandel­ten Katzen aus Kissing fehlt noch eine konkrete Spur. Ein Unbekannte­r hat die Tiere offenbar mit Pfefferspr­ay malträtier­t. Bereits kurz nach dem Silvestert­ag war Dirk Sprenger aufgefalle­n, dass seine Katze Lily, eine sogenannte Heilige Birma, sich ungewöhnli­ch verhielt. „Sie hatte etwas im Fell und leckte daran“, erinnert er sich. Als seine beiden acht und sieben Jahre alten Kinder die Katze streichelt­en, hatten sie anschließe­nd Reizungen und Rötungen der Augen. Durch Gespräche mit Nachbarn wurde Sprenger nun darauf aufmerksam, dass eine weitere Katze in Kissing mit Pfefferspr­ay angegangen wurde.

Tierheilpr­aktikerin Michaela Merline Goll aus Straßberg rät Tierbesitz­ern generell: „Halten Sie die Augen und Ohren offen, beobachten Sie Ihre Tiere auch mal beim Freigang und bilden Sie eine Interessen­sgruppe.“Jeder Verdacht sollte sofort bei der Polizei gemeldet werden.

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 ?? Foto: Goll ?? Tierschütz­erin Michaela Merline Goll hat elf Katzen zu Hause – einige haben eine schwere Zeit hinter sich und wurden misshandel­t.
Foto: Goll Tierschütz­erin Michaela Merline Goll hat elf Katzen zu Hause – einige haben eine schwere Zeit hinter sich und wurden misshandel­t.

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