Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein genauer Blick nach Augsburg kann sich lohnen

Bundestrai­ner Joachim Löw hat bislang Florian Niederlech­ner und Philipp Max bei Nominierun­gen ignoriert. FCA-Trainer Schmidt aber ist überzeugt, dass zumindest der Stürmer auf einer Nachrücker­liste steht – mit Chancen auf die Europameis­terschaft

- VON MARCO SCHEINHOF Sky) ZDF Sportstudi­o Bayerische­n Fernsehen Blickpunkt Sport

Florian Niederlech­ner dürfte das Wetter gefallen haben. Schnee mag der Stürmer des FC Augsburg. Aber auch unbedingt beim Training? Bei der Einheit am Donnerstag­nachmittag, der letzten öffentlich­en vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/

gegen Borussia Mönchengla­dbach, war schon nach gut 45 Minuten Schluss. Der Platz war schneebede­ckt, es machte wenig Sinn, länger draußen in der Kälte zu bleiben. „Jetzt gehen wir alle zum Schneemann­bauen“, sagte Trainer Martin Schmidt und lachte.

Das kurze Trainingss­piel zuvor war mühsam gewesen. Gerade auch für die Offensivsp­ieler, die wie alle auf dem rutschigen Rasen wenig Halt und damit Probleme beim Torabschlu­ss hatten. Dafür läuft es bei Niederlech­ner in dieser Saison umso stabiler. Elf Tore, neun Vorbereitu­ngen, das ist eine erstklassi­ge Quote. Kein Wunder, dass der 29-Jährige derzeit ein gefragter Mann ist. Vor zwei Wochen war er am Abend nach dem Heimspiel gegen den SC Freiburg im des eingeladen, an diesem Sonntag ist er im

bei zu Gast. Vor zwei Wochen konnte er von einem 1:1 gegen Freiburg berichten. Welche Laune er wohl nach der Partie in der WWK-Arena gegen den Tabellenvi­erten haben wird?

Niederlech­ner ist ein Mann der offenen Worte. In Leverkusen ärgerte er sich sehr über ein Handspiel seines Gegenspiel­ers, das ihm eine klare Torchance raubte, vom

Schiedsric­hter aber nur mit einer Gelben Karte geahndet wurde. Für Niederlech­ner wäre zwingend ein Platzverwe­is nötig gewesen, wie er auch deutlich sagte. Und wer weiß, wie sich die Partie dann entwickelt hätte. So aber verloren die Augsburger 0:2. Auch weil Niederlech­ner in der ersten Hälfte eine gute Kopfballch­ance vergeben hatte, der Ball flog neben das Tor.

Niederlech­ner ist also in aller Munde. Nur der Bundestrai­ner scheint noch etwas zurückhalt­end zu sein. Es könnte sich der Verdacht aufdrängen, dass Joachim Löw kein allzu genaues Auge nach Augsburg

Auch Philipp Max wird von etlichen Experten bescheinig­t, auf der linken Seite ein Mann für das Nationalte­am zu sein. Doch ebenso wie Niederlech­ner fehlt noch der Anruf von Löw. „Ich habe volles Vertrauen in die Arbeit von Joachim Löw“, sagte Martin Schmidt. „Er macht seine Arbeit wie in den vergangene­n Jahren, die sehr, sehr erfolgreic­h ist“, so der FCA-Trainer weiter. Soll sich also keiner Sorgen machen. Beim DFB werde es keinem entgehen, wenn ein deutscher Spieler in der Bundesliga oder einer anderen europäisch­en Liga überragend­e Leistungen zeigt.

Es stellt sich aber auch immer die Frage: Wer passt in das System von Joachim Löw? Und: Welche Anforderun­gen muss der Spieler erfüllen? Muss er spielstark oder kampfstark sein? Wird er zum Anlaufen gegen die gegnerisch­e Abwehr gebraucht oder eher als Wandspiele­r, der die Bälle sicher prallen lässt? Niederlech­ner ist laufstark, keine Frage. Und er glänzt sowohl als Vorbereite­r als auch als Vollstreck­er. Das sollte doch eine gute Basis sein.

„Die Nationalma­nnschaft hat eine Statik, die das Team zusammenhä­lt“, sagte Schmidt. Sollte diese Statik brüchig werden durch Verwirft. letzungen oder Formkrisen, muss Löw reagieren. Die Liste an Kandidaten dürfte dabei lang sein. „Die haben sicher eine Back-up-Liste, auf der auch Flo draufstehe­n wird“, vermutete Schmidt. Bleibt nur die Frage, wann die zum Greifen kommt. Niederlech­ner jedenfalls würde mit Freude ans Telefon gehen, wenn der Bundestrai­ner anruft. Im Fall einer Nominierun­g für die Europameis­terschaft würde er sogar seine für den Sommer geplante Hochzeit verschiebe­n. Aber so weit ist es noch lange nicht.

Schmidt vertraut darauf, dass die verantwort­lichen Personen beim

DFB Statistike­n lesen können und dieses auch tatsächlic­h tun. Auch im Fall von Philipp Max werden sie feststelle­n, dass der Linksfuß eine ordentlich­e Saison spielt. Bei ihm sind schon sieben Tore und fünf Vorlagen zusammenge­kommen, was in seiner Position als außergewöh­nlich gelten darf. Denn oftmals spielt der 26-Jährige als linkes Glied der Viererabwe­hrkette, was offensive Ausflüge limitiert. Max aber nutzte vor allem die Spiele, in denen er offensiver ran durfte, um seine Bilanz zu verbessern. Und diese Bilanz ist nachzulese­n, auch für den DFB. Genau wie bei Florian Niederlech­ner.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Philipp Max (links) und Florian Niederlech­ner haben in dieser Saison gute Statistikw­erte. Offenbar aber reicht das noch nicht, um auch von Bundestrai­ner Joachim Löw berücksich­tigt zu werden.
Foto: Ulrich Wagner Philipp Max (links) und Florian Niederlech­ner haben in dieser Saison gute Statistikw­erte. Offenbar aber reicht das noch nicht, um auch von Bundestrai­ner Joachim Löw berücksich­tigt zu werden.

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