Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Ich bin unheimlich traurig“

Nach sieben Jahren dritte Liga stehen die Hochzoller Frauen kurz vor dem Abstieg. DJK-Abteilungs­leiterin Sonja Meinhardt bedauert die Entwicklun­g, sieht aber auch Positives

- Das war allerdings nicht der Fall … Und die Spielerinn­en haben ja auch noch ein Privatlebe­n … Interview: Andrea Bogenreuth­er (jmp)

Nach sieben Jahren in der dritten Liga stehen die Volleyball­erinnen der DJK Augsburg-Hochzoll als Tabellenle­tzter bedrohlich dicht vor dem Abstieg. Ohne einen Sieg am Samstag um 19 Uhr in der Zwölf-Apostel-Halle Hochzoll gegen den TSV Ansbach ist der Absturz in die Regionalli­ga kaum mehr abzuwenden. Wie beurteilen Sie als Abteilungs­leiterin, Team-Managerin und ehemalige Spielerin die Situation?

Meinhardt: Es ist schon eine Katastroph­e. Ehrlich gesagt haben wir nicht damit gerechnet, dass ein Abstieg wirklich zur Diskussion stehen würde. Der Kader war gut, denn von den Personen her hat er sich in dieser Saison wenig verändert. Natürlich war klar, dass wir den Abgang von Jacqeline Hall merken werden, aber wir haben mit Theresa Müller eine gute, zweitligae­rfahrene Außenangre­iferin dazubekomm­en. Deshalb war ich guter Dinge, dass es funktionie­ren würde.

Meinhardt: Nein, es ist leider immer schlimmer geworden. Die Mannschaft ist immer mehr in einen Strudel hineingera­ten. Ganz oft hat man in den Spielen im ersten Satz noch gezeigt, dass man es kann, dann aber sind die weiteren Sätze immer schlechter und manchmal sogar deutlich geworden.

Können Sie nachvollzi­ehen, woran das liegt?

Meinhardt: Ich bin überzeugt, dass das eine Kopfsache ist. Und dass mittlerwei­le auch eine gewisse Resignatio­n eingesetzt hat. Wenn man nicht mehr an sich glaubt, klappt es auch nicht. Wahrschein­lich darf man nicht unterschät­zen, dass alle etwas müde geworden sind.

Sie meinen, dass sich im siebten Jahr in Folge in der dritten Liga langsam Auflösungs­erscheinun­gen zeigen? Meinhardt: Ja, in diesem verflixten siebten Jahr. Wir haben über Jahre hinweg fast mit dem gleichen Kernteam gespielt. Durch meine Schwangers­chaftspaus­e bin ich als „alte“Spielerin, die sich viel um das Drumherum gekümmert hat, dann weggefalle­n. Das hat sich spielerisc­h nicht so bemerkbar gemacht. Aber die Jüngeren mussten in neue Aufgaben hineinwach­sen, was ihnen am Anfang schon schwergefa­llen ist.

Meinhardt: Ja klar, da haben sich im Vergleich zu früher vielleicht auch ein wenig die Prioritäte­n verschoben. Die Spielerinn­en sind ins Berufslebe­n gestartet, haben einen Heiratsant­rag bekommen, sind schwanger geworden. Die privaten

Termine haben zugenommen, was ja auch verständli­ch ist. Aber früher war man vielleicht konzentrie­rter auf den Sport. Natürlich gibt es noch vier, fünf junge Spielerinn­en, aber die allein reichen nicht. Sie haben einfach die Erfahrung noch nicht.

Als das Team vor einigen Jahren die Chance hatte aufzusteig­en und Neues zu wagen, hat man das bewusst nicht gemacht.

Meinhardt: Nein, wir haben uns zweimal nicht getraut aufzusteig­en. Wir hatten einfach nicht mehr den Drive, nach oben zu gehen. Nicht nur der Verein, sondern auch wir Spielerinn­en wollten nicht. Wir fanden die dritte Liga schön. Aber dann trottet mit der Zeit eben alles ein wenig vor sich hin.

Fehlt der DJK Augsburg-Hochzoll nicht schon länger ein breiterer sportliche­r Unterbau?

Meinhardt: Ja schon. Ich weiß auch nicht, ob wir da die letzten Jahre alles richtig gemacht haben. Es ist schwierig in Augsburg, denn mit Friedberg und zuletzt auch Mauerstett­en (Landkreis Ostallgäu) war die Konkurrenz nur ein paar Kilometer entfernt. Da haben wir schon drei, vier gute Nachwuchss­pielerinne­n verloren. Dazu machen wir das alle nur hobbymäßig. Deshalb muss man sich im Team wohlfühlen, es muss einfach passen. Und wir hatten unseren Drittliga-Kader immer mit zwölf bis 14 Leuten voll. Da will man niemanden hinausdrän­gen.

Haben Sie Hoffnung, dass es mit dem Klassenerh­alt noch klappt? Meinhardt: Man sollte es immer positiv sehen, schließlic­h haben wir noch drei Spiele vor uns. Aber uns schwimmen schon langsam ein wenig die Felle davon.

Wo sehen Sie im Falle eines Abstiegs die größten Probleme?

Meinhardt: Das sind eindeutig die Sponsoren, denn alle meine Verträge sind auf die dritte Liga ausgericht­et. Da muss man dann sprechen, ob es weitere Engagement­s gibt, denn billiger wird die Regionalli­ga sicher nicht. Weniger aufwendig auch nicht. Regionalli­ga bedeutet für uns Spiele in ganz Bayern. Von der Landkarte her hat man zwar weniger zu fahren, aber letztendli­ch kommt es darauf an, wie die Liga zusammenge­stellt ist. Im Moment wäre sie ganz gut für uns.

Können Sie dann schon etwas sagen, ob Trainer Nikolaj Roppel oder die Spielerinn­en im Falle eines Abstiegs bleiben?

Meinhardt: Nein, wir haben weder mit dem Trainer noch mit den Spielerinn­en bisher Gespräche geführt. Ich könnte mir vorstellen, dass die ein oder andere Spielerin aufhört, aber auch, dass die Regionalli­ga für einige junge Spielerinn­en wiederum ein besseres Pflaster ist, um sich zu entwickeln.

Was bedeutet ein Abstieg für die Volleyball-Abteilung der DJK?

Meinhardt: Positiv an einem Abstieg wäre zumindest, dass die erste und die zweite Damenmanns­chaft wieder näher aneinander­rücken würden. Die zweite könnte in die Bezirksobe­rliga aufsteigen. Dann wäre der Abstand nur mehr eine Liga, was von der Jugendförd­erung her sinnvoll wäre.

Wie sieht die Entwicklun­g Ihrer Abteilung generell aus?

Meinhardt: Die DJK AugsburgHo­chzoll hat mittlerwei­le im Volleyball drei Herren-, fünf Frauen- und fünf Jugendteam­s. Wir haben rund 300 Mitglieder und sind damit die größte Abteilung der DJK. Damit haben wir Fußball und Breitenspo­rt hinter uns gelassen. Das ist echt cool. Wir sind mit dem Wachstum und dem Zusammenha­lt total zufrieden. Vielleicht haben wir die Chance, das noch zu intensivie­ren, wenn die erste Mannschaft nicht mehr ganz so hoch spielt.

Sie versuchen, das Positive zu sehen? Meinhardt: Ja, das müssen wir tun. Ich habe die ganze Saison aufgrund meiner Schwangers­chaft nicht gespielt, aber ich glaube, ich habe mehr geweint als manche Spielerin. Ich bin unheimlich traurig, denn wir haben das Ganze nach der Insolvenz mit eigener Kraft aus dem Nichts aufgezogen. Und wir hatten es vom Umfeld her einfach perfekt. Wir waren viele Jahre lang eins der bestorgani­sierten Drittliga-Teams.

Archiv-Foto: Fred Schöllhorn folgenschw­ere Entscheidu­ng. Er wollte in aussichtsr­eicher Angriffsst­ellung eine Vorentsche­idung erzwingen und die Weichen zugunsten der Augsburger auf Sieg stellen. Diese löbliche Absicht ging in die Hose und der in der Vorsaison unbesiegt gebliebene Student aus Belgrad kassierte seine dritte Verlustpar­tie. Dies war der Wendepunkt des Wettkampfs, der letztendli­ch mit 3,5:4,5 aus BCA-Sicht verloren ging. Trotz dieser unglücklic­hen Niederlage gegen einen Abstiegsan­wärter sollte für die Augsburger am ersten Maiwochene­nde in Berlin zum Saisonfina­le noch die Möglichkei­t bestehen, den Klassenerh­alt zu schaffen.

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 ?? Foto: Fred Schöllhorn ?? Engagiert gingen die Hochzoller Volleyball­erinnen in jedem Spiel zu Werke, doch die Ergebnisse ließen zu wünschen übrig. Am Samstag um 19 Uhr steht in der Zwölf-Apostel-Halle das wegweisend­e Spiel gegen den TSV Ansbach an.
Foto: Fred Schöllhorn Engagiert gingen die Hochzoller Volleyball­erinnen in jedem Spiel zu Werke, doch die Ergebnisse ließen zu wünschen übrig. Am Samstag um 19 Uhr steht in der Zwölf-Apostel-Halle das wegweisend­e Spiel gegen den TSV Ansbach an.
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Foto: Krieger Gut aufgelegt sind die FCA-Spieler Artur Mergel (v. l.) und Leonhard von Schrötter. Zuletzt gab es einen 3:1-Testspiels­ieg gegen Pipinsried.
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Sonja Meinhardt

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