Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kein Schnee, keine Arbeit?
Schnee und Eis sind zurzeit eher Mangelware. Die Mitarbeiter des Dillinger Kreisbauhofs haben trotzdem genug zu tun
Dillingen Acht Grad und Sonnenschein. Auf dem Gelände des Dillinger Kreisbauhofs im Stadtteil Schretzheim ist es an diesem Vormittag Ende Februar verdächtig ruhig. Straßenwärter sind nicht zu sehen. Kein Wunder, mag man denken, der Winter ist milde, sehr milde. Schnee sucht man vergebens. Im Raum Augsburg war es allein im Februar im Durchschnitt fünf Grad zu warm. Der Meteorologe Jürgen Schmidt vom Portal wetterkontor.de spricht von einem „Rekordmonat“. Da stellt sich die Frage, was der Winterdienst im Landkreis Dillingen zu tun hat, wenn das Schneeräumen wegfällt. Liegen die Straßenwärter auf der faulen Haut? Das verneint der stellvertretende Straßenmeister des Kreisbauhofs Josef
Paulus: „Es gibt keinen Leerlauf.“Der Leiter des Tiefbauamts, Roman Bauer, pflichtet ihm bei.
Der Kreisbauhof ist für 450 Kilometer Straße im Landkreis zuständig. Dafür stehen 15 Fahrzeuge zur Verfügung. Schon im Oktober beginnen die Vorbereitungen für den Winterdienst. Man müsse für alles gerüstet sein, betont Straßenmeister Paulus. Dabei wirkt der 56-Jährige äußerst gelassen, mit knapp 34 Jahren Berufserfahrung. Jeden Tag fährt um 3 Uhr morgens der „Wettermelder“, ein Kontrollfahrzeug, aus. Der Fahrer gibt seinen Kollegen Bescheid, ob ein Einsatz nötig ist. Die Straßenwärter, die für eisfreie Straßen sorgen, rücken um 4 Uhr morgens aus. Bis April sind Einsätze des Winterdienstes möglich. 41 Streueinsätze gab es bis jetzt, nicht mal halb so viele wie im Vorjahr.
Zum Vergleich: Im Winter 2012/13 sind die Männer vom Bauhof 147 Mal ausgerückt. 2300 Tonnen Salz wurden damals auf den Straßen im Landkreis Dillingen verteilt. Diesen Winter sind es bis jetzt nur 450 Tonnen. Die Salzhalle auf dem Gelände des Bauhofs fasst 1000 Tonnen. Die Halle muss wohl erst wieder für den kommenden Winter neu bestückt werden.
Schon seit mehreren Jahrzehnten nutzen die Bauhöfe nicht nur trockenes Salz, sondern eine 22-prozentige Salzlösung. Diese Mischung bleibt besser auf den Straßen liegen und hat eine bessere Umweltbilanz.
In diesem Winter blieb es für das Einsatzteam häufig bei einem kurzem Blick auf das auf dem Nachttisch liegende Mobiltelefon: Die Straßenwärter konnten noch eine Weile weiterschlafen. Dass die Mitarbeiter ihre
Schicht um 7 statt 4 Uhr antreten konnten, ist nicht der einzige Vorteil des milden Winters, wie Tiefbauamtsleiter Bauer bemerkt.
Und was gibt es sonst zu tun? Bei den milden Temperaturen hat man beim Kreisbauhof unter anderem Zeit für Grünflächenarbeiten. Bäume dürfen oftmals nur zwischen Oktober und Februar geschnitten werden. Es gibt mehr Zeit für Kontrollgänge. Und das komme der Sicherheit zugute, weiß der Straßenmeister. Denn bei Unwettern, wie Sturm Sabine, fallen nach sorgfältigen Kontrollen weniger Baumschäden an.
Zur Mittagszeit herrscht auf dem Kreisbauhof mehr Trubel. Einige Bauhofmitarbeiter sind von Straßenarbeiten zurück. Eisenteile werden verräumt, Straßenschilder werden aufgeladen. Die Sonne scheint. Die Laune ist gut.